Okrofrüchte verwandeln das Ganze in eine schleimige, fadenziehende
Suppe mit tief violetter Färbung.
"Während des Marsches hahe ich nie abgekocht; nur gelegentlich
eines Haltes oder auch im Wandern ein Gabelfrühstück (ohne Gabel),
bestehend aus den Frühstücks- oder, genauer, Mahlzeitresten des vorhergehenden
Tages, ein paar ergatterten, rohen Eiern oder Bananen,
Ananas u. dergl. verzehrt. Leider bekommt man selten frische Eier.
Der Neger kennt deren Genufs nicht und so sind sie oft etwas anrüchig;
man gewöhnt sich auch daran, wie man natürlich auch an tadellose
Beschaffenheit des Fleisches der vielleicht schon im gestrigen Quartier
geschlachteten Ziege u. s. w. keine allzu strengen Anforderungen
stellen darf.
Frühstück. Das Frühstück setzt sich zusammen aus einer oder mehreren
Tassen Thee oder Kakao und den mehr oder minder beträchtlichen
Resten der Buschsuppe, des Wildbratens vom Tage vorher. Es ist
immer gut, ein recht ausgiebiges Frühstück im Magen zu haben. In
diesem Punkte, wie in gar manchen anderen, folgten wir, nicht zu
unserem Schaden, den lebensklugen Ratschlägen unseres getreuen
Blutsfreundes, des Balihäuptlings Garega, welcher stets behauptete,
man müsse vor Antritt eines Marsches möglichst viel essen; im Busch
wisse man nie, was einem den Tag über begegne und ob man noch
Zeit finde, dieses Versäumnis nachzuholen. —■ —
Sachgemäfse Vorbereitung, Ausrüstung und Lebensweise verbürgen
immerhin auch in den so übel berüchtigten westafrikanischen Tropen
in ziemlich hohem Grade Erhaltung der Gesundheit, wenigstens in
dem Mafse, dafs die Expedition durch- und zu Ende geführt werden
kann, und geben berechtigte Hoffnung, ohne allzu schwere Schädigung
in die Heimat zurückkehren und die Ergebnisse unserer Wanderungen
als bescheidenen Beitrag zur Ausdehnung der Kenntnis unserer Mutter
Erde niederlegen zu können.
Sin KrSfk- Welche Gefahren drohen denn der Gesundheit, abgesehen von
heiten. Verwundungen und Unglücksfallen, im Innern Nord-Kameruns? Auch
hierüber giebt man sich in der Heimat unrichtigen und übertriebenen
Vorstellungen hin. Diesen zufolge ist ihre Zahl Legion und jede einzelne
fast tödlich. Es sind ihrer nicht so sehr viele und die verhältnis-
mäfsig wenigen nicht so unbedingt gefährlich.
Mir, dem Laien, fä llt gewifs nicht ein, eine lange, gelehrte, ärz tliche
Abhandlung einzuschalten, aber was jeder sehen und beobachten
kann, will ich aussprechen.
Es fehlt eine ganze Reihe von Krankheitsbildern, die man zu
Hause, als zum notwendigen Rüstzeug der „todbringenden“ Tropen
gehörig, als selbstverständlich dort vorhanden vorauszusetzen beliebt.
Hitzschlag, gelbes Fieber, typhöse, die meisten Infektions- sowie E n tzündungskrankheiten
der Brustorgane habe ich bei Weifsen nie beobachtet.
Fü r den Europäer kommen in diesen Gebieten nur die drei, den
Tropen überhaupt mehr oder weniger eigentümlichen Erkrankungsformen
m Betracht: Malaria mit ihren Folgen in Gestalt von Leberund
Milzbeschwerden, Dysenterie und verschiedene Hautkrankheiten.
Dabei darf ich aber schon hier eine scharfe Trennung der beiden
Regionen des Nord-Hinterlandes nicht unerwähnt lassen: im W a ld -
la n d e finden wir diese d r e i Krankheitsbüder, im G r a s l a n d e verliert
gerade die schwerste und gefürchtetste Erscheinung der Tropen,
die Malaria, ganz außerordentlich an Stärke und Häufigkeit der Anfälle,
ja zeitenweise muß sie als geradezu ausgeschaltet bezeichnet
werden.
Was das Fieber, die Malaria, anlangt, so habe ich als Nicht- m*w
fachmann dem bereits oben (Abschnitt H , S. 45 u. £) darüber Gesagten
nicht sehr viel mehr hinzuzufügen. Geschüttelt wird ein jeder
davon; dagegen hilft kein noch so gesunder, kräftiger Körper. Im
Gegenteil; ich habe an den allerdings nur wenigen Weifsen, die im Laufe
der beiden Jah re meines Aufenthaltes in Nord-Kamerun der Expedition
angehort haben, die Beobachtung gemacht, d aß durchaus nicht immer
derjenige, welcher die meisten körperlichen Kräfte be saß , auch dem
Fieber am besten widerstanden h a t Es scheinen also die verschiedenen
Persönlichkeiten fü r das Malariagift, mag es nun woher und"
wie immer auf den Menschen übertragen werden, eine sehr verschiedene
Empfänglichkeit zu besitzen, welche in gar. keinem Zusammenhänge
mit einer mehr oder minder kräftigen Leibesbeschaffenheit steht. Den
dort aufgeführten Ursachen selbstverschuldeter Fiebererkrankungen
möchte ich hier bei Besprechung des Marsch- und Wanderlebens im
Busch eine weitere anfügen: die Unvorsichtigkeit, längere Zeit ohne
Kopfbedeckung den lotrechten Strahlen der Äquatorialsonne sich auszusetzen,
quittiert diese pünktlich mit einem Malariaanfall — eine Beobachtung,
die Zmtgraff und ich, namentlich auf der Station, häufig und
ausnahmslos eintreffend gemacht haben. Es genügte schon eine Viertelstunde.
Man wandelt wohl ungestraft un ter den Palmen des Südens,
wenn einem nicht gerade eine Kokosnuß auf die Nase fällt, nicht aber
unbedeckten Hauptes unter der Sonne des Südens.