Form elektrische Auslösung ein tritt. Boussignaults Bemerkung für den
Kalmengürtel ist auch für diese Gegend vollkommen zutreffend: „Ein
mit feinen Sinnen begabter Beobachter kann das Donnern und Blitzen
das ganze J a h r hindurch hören und fühlen.“ Zu manchen Zeiten habe
ich die elektrische Spannung der Atmosphäre recht deutlich und recht
unangenehm verspürt: die Tornadoperioden kündigten sich mir mit
wachsender Nervosität und körperlichem Unbehagen früher an als mit
einer phänomenalen Aeufserung.
In der R e g e n z e it sind elektrische Entladungen in Form von ausgesprochenen
Gewittern selten, und letztere erreichen nicht annähernd
die Stärke der Trockenzeitstornados. In den gleichförmig starken
Regengüssen bei meist geringer Windstärke und unter schwachen und
pausierenden elektrischen Schlägen finden sie s ta tt in der Dauer von
ein bis zwei Stunden, um dann meist in einfachen Regen überzugehen.
Die Hauptanzugsrichtung war Südwest. Fü r gewöhnlich beschränkten
sich die Gewittererscheinungen auf fern im Nordosten schwach rollenden
Donner. An bestimmte Tageszeiten hielten sie sich nicht.
Anders in der T ro c k e n z e it bezw. in den Tornadoperioden.
Die Richtung, aus der Gewitter, Regen und Wolken anziehen,
stimmt (Ende Oktober) bereits nicht mehr, wie^bisher, mit der Windrichtung
überein. Täglich sind elektrische Entladungen festzustellen,
die teils in Gewittern über der Station stattfanden, teils als Donner
in gröfserer Entfernung sich kundgaben. Der Tornadocharakter wird
immer ausgeprägter: Windstärken von 5, 6, ja 7 und 8, bisweilen stofsweise
einsetzend, Dauer der Gewitter nicht selten manchmal nur eine
halbe Stunde, gewaltige Regenmengen vom Winde gepeitscht, heftige
elektrische Entladungen, plötzlich eintretende Pausen, dann von neuem
Abb. 126 beginnend gewaltige Schläge, plötzlicher
Schlufs. Solcher Tornados kamen nicht
selten 3, 4, 5 in e in em Tage; meist erst
nach Mittag beginnend.
Hinsichtlich der An- und Abzugsrichtung
habe ich in allen Tornadoperioden die
Beobachtung gemacht, dafs die Gewitter im
Schleifenförmiger Anzug Nordosten aufzusteigen pflegen, mit oder
der Tornados.
ohne Entladung über Norden nach Westen
ziehen und von Süden oder Südwesten auf die Station zu kamen, wo
dann der eigentliche bezw. zweite und heftigere Ausbruch sta ttfan d ; die
Bewegung glich also einer Schleife (Abb. 126), Die jeweils herrschende
Bodenwindrichtung übte auf diesen Gang nicht den geringsten Einflufs aus.
Die bei Tage sich entladenden Gewitter waren an elektrischer wie
Regenstärke heftiger als nachts.
Die Ende Jan u a r in die Trockenzeit sich einfügende Tornadoperiode
und die dann bis zum Beginn der Regenzeit intermittierend
auftretenden Gewitter zeigten sehr ähnliches Verhalten wie vorgeschildert,
an Zahl und Stärke sich jedoch erhöhend; insbesondere
steigerte sich die Luftbewegung in einigen Fällen bis zum Sturm. So stürme,
brauste am 8. März 1892 ein solcher an und warf uns ein neuerbautes
Haus auf der Station über den Haufen, der übrigen Verheerungen
nicht zu gedenken, und am 7. Mai fiel ein zweites Opfer, das alte
Stationshaus (vergl. hierzu S. 208).
Häufiger als bei den Uebergangsperioden beobachtete ich in der
in die Trockenzeit fallenden Tornadoreihe eine eigenartige Wolken- Tornado-
. wolken.
formation, mit der sich das Gewitter am Horizont heraufschob: zwei,
auch drei breit übereinander gelagerte Schichten, parallel zum Horizont,
scharf getrennt, Auch der Farbe nach. Die unterste Schicht war
grau-, auch blauschwarz, die nächste etwas heller, die oberste weifsgrau.
Der ganze übrige Teil des Himmels wölbte sich noch in reinem
Blau. Die Wolkenform der zwei bezw. drei Schichten war Stratus mit
einzelnen sich dazwischen erhebenden Cumuli. Das Ganze sah etwa
aus, wie Abb. 127 zeigt.
Abb. 127.
Eigenartige Gewitterwolkenbildung.
Sehr bedeutend war stets der Temperaturniedergang während und Temper»-
auch noch unmittelbar nach dem Gewitter. Das Minimumthermometer