war oft bis au f die des Morgens abgelesene Temperatur herunter-
gegangen, zeigte zuweilen sogar noch 0,2» ja 0,6» weniger. Die
Folge dieser Abkühlung, die in den oberen Luftschichten zweifelsohne
noch beträchtlicher war: Hagelfall, habe ich bereits aufgeführt.
Von m unseren Breiten unbekannter Intensität und Heftigkeit
sind einerseits die niedergehenden Regenmassen und ganz besonders die
elektrischen Entladungen. Nach beiden Richtungen kann man aus
e in em kurzen Tornado der Baliländer gut v ie r schwere deutsche
Gewitter machen.
Der Regenmesser zeigte bei n u r 10 bis 15 Minuten Dauer eines
Gewitters nicht selten 20, 30 und mehr Millimeter. Vergleiche auch
die Regenkurven Abb. 122 bis 125 (S. 531 u. f.), wonach unter anderem im
Marz 1892 (Abb. 125) nach dem Tornado, der uns ein Haus umstürzte
(er wahrte 50 Minuten), der Regenmesser 81,4 mm aufwies. So kommt
es auch, dafs die Tornadomonate höhere Regenmengen zeigen als die
der eigentlichen Regenzeit, in der die Niederschläge andauernd, aber
gleichförmig sich ergiefsen.
Die Häufigkeit der Blitze läfst sich am besten durch den treffenden
Ausdruck „Blitzregen“ veranschaulichen. Is t bei leichteren Gewittern
ein Zählen der einzelnen Entladungen noch möglich, so giebt
man das bei einem schweren Tornado sehr bald auf und überläfst
sich rückhaltlos dem grofsartigen Schauspiel der entfesselten Naturgewalten.
Ich glaube, es giebt nichts Ueberwältigenderes, nichts, wobei
der Mensch sich seiner Unbedeutendheit so voll und erschütternd be-
wufst wird, als einen Tornadosturm in den Hochlanden Nord-Kameruns.
Schon das Heraufziehen eines solchen am äufsersten Horizont
läfst das Gewaltige des nahenden Elementarereignisses ahnen. Schwer
und breit schieben sich die Wolkenschichten schwarz und dunkelgrau
übereinander gebaut höher und höher, und der noch in reinem Blau
sich wölbende Himmel verschärft den Gegensatz. Bereits ist ein
Drittel von ihm überzogen, und immer noch steigt die Wetterwand,
trotzdem der sich verstärkende Wind gerade dagegen anzuprallen
scheint. Endlich kommt seitliche Bewegung in die Massen, und langsam
ziehen sie auf feueriger Bahn. Wagerecht zucken die Blitze
durch die Schichten und unaufhörlich rollt der noch ferne Donner.
Durch drei Himmelsquadranten zieht die Wolkenwand. Und nun im
Süden ein kurzes Stillstehen — und, wie ein-Leopard au f sein Opfer,
fä llt es mit immer steigender Schnelligkeit über die winzige Behausung
der winzigen Menschlein her. Heulend setzt die Windsbraut
ein, und im Nu Regen ganze Bananenreihen au f der Erde, und durch
die zerfetzten Blätter der stehengebliebenen pfeift der Sturm. Die
Häuser wanken und ächzen, von den Dächern fliegen in Garben die
Grasbüschel, dunkler und dunkler wird es ringsum! (-t-1!jetzt der erste
Blitz und Donnerschlag zugleich, dafs der Boden erzittert. Und nun
ist der Bann gebrochen: Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag zuckt
und kracht es herunter, hinauf, nach allen Seiten. Ein Feuermeer,
ein Feuerregen, und Getöse wie rollendes Schnellfeuer aus hunderten
von Geschützen. Mit dem ersten BHtzstrahl fast hrechen auch die
Wassermassen herab; wie Sturzbäche tosen sie hernieder, und der
Sturm schleudert sie dahin und dorthin.
Den ersten lo rn a d o , der nach monatelanger Trockenzeit nieder- ®efJuoh'.
geht, begrüfsen freudig Natur und Menschen. Wie mit einem Zauber- kmig-
schlag sind die so traurig und totKegenden, schwarz gebrannten
Flächen mit jungem, frischem Grün dann überkleidet.
Die Tornadoregengüsse sind es auch, die von den Hängen das
fruchtbare Erdreich in die Thäler und weiten Mulden und Kessel
führen und dort zum erträgnisreichsten Boden aufhäufen. Sie sind es
aber auch, die die Pfade durch die Grasmeere immer tiefer und tiefer
zu Rinnen auswaschen; und steigt man während eines Gewitters einen
Hang hinauf, so schiefst dem Wanderer in dem schmalen Wege ein
ganzer Wildbach entgegen.
Trotz der so ganz aufserordentlichen Heftigkeit der elektrischen E n tladungen
und trotz der Häufigkeit der Gewitter sind Blitzschläge selten.
Unsere Station ward allerdings zweimal davon betroffen. Es
mögen aber immerhin die freie, exponierte Lage: auf einem Höhenrücken
nur einige wenige Häuser, noch dazu von wesentüch gröfseren Aus-
mafsen als die kleinen Hütten der Eingeborenen, die den Stationshügel
einfassenden vier Bäche (das einzige Wasser au f verhältnismäfsig
ausgedehntem Gebiet) und schliefsRch auch der Flaggmast, der sich
7 m hoch in die Luft streckte, mit dazu beigetragen haben. Letzterer
mufste denn auch d’ran glauben: am 24. Dezember 1892 brauste ein
Tornado über die Station (ein seltener Ausnahmefall in diesem echten
Trockenzeitsmonat), ein betäubender Schlag, ein Feuerstrahl — und
er lag zerschmettert; die aufgehäuften Steine ringsum waren nach
allen Seiten auseinander geworfen (vergl. hierzu S. 214). Das war das
zweite Mal, dafs der Blitz eingeschlagen h a tte ; das erste Mal war er
am 23. Februar des gleichen Jahres in das alte Stationshaus gefahren,
jedoch ohne zu zünden oder irgend welchen Schaden anzurichten.
An diesem Tage hatte auch in dem zwischen BaR und Bamesson
Regenden Dorfe Bapigni der Blitz gezündet.