Steinhäuser.
kommt hereingestürzt »fuon, fuon, mu mememe« (Herr, Herr, Feuer
überall). Wie ioh zur Thttre eile, flammt am ändern Ende der
Station ein Haus hoch im Feuer, die brennenden Grasbüsohel fliegen,
dazu strömen Massen dunkler Gestalten von allen Seiten an , so
dafs ioh, noch schlaftrunken, faktisch einen Moment glaubte, die
Bandeng hätten ihre militärischen Spaziergänge doch bis zu uns
ausgedehnt. Doch diesmal war’s noch nicht so weit. Ein dummer
Dahome sollte in dem neuen Haus, in dem zum schnelleren Trocknen
F'euer brannte, Wache halten, war aber eingeschlafen und die Bescherung
war fertig. Es war namentlich höchste Gefahr für das
dicht daneben liegende große Stationshaus, in dem alle Munition,
Tauschwaren u. s. w. lagerten. Im Nu die dem Feuer abgekehrte Seite
durchgestoßen, Veranda niedergerissen und die Sachen ins Freie geworfen.
Da mußte man unsere Bali sehen, waren in ihrem Element.
Wie die Katzen hinauf aufs Dach des gefährdeten Hauses mit ganzen
Bananenbäumen und oben im Feuerregen Posto gefaßt; andere, durch
Leute vom Dorf verstärkt, mit rasch abgehauenen Bananenbäumen ’ran.
Massenhaft flogen die nassen, safttriefenden Bäume in die Flammen
wie weithin schattende Speere; thatsächlich hier zu Land das beste
Mittel, Feuer zu löschen. Und ununterbrochen zogen neue Scharen
herauf mit neuen Bäumen gleich Birnams Wald, der gegen Dunsinan
heranrückt. Je tz t schaut’s auf der Station greulich aus . . .“ —
Und nun wieder zum Bau.
Man wird also wenigstens in den Hochländern, wo das Klima
dichtgebaute Häuser nicht nur gestattet, sondern sogar fordert, durch
solch trübe Erfahrungen gewitzigt dem Bau von Steinhäusern näher
treten. Dem Grundsatz, einheimisches Material zu verwenden, wird
man darob nicht ungetreu: so ein Steinhaus wird nichts anderes als
eine weitere der oben genannten Verbesserungen. Wir haben uns mit
Versuchen, Ziegelsteine herzustellen, redlich abgequält; aber mit wenig
Erfolg. D aß das aber geht, ist ganz unzweifelhaft, findet sich doch
ausgezeichneter Lehm und Thon allenthalben im Grasland. Die Schuld
lag n u r an unsern eben sehr geringen Fachkenntnissen und der Kürze
d er Zeit, die die Station bestehen durfte.
B ß zu welchem Grad in den feuchtwarmen Fiebergegenden des
Waldlandes Standfestigkeit und damit Undurchlässigkeit mit den gesundheitlichen
Anforderungen sich vereinen lä ß t , mu ß ich der Entscheidung
des Arztes überlassen. Ich fü r meinen Teil würde beides
in der Weise zu verbinden suchen, d a ß ich auf festem, gemauertem
Grund (zur Abhaltung der Termiten) eine leichte, luftige Negerhütte
mit den verschiedenen Verbesserungen aufsetzte. Weht sie ein Tornado
um: dann in Gottesnamen lieber wieder eine neue bauen, als in
der schwülen Treibhausluft noch in einem festgefügten Stein- oder
Bretterhaus sitzen.
Der Bau einer Station im Urwald ist mühsam und währt geraume i¡mNa «K«Tr»w»a!A»d»L
Zeit. Zintgraff giebt davon in seinem Werk „Nord-Kamerun“ eine so
anschauliche Schilderung, d a ß es schade wäre, solche in anderen
Worten zu versuchen. „Vor allem gilt e s, dem Urwald für die zu
errichtenden Baulichkeiten den nötigen Platz abzuringen. Zunächst
schlugen die Leute“ (Zintgraff spricht von der Erbauung der
Barombistation) „mit breiten Buschhauern alles Unterholz nieder.
Die stärkeren Stämme bis zu den gewaltigen Urwaldriesen blieben
vorerst noch stehen, da sie durch ein dichtes Lianengewirr untereinander,
wie die Masten eines Schiffes durch Taue, verbunden waren.
Sorgsam wurden zunächst die Lianen, soweit man sie erreichen konnte,
gekappt, da sie vermöge ihrer ungeheuren Zähigkeit nicht n u r die
Bäume im Fallen aufhalten, sondern ihnen beim Fall auch oft eine
unerwünschte Richtung geben. War so unten Licht und Luft geschaffen,
dann wurden die kräftigsten und geschicktesten Leute, gewöhnlich
3 oder 4 an der Zahl, an die einzelnen Bäume verteilt und
gleichzeitig ihnen die Richtung angegeben, wohin der Baum stürzen
sollte. Während diese die stärksten Stämme von oft eisenhartem
Holze bearbeiteten, kerbten andere mit kleineren Äxten die Bäume
geringeren Umfanges d e ra rt a n , d a ß sie beim Fallen der großen
umgebrochen und mitgerissen werden mußten. Viele Stunden währte
es oft, bis eines der stärksten Exemplare, die zum Teil einen
Umfang von 3 bis 4m erreichten, so weit gebracht war, d a ß ein
leichtes Zittern durch den Baum ging und den Augenblick des
nahenden Falles verkündete. Alsdann wurden sämtliche Arbeiter
zurückgerufen; nur die Baumfaller selbst führten mit äu ß e rs te r Kraft
die letzten, rasch aufeinander folgenden Schläge, die Wirkung jedes
einzelnen Hiebes mit prüfendem Auge verfolgend. Je tz t h ö rt man
ein leißes Knacken, der Baum »spricht«, sagen die Schwarzen; im
Wipfel, in den Ästen, in den herabhängenden Lianen wird eine
schwankende Bewegung bemerkbar; die Kraft und Schnelligkeit d er
Hiebe verdoppelt sich: da, au f einmal ein k u rz e r, scharfer Krach, die
Baumfäller suchen hurtig das Weite, die Zweige bewegen sich heftiger
und un ter mächtig anschwellendem Knattern und Rauschen neigt sich
langsam und majestätisch der Urwaldriese, um plötzlich mit donnerähnlichem,
den Boden erschütterndem Getöse zu fallen, zugleich die