Stete
Marschbereitschaft.
Nichts ist fü r rasche Marschbereitschaft sowie auf dem Marsch
selbst hinderlicher und lästiger als vielerlei Riemenzeug. Zur Unterbringung
der weiteren n o tw e n d ig e n k le in e r e n G e g e n s tä n d e sollen
deshalb die Kartentasche und die Taschen des Anzuges dienen.
Diese Gegenstände sind: 1 N o tiz b u c h mit B l e i s t i f t und
Gummi. Ersteres dauerhaft in Leinwand gebunden, längliche Form;
letzterer am besten Blaustift, weil Blei sich leicht verwischt und
unleserlich wird. •— 1 F e l d f l a s c h e ; aus emailliertem Eisenblech
mit einfachem Korkverschlufs. Komplizierte Schraubverschlüsse sind
ungeeignet; geht der Kork verloren, so th u t ein Holzpfropfen gleiche
Dienste. *— 1 M e s s e r mit einer gröfseren, einer kleineren Klinge,
Korkzieher und Stahlrücken. — T a s c h e n tu c h . — R a u c h - und
F e u e rz e u g . Letzteres besteht am besten aus Feuerstein und Zunder;
Stahl h a t man am Messer, auch an verschiedenen Waffenteilen und
Werkzeugen, ein Feuerstein h a t unbegrenzte Dauer und läfst sich
leicht Vorrat davon mitführen. Vom Zunder gilt letzteres gleichfalls
oder man findet Ersatz im Mark verschiedener Pflanzen. -— Wer
Augengläser träg t, führe stets bei seiner Person 1 bis 2 V o r r a t s b
r i l l e n m it
Wie man diese Sachen in die verschiedenen Taschen verteilt,
steht im Belieben des Einzelnen und ergiebt sich bald aus dem praktischen
Bedürfnis. Es ist aber im Interesse sofortigen Findens angezeigt,
die einmal gewählten Plätze auch für diese notwendigen Kleinigkeiten
beizubehalten.
Dabei gleich zwei weitere praktische Winke; einmal: die Gegenstände
bleiben auch beim Ablegen und Ausziehen in den betreffenden
Taschen, damit man in den dunkeln Negerhütten bei plötzlichem oder
auch nur sehr frühem Aufbruch sich diese seine Siebensachen nicht
erst zusammensuchen mufs; zweitens: überhaupt jeden Gegenstand nach
gemachtem Gebrauch sofort wieder an seinem zugehörigen Platz verwahren.
Jederzeitige, rascheste Marschbereitschaft ist Endzweck beider
Regeln. Zu Nutz und Frommen zukünftiger Afrikafahrer ein kleines
Erlebnis aus meinem Reiseleben.
Ich fuhr mit zwei jungen, erst vor kurzem in Afrika ausgeladenen
Faktoristen von Mundame den Mtingostrom abwärts. Die erste Nacht
hatten wir auf einer Sandbank biwakiert; es war Mitte der Trockenzeit.
Auch die zweite Nacht gedachten wir auf einer solchen zu verbringen.
Ich, der ich mir im Busch längst angewöhnt hatte, Koffer
und alles, sobald etwas nicht mehr gebraucht wurde, an seinen Platz
zu legen bezw. zu verschliefsen, hatte jegliches wieder schön im verankerten
Boot untergebracht, war aufserdem im Marschanzug geblieben,
so dafs am anderen Morgen vor der Weiterfahrt nur mehr das Feldbett
zu verpacken war. Meine beiden Begleiter hatten eine förmliche
Ausstellung ihrer Kofferinhalte auf der kleinen Insel ausgebreitet. Da
weckte uns nachts ein gehöriger Tornado. Die Wassermassen stürzten
herab, pechschwarz war der Himmel, der abends noch im hellsten
Mondschein freundlich herabgelacht hatte; doch sorgten die elektrischen
Entladungen eines afrikanischen Gewitters bald f ü r . Beleuchtung. Der
Mungo schwoll rasch an , die Sandbank ward rasch kleiner. Mein
Feldbett war im Nu im Boote, ich auch; und ich konnte bei dem nun
folgenden Schauspiel den unbeteiligten Zuschauer machen. Da sah
man beim Schein der Blitze Wäsche abschwimmen, dort empfahl sich
ein Pa a r Schnürschuhe, da trieb ein Tagebuch und dort suchten die
unglücklichen Besitzer dieser versinkenden Schätze krampfhaft wenigstens
ihre Koffer zu re tten , die auch schon Miene machten, flott zu
werden. Was sie bergen konnten, weifs ich nicht mehr; viel war’s
nicht, denn die Sandbank war bald verschwunden und sie mufsten
sich beeilen, ins Boot zu klettern. Der Anker hielt; so blieben
wir einfach im Boote. Am anderen Morgen bei Fortsetzung der Fahrt
unter herrlichstem Wetter sahen wir an einem ins Wasser hängenden
Ast ein paar hundert Meter stromabwärts ein Hemd hängen: eines
der vielen Opfer der Sturmnacht! —
Aber wieder zur Ausrüstung.
2. L a g e r a n z u g . nagera^ug.
Der M a rs c h a n z u g im e n g e r e n S in n e ist zugleich Lageranzug;
nur verschafft man sich durch leichtere Kopf- und Fufsbekleidung
gröfsere Bequemlichkeit.
Als K o p fb e d e c k u n g träg t man ein Strohkäppchen, wie solche
überall von den Eingeborenen, n e tt und luftig zugleich, verfertigt
werden.
Die F u f s b e k l e i d u n g besteht in festen, doppelsohligen (siehe
Marschstiefel), kalbledernen Schuhen, nur so weit ausgeschnitten, dafs
man eben hineinkommt, und in ihnen, wenn’s sein mufs, auch gut
marschieren kann.
Zum Schlafen behält man aufser dem Hemde stets Hose und
Socken an. Einmal schützt man so, wenn man aus irgend einem
Grunde die warme Hütte verlassen mufs, oder im Biwak den in den
Tropen gegen die kühle Nachtluft doppelt empfindlichen Körper vor
Erkältung und dann ist man fast augenblicklich für alle Vorkommnisse
bereit.