Ausgang
eines Vornehmen.
wie der Vater der scljwerbepackten Mutter das Kind abgenommen und
es mit der einen Hand Huckepack trägt, während die andere auf den
Speer sich stützt; und regnet’s, so setzt der sorgliche Papa wohl auch den
uns vom Waldland her bekannten Regenschirm (siehe Abschnitt V, S. 294)
— hier oben viel häufiger benutzt j | auf: ein afrikanisches Familienidyll.
Hach anderen Richtungen schlängeln sich lange Züge von Marktleuten
aus dem Dorfe und verschwinden bald im hohen Grase; .desgleichen
solche, die mit leeren, auf Stangen gereihten Kalebassen in
die Bambushaine ziehen, den sehnsüchtig erwarteten Palmwein zu zapfen.
Später begiebt sich dann der Vornehme, Reiche mit Gefolge wohl
auch in seine Farmen zur Beaufsichtigung und Antreibung, oder er
wandelt gemessenen Schrittes zur Palmweinhalle des Häuptlings. Langsam
schreitet er dahin im weitwallenden, langen Gewände, den Speer
oder das Gewehr über den Nacken und beide Hände darüber gelegt.
Abb. 59. Abb. 60.
Dolchmesser Peitsche der Graslandstämme (aus Fluispferdhaut
(alterthümliehe Waffe) der mit Ledergeflecht überzogen und mit Ring; die
Bali. 14 nat. Gr. breiten Lederbänder dienen zum1 Anhängen und
als Verzierung). nat. Gr.
Am Halse rückwärts hängt das mit Handgriff (an dem es — die Hand bis
zum Daumen durchgesteckt'— gleichfalls, auch bei Nichtgebrauch, nicht
selten getragen wird) versehene Dolchmesser (Abb. 59; vergl. auch
Abb. 103, S. 434), „nnama“ genannt, und am Arm die Peitsche (Abb. 60).
Einer seiner Sklaven schleppt ihm die Unvermeidliche mächtige Pfeife
mit Griffring am Rohre nach, aus der er ab und zu einige Züge th u t;
ein anderer hält den Haarwedel mit schön verziertem Griff zur Abwehr
lästiger Fliegen bereit; und ein d ritte r trä g t das gleichfalls
unvermeidliche Trinkhom.
Die Pfeife (Abb. 61; siehe auch Abb. 77, S. 405 u. 78, 79, S. 407) Bauchen
ist auch dem ärmsten Sklaven, dem jüngsten wie dem ältesten Weibe schnupfen),
ein schier unzertrennlicher Begleiter. Ich habe nicht leicht so eifrige
ununterbrochene Raucher gesehen, wie ¿üb 61.
hier im Hinterland von Nord-Kamerun.
Alles raucht, vom Kinde bis zum Ur-
grofsvater und zur Urgrofsmutter. Zu
einer förmlichen Kunst hat sich dieser
Genufs ausgebildet, und die sonst recht
wortarme Sprache der Bali h a t verschiedene
Bezeichnungen für „stark“
und „schwach“ rauchen.
Jedenfalls ist diese Leidenschaft
weit appetitlicher als das Gegenstück
unten im Waldland: das Schnupfen,
das ich im Hochland nur in B a rn
es so n , dort aber noch recht eifrig
betrieben sah. Bei dieser Gelegenheit
kann ich nicht umhin, der geradezu
ungeheuerlich langen Nägel des Häuptlings
in B a n ti, gleichfalls eines leidenschaftlichen
Schnupfers, Erwähnung zu
thun. Liefsen sich die Waldländler
meist blofs den Daumennagel als
natürlichen Prisenlöffel wachsen, so
trug dieser biedere Dorfmonarch an
sämtlichen Fingern sie um ihre eigene Pfeifenkopf (aus Thon) der Bali,
ganze Länge überstehend. Uebrigens Etwa ^ nat' Gr'
pflegen die Vornehmen der B a li lä n d e r , auch ohne Schnupfer zu sein, Lange
I sehr lange Nägel zu tragen, „zum Zeichen, dafs sie keine Sklaven Fl“gernäg8L
wären“, wie sie selbst mit Selbstgefühl erklären, d. h. dafs sie nichts
arbeiten — also auch wieder ’mal wie bei uns.
„O la ndi fuon“ ; „o dji bonkerre“ ; „miaka fuon“ (d. i.: bist
du wohl, o Herr; sei gegrüfst; langsam, o Herr!) lauten die freundlichen
Morgengrüfse der sich Begegnenden; und der Gegengrufs:
H u t t e r , Wanderungen in'Kamerun. 25