schützendes Dach, die 2 und 3 m ausstrahlenden Pfeilerwurzeln n a tü rliche
Gelasse. In diesen Naturkammern richten wir uns behaglich
ein: eine wird Wohn- und Schlafzimmer, eine weitere Feldküche, in
der dritten und vierten sind die Lasten untergebracht. Bald brennen
die 1 euer und rasch hahen die Leute sich leichte Laubhütten gebaut.
Die Anordnungen betreffs Patrouillengänge u. s. w. sind gegeben. Ich
nehme ein erfrischendes Bad, und vertausche den Marschanzug mit
dem bequemen Lagerkostüm. Beim Durchwaten des Flusses habe ich
stromaufwärts eine Gruppe Affenbrotbäume und Ölpalmen bemerkt,
Lieblingsaufenthalte der Meerkatzen und Graupapageien. Namentlich
Ölpalmen wegen der begehrten Palmkerne sind sehr beliebt bei diesen
drolligen vier- und zweibeinigen Lausbuben des Busches. Das Gewehr
wird zur Hand genommen; ich möchte Abwechslung in den etwas
einförmigen Speisezettel des Marsches mit seiner unvermeidlichen
Buschsuppe bringen -in Gestalt eines bepelzten oder gefiederten
Bratens.
Die Abendstunden sind wie zu Hause so auch in den Tropen eine
recht • günstige Zeit, sich anzupirschen. Einen prachtvoll lasurblau
gefiederten Turako lasse ich trotz günstiger Schufsnähe und trotzdem
auch er ein willkommenes Kochtopfobjekt ist, abstreichen, um mich
der Affenschar, die ich schon höre, nicht zu verraten. Diese Enthaltsamkeit
wird auch gleich belohnt; mit einem jungen Affen tre te ich
vergnügt den kurzen Rückweg an. Und heute scheint mir mein lang
verschwundenes Jagdglück wieder zu lächeln. Zwei Graupapageien
müssen auch noch daran glauben.
Ein junger Affe ist ein leckerer Bissen für den nicht verwöhnten
Buschläufer, darum wird dieser jugendliche »Vetter« zum zweiten Gang
bestimmt und dreht sich bald am Wischstock als saftiger Braten; die
beiden Rotschwänze wandern in die Buschsuppe.
Unterdessen liege ich behaglich auf dem Feldbett ausgestreckt,
schlürfe eine Tasse Thee, rauche eine aus Tabaksblättem selbst gedrehte
Cigarre von unheimlichen Ausmafsen und schaue dem Treiben
einer ganzen Kolonie zierlicher Webervögel zu, die ihre wunderlich,
ungefähr wie ein umgekehrter Reitstiefel geformten Nester, wohl an
60 Stück an den schwanken Blattrippen einer übers Wasser' sich
neigenden Ölpalme aufgehängt- hahen. — Die Abendmahlzeit ist eingenommen,
Gesang und Tanz der Leute ist verstummt. Länge bin
ich dann noch manches Mal wach gelegen: der Mond sendet seine
Strahlen durch das hochragende Dach des Urwaldes und flimmert im
Wasser des rauschenden Flusses; im Schlummer liegt das Lager, nur
die Feuer brennen und in ihrem flackernden Schein tauchen da und
dort die dunkeln Gestalten der nächtlichen Patrouillen auf. Sonst
tiefe Stille ringsum, ab und zu unterbrochen durch einen des Nachts
doppelt geheimnisvoll klingenden Laut der Wildnis. Mit einem Mal
kracht und prasselt es durch den Urwald; sein gewaltigster Bewohner,
der Elefant, bricht sich Bahn. . . . .“
Weiter auf meinem Zug.
„Tintostation, 16. VI. 92. Abmarsch 630.a. m. Mi-Yimbidorf
passiert 8»? a. m. Ankunft auf Mi - Yimbistation 83»-. Dort gehheben
(Conrau i) sitzt hier) bis 1 «» p. m. Ankunft auf Tinto 2«» p. m. Marschzeit:
3 Stunden.
. . . . Der Mi-Yimbihäuptling, Difang-Tale, so scheu und trotzig
zugleich, dafs ich nichts Gutes wittere; in Zugsfronten durch seinen
neu angelegten grofsen Ort auf der Doifstrafse marschiert. Bevölkerung
gröfstenteils ausgerückt. Lebensmittel mit Requisition eingetrieben;
trotzdem ich Baioko vorausgeschickt, solche einzukaufen; »sie
hatten grofsen Mangel«, kein Wort wahr, Farmen stehen ausgezeichnet.
Na, nous verrons.“
„Tinto, 17. VI. 92. —“
„Tinto, 18. VI. 92. Baioko nach Ntok-Difang geschickt, ob
keine Kunde von der (von Zintgraff) erwarteten Karawane zu erfahren
„Tinto, 19. VI. 92. Fliegen, Eidechsen, Sandfliegen, Ratten!
Abends Eidechsen, nachts Ratten; vom frühen Morgen bis Nachmittag
wieder Eidechsen und Fliegen, von da ab Sandfliegen, Eidechsen und
Ratten: liebliche Abwechslung! . . . Exerziert und Gewehrappell.“
„Tinto, 20. VI. 92. Mit Conrau auf Elefantenjagd: Tier mit ganz
kleinen Zähnen, also nicht geschossen.
Bis heute täglich ein Tornado gegen 5»° p. m. Nun scheint sich
Regenzeit mit Macht einzustellen; seit dem frühen Morgen strömt es
grau in Grau herunter . . .“
„Tinto, 21. VI. 92. 0 warten, was spielst du für eine Rolle
m Afrika! . . .“
„Tinto, 22. VI. 92. Regengufs auf Regengufs strömt herunter:
das wird wieder ein angenehmer Marsch zurück ins Grasland. So g la tt
wie voriges Ja h r wird’s kaum gehen; gestern spät Abend kam Baioko
zuruck unverrichteter Dinge. Von unten kein Lebenszeichen, dagegen
l) Derselbe, welcher dann 1900 von denBangwa gefangen genommen wurde
und nach einem mifsglückten Fluchtversuche sich selbst erschofs. -