Ein schärferer Unterschied zwischen Urwald und Grasland , wa s
die Tierwelt anlangt, tr it t in den V ö g e ln zu Tage.
Den Graupapagei, den Nashornvogel, den Turako sah ich nie; an
ihrer Stelle finden wir andere, die im Waldland nicht Vorkommen,
zum wenigsten von mir dort nicht beobachtet wurden. Auch den
Trägern, die unten diese Tiere nicht zu Gesicht bekommen hatten,
fiel das Vorkommen derselben hier oben aufi Als b e id e n G e b ie te n
g em e in s c h a f tlic h e Arten habe ich nach meinen Beobachtungen fest-
S c tic i861’ gestellt zwei: die Webervögel und den kuckuckartigen Vogel. Letzterer
glich an Gefieder und Stimme ganz und gar dem im Waldland erwähnten.
SK*“' An Stelle der Graupapageien ist die grüne Papageitaube (Phalacroteron
abyssinica?) häufig. Sie besitzt schön gefärbtes Gefieder, blafs
olivengrün und rötlich angehaucht, und bevölkert in Flügen bis zu 10
und 15 Stück hochgewachsene, einzeln stehende Bäume in den Thälern
des Hochlandes, am liebsten solche in der Nähe eines Wasserlaufes. Av
vm™? Scharenweise wird die Balilandschaft von der Vidua oder vidua-
artigen Vögeln belebt: ganz schwarz oder Kopf und Schweif schwarz,
Flügel, Rücken und Bauch gelb, mit sehr langem Schwanz, ein
lustiges, ewig bewegliches Völkchen; der afrikanische Star. — An buntbefiederten
Vögeln habe ich nur noch zwei ganz kleine Tierchen
bisweilen in den eingesprengten Thalwaldungen gesehen, von der untätiger1?
gefahren Gröfse eines Kanarienvogels: Blumensauger? Einige derselben
trugen am ganzen Körper rotes Federkleid, bei anderen schillerte
Nacken und Rücken blaugrün.
i S * “ ' ÄB jagdlichem Federwild ist aufzuführen das Savannenhuhn (Francolinus),
in Geschmack und Aussehen ähnlich unseren Rebhühnern, nur
mit etwas längerem Schnabel und dichterem Gefieder. In starken
Ketten plündert es die Farmen und flattert gerade so schwirrend
in die Höhe wie ein Rebhuhnvolk auf den heimatlichen Feldern. —
Wildtauben. Dann zahlreiche Tauben, unseren Wildtauben ähnlich; nur sind bei
den afrikanischen Brust und Bauch zart rosa angehaucht. Welche Art
der Familie der Gyratores in ihnen vertreten is t, vermag ich bei
meinen laienhaften ornithologischen Kenntnissen nicht zu entscheiden.
Vom materialistischen Standpunkte aus waren sie uns stets sehr begehrte
Kochtopfobjekte.
Hier führe ich gleich noch zwei Vögel a n , die ich ebenfalls
wissenschaftlich nicht näher unterzubringen weifs, als dafs ich von
Euien. dem einen feststellen konnte, er gehöre zur Familie der Eulen (Striginae).
Ein paar Mal brachten uns die Bali sehr hübsch gezeichnete Käuzchen;
Rücken und Flügel gelb und schwarz gestreift, Bauch weifsgelb;
der Kopf war dicht besetzt mit ganz weichen wollartigen Federn
von hellgelber Farbe mit dunkeln Punkten. Ohrbüschel hatte das
Tier keine, dagegen den ausgeprägten Augenkranz unserer Kauzarten.
Die Flügelspannweite betrug 75 cm. Den anderen möchte ich den
Rabenvögeln einreihen. Ich habe ihn nur sitzend und im Fluge beob- Eaben f
achten können. E r h a t die gleiche Gröfse und den gleichen Flug
wie unsere Raben; das Geschrei ist ebenfalls dasselbe, nur nicht so
durchdringend krächzend. Das Gefieder ist glänzend schwarz; am Hals
sind breite, weifse Ringe, desgleichen sind Brust und Bug der Vögel weifs.
Häufig kreisen auch hoch in den Lüften Raubvögel (Falconidae). Eaubvbgei.
Namentlich zur Zeit der Grasbrände sieht man sie in ganzen Scharen
über den brennenden Flächen schweben und bald den einen, bald den
anderen herunterschiefsen in das Rauchmeer hinein, um sich von der
aufgestörten niederen Tierwelt ein Opfer zu holen, einen Vogel, eine
Ratte, eine Schlange, und sich schnell damit wieder in die reinen
Lüfte hinaufzuschwingen. Ich habe gröfsere und kleinere Arten beobachtet.
Ein erlegter Vogel der ersteren Gattung war an Zeichnung
unserm Bussard sehr ähnlich: Flügel und Rücken graubraun wellenartig
gestreift, Bauch heller; Raubvogelschnabel, gelbe starke Fänge
mit stark gekrümmten Krallen. Die Körperlänge ohne Stofs betrug
31 cm, mit diesem 56 cm, Flügelspannweite 1,25 m. Die kleinern Raubvögel
waren von der Gröfse unseres Sperbers, hatten auch den gleichen
schlanken Bau; Schnabel und Fänge wie dieser, weifse Brust mit
gelblichem Anflug, silbergraue Flügel, bräunlichen Rücken.
Eine Ueberrasehung ward uns im November 1891 zu teil: eiii Schwalben.
Grufs aus der Heimat in Gestalt der Schwalben, die eines Tages
plötzlich ganz vergnügt und in ziemlicher Zahl ih r blitzschnelles Spiel
durch die Luft trieben über Afrikas grünen Savannen am Aequator
wie im Norden über Feld und Flur der Heimat.
In Bezug auf Fische und Wassertiere mufs ich , mit Ausnahme rischeu.b.w.
der als Lebensmittel genannten, kleinen Weifsfische (Abschn. VI, S. 391),
die ich aber lebend in keinem der Gewässer zu Gesicht bekommen
habe, die gleich negativen Beobachtungen wie im Waldland bekennen.
Wie dort, bin ich natürlich auch hier weit entfernt, daraus ein Nichtvorkommen
solcher zu folgern, nur Häufigkeit und Vielgestaltigkeit der
Tierwelt in dieser Richtung dürfte geringer sein als bei den Landtieren;
sonst wäre mir doch wenigstens der eine oder der andere weitere Vertre
te r to t oder lebendig zu Gesicht gekommen, oder ich hätte von den
Eingebornen darüber erfahren.