Station:
Spiegelbild
ihres E r bauers.
Einheimische
Baustoffe
und
einheimische
B auart.
Was den Bau selbst und die ganze Anlage einer Station betrifft,
kann ich dreist sagen: jede Station träg t den Stempel ihres Erbauers.
Wer mit dem Busch vertraut ist, erkennt sofort, ob ein Neuling oder
ein Erfahrner sie angelegt hat. Nicht in der Gröfse und Ausdehnung,
der Zahl der Gebäulichkeiten und dergl. kommt das zum Ausdruck;
das richtet sich ganz nach dem Zweck der Station, den örtlichen Verhältnissen
, der Stärke der beabsichtigten Belegung des Platzes und
vielem ändern mehr. Sondern im Baumaterial und den Nebenanlagen.
Ich brauche nicht zu wiederholen, dafs ich von Stationen im I n n e r n
spreche. An der Küste kann man ja eigentlich nicht von Bau sprechen,
was ic h darunter verstehe. Da ist die Sache sehr bequem: die treffliche
Firma Schmidt in Altona verpackt ein fertig gebautes Haus auf
den Dampfer und draufsen wird es ausgeladen, zusammengesetzt und
der „Bau“ ist fix und fertig.
Anders geht das im Innern. Ich will nur ein Bindemittel nennen,
ohne das man sich zu Hause auch die Aufrichtung des luftigsten
Gartenholzhauses nicht denken kann: den eisernen Nagel. Den kennt
man im Innern Afrikas nicht, benötigt und vermifst ihn auch nicht
sonderlich. Von Kalk, Ziegelstein, Brettern u. s. w. ganz zu ge-
schweigen; womit ich aber nicht sagen will, dafs man sich diese
Dinge draufsen nicht schaffen so ll und k a n n .
Wie bei der Verpflegung des Körpers, so mufs auch beim Bau
der europäischen Einzelwohnstätte im Waldland und Grasland oberstes
Gesetz sein: mit dem einheimischen, also landesüblichen Material und
nach landesüblicher Art zu bauen. Und wie ich dort betont babe,
dafs man sich die einheimischen Rohprodukte durch europäische Kochkunst
ganz gut schmackhaft machen kann und soll, so sage ich auch
hier nicht, dafs man sich wie der Neger auf seiner. Bambuspritsche
rädern lassen oder in einer stockdunkeln Negerhütte hausen soll,
sondern v e r l a n g e geradezu, dafs man sich möglichste europäische
Behaglichkeit schaffe; aber eben mit einheimischen Baustoffen. Und
das geht auch ganz vortrefflich.
Was für einen Ballast man sich durch Mitschleppen von Tischen,
Stühlen, Betten und weifs Gott was allem hehufs Ausstattung einer
Station bei Befolgung meines eben niedergeschriebenen Grundsatzes
erspart, bemerke ich nur nebenbei. Auch die gesundheitliche Bedeutung,
wenn man selbst draufsen den Schreiner, Tischler und Zimmermann
macht, will ich blofs andeuten; von der Freude ob eines gelungenen,
selbst gefertigten Einrichtungsgegenstandes gar nicht zu
reden.
Also einheimisches Baumaterial, landesübliche Bauart!
Demgemäß wird man im Waldland die Häuser der Station aus
Baumstämmen bauen und das Dach mit.Palm- u. s. w. blättern eindecken;
im Grasland aus den dicht gefügten, dicken Blattrippen der Raphia-
palme, mit Lehm die Seiten wände außen und innen bewerfen und das
steile, mit Gras warm und dicht belegte Dach daraufsetzen. Die Verschiedenheit
der Bauart ist begründet in der klimatischen, überhaupt
der ganzen topographischen Verschiedenheit. Abgesehen von letzterer —
unter anderem findet sich einfach das Baumaterial des Urwaldes oben in
der Savanne nicht und umgekehrt — Regt in der ersteren ein weiterer
sehr triftiger Beweggrund, der Landessitte zu folgen: die gesundheitliche
Rücksicht. Die jeweils übliche Bauart h a t sich zweifelsohne aus
Erfahrung in dieser Beziehung bei den Eingeborenen herausgebildet.
In den feuchten, warmen Tropenniederungen des Urwaldes ist Hauptbedingung
freierer Zutritt und Durchzug der Luft (in Wohnung wie
bei der Kleidung): das gestattet die leichte, luftige Waldlandhütte, die
also aus sanitärem Grunde einer undurchlässigen Wandfügung aus
Steinen oder Brettern weit vorzuziehen ist. Anders oben im rauhen,
kalten Grasland. Hier verlangten die niedrigere Temperatur, die
kühlen, geradezu kalten Nächte gebieterisch warme, dichte Eindeckungen
nach oben und den Seiten: dem entspricht die festgefügte, lehmbeworfene,
grasgedeckte Hütte des Hochländers.
Und nun die anzubringenden Verbesserungen an den Bauten selbst. vMbMS6-
Die erste und wichtigste ist, den Boden der bewohnten Räume I'“ g6n'
ü b e r den gewachsenen Boden zu legen, mindestens Im . Im Waldland
lä ß t sich das durch eine Art Pfahlbau (Rost) leicht bewerkstelligen;
im Grasland stellt man einen Unterbau von Steingeröll, Kies
oder sonstigem porösen Material h e r, auf den das eigentliche Haus
gestellt wird. Zweck in beiden Fällen ist: dem Wind ein Hinstreichen
unter dem Fufsboden zu verstatten, also Luftzutritt und Erreichung
größtmöglicher Trockenheit. Der Pfahlbau im Waldland gewährt
außerdem noch die Annehmlichkeit, die also geschaffenen, un ter den
eigentRchen Wohnräumen Hegenden Gelasse als Aufbewahrungsräume,
die unter steter Aufsicht des Bewohners stehen, zu benutzen, und
spielt überdies vom Sicherheitsstandpunkt gegen etwaige zwei- und
vierbeinige Angreifer eine nicht zu unterschätzende Rolle. Gelegentlich
der m Abschnitt I. erwähnten Meuterei unserer Träger kam uns
diese reduitartige Anlage der Mi-Yimbistation recht gut zu statten.
Dann ist, in Verbesserung der primitiven Bauart der Eingeborenen,
zum Schutz der Hauswände gegen Regen, zur ErmögHchung eines
H u t t e r , Wanderungen in Kamerun.