Die beim Substantiv und Adjektiv vorkommende Anhängung eines
„8“ findet sich auch beim Verbum; bildet also die Im p e r a tiv fo rm .
B e isp ie le : füngi = rufen; füng-e = rufe!
nöng = schlafen; nöng-e = schlafe!
Vermeidung des hierbei etwa sich ergebenden Hiatus durch eingeschaltetes
„n“ glaube ich bisweilen beobachtet zu haben. Eine Ausnahme
bildet tuo = kommen. Hier heifst der Imperativ: tu -e; es
h a t also eine Abwertung des Schlufsvokals stattgefunden, „tuo“ mufs
sich noch eine Veränderung gefallen lassen: fällt in eben genannter
Form stets das „o“ aus, so lau te t dieses Verbum in Verbindung mit
„ni“ bald „tö“ bald „tu.“ (siehe auch S. 495, Ziffer 2).
Als Imperativform wird übrigens auch (wie bei uns) nicht selten
der Infinitiv gebraucht (sogar mit noch herrischerem Ausdruck).
B e is p ie l: kö n tc h u -n d ä b 1
schliefsen Thüre Haus /
Hausthüre schliefsen!
12. Z a h lw o r t .
Das Zahlensystem ist, wie ich schon hei Besprechung der Zeichensprache
sagte, bis 100 vollkommen ausgebildet.
Ein unbestimmtes Zahlwort ist „bä“, welches lediglich den Begriff
der Vielheit ausdrückt; als Pronomen haben wir es bereits als erste
Person Pluralis —- „wir“ kennen gelernt. In Verbindung mit Haupt- u. s. w.
-worten habe ich es nie gehört; n u r bei den Stammeseigennamen
bezeichnet es die Ganzheit, die Masse des Volkes (siehe S. 510);
Die Zahlworte sind Kardinalzahlen und lauten:
un
Ibba
— 2
Itet
= 3
ikwä
= 4
Itän
= 5
ntü.
= 6
kwätet
= 7 (4 + 3 )0
ifüm
— 8
ndschlbö
i t f 9
göm
= 10
göm sso n’iin
11 (10 und [?] 1)
gom sso n’ibba = 1 2 (10 und 2)
gom sso n ’ite t = 13 (10 und 3)
u. s. w.
bä n’gom = 20 (2 X 10)
te n’gom ÄÄj 30
kwä n’gom = 40
tä n’gom = 50
n tü n ’gom = 60
? = 7 0
fu n’gom = 80
ndschi n ’gom = 90
ncliü (?) = 1 0 0
l) Auf gleicher Zusammensetzung beruht auch das optische Zeichen für 7
(siehe S. 487).
Man beachte den Wegfall von Silben der Einerzahl bei den Vielfachen
von 10, ferner das Einschieben eines „n“ vor „göm“ gleichfalls
bei den Vielfachen von 10, sowie regelmäfsig zur Vermeidung eines
event. Hiatus. Die Zwischenzahlen von 20 aufwärts werden in derselben
Weise gebildet wie die von 10 bis 20, z. B. hä n ’gom sso
n’ibba = 22; ntü n ’gom sso kwätet = 67.
Das „sso“ bei den Zwischenzahlen dürfte wohl unserem „und“
entsprechen; ich komme bei den Konjunktionen (a. f. S.) nochmals
darauf zurück.
Die Bali zählen bis 100, dann wird wieder von vorn begönnen.
Schlagend kam dies zum Ausdruck, als einst beim Stamme eine
ruhrartige Krankheit wütete, die an 600 Menschen frafs. Wenn wir
uns manchmal bei dem Häuptling Garega erkundigten, wieviel Opfer
diese Epidemie in den Tagen seit unserer letzten Nachfrage verschlungen,
so liefs er kleine Bündel zusammengebundener Bambusstückchen
bringen und wies sie uns wortlos vor. Jeweils 100 waren
zusammengeschnürt, und über das letzte volle Hundert hinaus waren
Päckchen zu je 10 bezw. weniger Stäbchen gemacht: das Totenregister
des Stammes.
Ich möchte auf manche Aehnlichkeit mit der Zählweise und den
Zahl worten der Haussa aufmerksam machen, ohne Schlufsfolgerungen
ziehen zu wollen. 10 heifst in der Haussasprache „göma“ ; das „ssö“ der
Balisprache erinnert an „schob“ ; die Zusammensetzungen 11, 12 u.s. w.
finden hier wie dort gleich sta tt; desgleichen die Vielfachen von 10, 20,
30 u. s. w.
13. P r ä p o s i t i o n .
Ich habe zwei feststellen können:
mä: drückt den Begriff der Richtung aus, also etwa = in, nach,
zu. Es steht vor dem jeweiligen Worte,
b ä : h a t ähnliche Bedeutung, steht aber nach dem betreffenden
Worte, und entspricht so unserem = dort. Pleonastisch wird
„bä“ nicht selten dem Worte angefügt, das bereits die erst-
aufgeführte Präposition vor sich stehen h a t
B e is p ie le : ms gs ma ndäb 1 . , , . „
. , , . „ > ich gehe ms Haus,
ich gehen in Haus )
o ki-ti nyü ba 1 E H H e * ' H
, , _ _ . ,.<■ siehst du das Dorf dort?
du sehen Dorf dort?J
gs ma ntchi ba 1 , , ,
, _ , , > gehe zu dem Wasser dort!
gehen zu Wasser dort )