Stunden; als ich dann nachmittags wieder nachsah, währte er in unverminderter
S tä rk e , und ich hatte nach weiterer einstündiger Beobachtung
keine Zeit mehr, das Ende abzuwarten. Auch geflügelte
Termiten? Ameisen tauchten einmal, April 1892, also Ende der Trockenzeit, auf.
In Massen schwärmten sie ein paar Abende auf der Station umher und
liefsen sich mit auffallender Vorliebe auf den frischen Schnittflächen
der zum Bau der Einzäunung verwendeten und deshalb abgekuppten
palmenähnlichen Stöcke (Abschnitt VI, S. 316 beschrieben) nieder.
Die zarten, durchsichtigen, langen Flügeldecken fielen sehr leicht ab;
die Tierchen schienen selbe sogar abzustreifen, und bei Tag sah man
sie überall umher liegen. Aus letztgenannter Eigentümlichkeit folgere
ich, dafs es Termiten waren. Aufserordentlich lästig waren in der
Fliegen. Trockenzeit die zahllosen Fliegen. „Beim Verbinden von Wunden
sitzen im Nu 10 bis 20 auf den Wundrändern, in der Theetasse
schwimmt stets eine ganze Zahl, und kaum öffnet man das Tintenglas,
so fallen fünf, sechs zugleich hinein; Auge, Mund, Nase und
Ohren sind unaufhörlich Gegenstände ihres Angriffs . . .“ beklage ich
mich in meinen Aufzeichnungen. Doch stechen sie wenigstens nicht,
wie die Sandfliegen im Waldland. Sie sind gröfser als diese, jedoch
Moskitos, wieder kleiner als unsere heimischen. Auch Moskitos zeigten sich in
der Begenzeit, aber nur in dieser, und nicht sehr zahlreich.
Katar. Am 1. XI. 1892 erschienen in Scharen kleine, etwa 1,5 cm lange
Käfer, die den schwächem Pflanzen, sogar jungen Bananenschöfslingen
schlimm mitspielten. Sie waren schwarz mit gelbem Bückenschild und
hatten, namentlich die Flüssigkeit, die sie absonderten, einen starken
aromatischen Geruch. So plötzlich, wie sie gekommen, verschwanden
sie auch wieder. — Eine andere Art gehört eigentlich wohl zu den
Abb. m . Baupen und war mir merkwürdig durch
s - s s s - ihre Marschformation. „Von einer Banane
- herunter, am Boden eine Strecke entlang
' VN und an einer Hecke hinauf bewegten sich
_______ _ drei Kolonnen langbehaarter raupenähn-
Wanderordnüng"einer"Käfer- Üdmr Tiere, aber mit kurzem, dickem
(Raupen [?]-) art. Oberkörper und langen Beinen und rasch
laufend wie Käfer in nebenstehender streng
eingehaltener Marschordnung (Abb. 111), voraus stets nur e in Tier.
Wir störten mehrmals die Kolonnen, aber rasch formierten sie sich
wieder in der gezeichneten Keihenfolge.“ (Tagebuch.)
Bienen. Bienen sind häufig; sie nisten in E rd - utid Steinlöchern. Nach
den Grasbränden sind die Eingebomen fleifsig darüber her, ihre Bauten
auszunehmen. Auch zu ändern Zeiten räuchern sie dieselben aus.
Dafs diese Tierchen in hohlen Bäumen sich festsetzen, ist von den
Leuten nie beobachtet worden.
Libellen gaukeln an den Wasserläufen und treiben dort ih r Ln>eiien.
Spiel wie unten im Waldland. Ich habe zwei verschieden gezeichnete
beobachtet; beide von ziemlicher Gröfse, wie unsere grofsen blauen
Wasserjungfern. Die eine h a tte den Leib nach Ansehen und Farbe
wie röter. Sammet und gelbe Flügel; die andere zeigte scharf getrennte
Farben an Vorder- und Hinterleib: ersterer war hellrot, letzterer hellblau,
die Flügeldecken wie bei der erstbeschriebenen gelb.
Die im Abschnitt VI (S. 391) bei Beschreibung der Lebensmittel
genannten Schnecken ohne Gehäuse bohren sich in den Blattrippen Schnecken,
der Baphia ein. Meine Träger behaupteten, „die gleichen Tiere gäbe
es auch bei ihnen in Liberia und auch sie »chop bambu«“ (essen
Bambus).
Ein Tier mufs bei diesen kleineren Vertretern der Tierwelt noch
genannt werden, das durch die Massen, in denen es au ftritt, wirkt:
die afrikanische Wanderheuschrecke. In zwei Trockenzeiten sah ich wanderheu-
ihre ungeheuren Schwärme über die Grassteppen Westafrikas ziehen:
ein grofsartiges Naturschauspiel, von dem nur der sich einen Begriff
machen kann, der es gesehen. „Baliburg, 1. II. 92. Gegen 200 p. m.
kamen vereinzelte Tiere aus Osten, gewissermafsen als Eclaireurs voran,
und nun auf einmal, 10 Minuten nach 200, quollen zwischen zwei Hügeln,
in einer Breite von mehreren Kilometern, die dichtesten Wolken, so
dicht und breit, dafs ein Durchsehen unmöglich war und buchstäblich
Dämmerung eintrat. Das Geräusch dieser Tausende von Milliarden
glich dem entfernten Kauschen eines mächtigen Wasserfalles. Im
Augenblick war alles besetzt, Hütten, Wege, Geräte, Bäume, Boden,
alles so dicht, dafs auch nicht das Geringste des bedeckten Gegenstandes
mehr sichtbar war. Und als der Schwarm nach Norden und
Nordwesten weiter zog und die Sonne von rückwärts in die Massen '
hineinschien, glaubte man das dichteste Schneegestöber zu erblicken,
hervorgerufen durch das Glitzern der von den Sonnenstrahlen beschienenen
weifsen Flügel der Tierchen.“ (Tagebuch.) Dafs der Neger sie
roh, in Palmöl gebraten und gedörrt mit Leidenschaft ifst, habe ich bereits
berichtet (Abschnitt VI, S. 391). Damals, als sie angeflogen kamen,
herrschte Jubel über ihr Erscheinen, war doch die Ernte soeben un ter
Dach und Fach gebracht. Anders das zweitemal im Dezember gleichen
Jahres. Da erregte ihr Erscheinen die gröfste Bestürzung: es drohte
der jungen Saat vollständiger Untergang; und mit allen Mitteln: Feuer,