licher Verpflegung und Bedienung das behaglichste Dasein. Hochauf-
gestapelt lagern die mittlerweile herangeschafften Ballen und Tonnen,
und der Dampfkran beförderte spielend die schwersten Lasten in
den Ladungsraum des Schiffes. Die Seereise selbst geht, von aufser-
ordentlichen, seltenen Unfällen abgesehen, gestützt auf die hoch-
entwickelte Nautik und die Vervollkommnungen der Maschinen, mit
gröfster Sicherheit und Regelmäfsigkeit vor sich.
Des Reisenden nächstes, des Schiffes Endziel ist ein Küstenplatz
im Golf von Guinea.
E r ist erre ich t; Passagier und Ladung mufs an Land. Aber da
ist kein bequemer Quai, keine Landungsbrücke. In kleine Boote, die
au f den Wellenkämmen tanzen, wird alles gebracht; durch die Kalema,
die gefürchtete Brandung ist der einzige Weg zur Küste. Glücklicherweise
ist es ohne Unfall abgegangen und der Fufs an Land gesetzt.
Und nun sieht das Auge mit Erstaunen einen Verkehr, gleichwie
er vor vielen Jahrhunderten in Europa war, in den dürftigsten
Anfängen, nur den nächsten Bedürfnissen mit den rohesten Mitteln
dienend, einen Handel, der wohl zahlreiche Erzeugnisse des Landes
heranbringt, aber in den uralten Formen noch vor sich geht, wie die
Völker vor Jahrhunderten, Jahrtausenden miteinander einst verk
ehrten: Ware wird um Ware eingetauscht.
Wie in so vielem dem, der afrikanischen Boden zum erstenmal
b e tritt, eine neue Welt sich aufthut, so auch auf dem Gebiete des
Handels, des Verkehrs. Das einzige, was den Europäer noch mit der
alten Heimat verbindet, is t der elektrische Strom, das Kabel. Einen
Schritt weiter ins Innere — und auch dieses letzte Band ist nicht mehr.
Diesen Schritt wollen wir im nächsten Abschnitt thu n ; im gegenwärtigen
an der Küste bleibend, dem westafrikanischen Handel und
Verkehr a n ih r uns zuwenden.
Die Entdeckungsfahrten der Portugiesen im 15. Jahrhundert zogen
die westafrikanische Küste in den Kreislauf des Welthandels mit
herein; bald erwachte der Pulsschlag des Verkehrs trotz der Sperre,
die die Natur selbst (gütig!) um das mächtige Ländergehiet Guineas
gelegt h a tte : die Kalema. Der in ih r begründeten Verkehrsfeindlichkeit
entspricht auch die ursprüngliche Benennung der Küste
seitens der europäischen Seefahrer, die nicht an die Namen bestimmter
Benem^n- Örtlichkeiten sich knüpft, sondern an einen Hinweis der damals wich-
tigsten Erzeugnisse. So ward die Strecke von etwa Kap Palmas bis
I S * , zum Kap Three Points, dem alten Cabo tres Puntas (Kap der drey
Spitzen), die Elfenbein- oder Zahnküste, jene von diesem Kap bis etwa
zum Voltaflufs die Gold-, und der Uferstreifen von da bis ungefähr
zum Stromgebiet des Niger die Sklavenküste genannt.
Später dann, bei den Ansiedelungen der Weifsen wurden in erster
Linie bevorzugt die Punkte, in welchen die Höhen des Innern mit
steilen Vorgebirgen an das Gestade herantreten und gute Landmarken
schaffen; demnächst die Umgebung der Mündungen der wichtigsten
Flüsse, welche zwar durch Untiefen der Hochseeschiffahrt meist unzugänglich
sind, aber doch fü r den Binnenhandel die natürlichen S tra fe n
bilden, da sie verhältnismäfsig weit stromaufwärts befahren werden
können.
Auf dem Seewege zu den Schätzen Indiens zu gelangen, das
Wunderland Ophir aufzufinden: waren die kühnen Seefahrer im Zeitalte
r der Entdeckungen immer weiter nach Süden und Osten- gekommen.
Erreichten sie zwar vorerst diese Ziele noch nicht, so gab
es doch auch an den äquatorialen Küsten Westafrikas des noch nie
Geschauten, Begehrenswerten genug.
Der Handel begann.
Elfenbein, Goldstaub, tropische Vögel, zierliche Affenf||j||daher
nebenbei bemerkt der Name Meerkatzen —, auch Eingeborene waren
die begehrten Gegenstände. Letztere übrigens damals noch nicht so
fast als Sklaven, sondern mehr als Prunk- und Schaustücke.
Fast ausnahmslos vollzog sich in diesen Anfangszeiten der Handel
au f den auf offener See haltenden oder kreuzenden Schiffen. Allerdings
ward bereits 1481 die erste Niederlassung an der Küste der
Sierra Leone gegründet. Femandez landete an einem kleinen Negerdorfe,
von ihm „Aldua de duas p a rte s“ genannt, und feierte hier unter
einem Baum, auf welchem das portugiesische Banner flatterte, die
erste Messe. Daneben ward ein Fort angelegt: San Jorge da Min»..
Doch dürften diese und ähnliche vereinzelte Landungen im 15. und
auch noch 16. Jahrhundert mehr den Stempel der damit zum Ausdruck
gebrachten Besitzergreifung als von Handels- u. dergl. Niederlassungen
tragen.
Einen ungeahnten Aufschwung nahmen die Handelsbeziehungen
mit und an der Guineaküste durch die Entdeckung Amerikas. Aber
der Gegenstand des Handels heftet einen unauslöschlichen Schandfleck
auf die Geschichte der europäischen Nationen. Afrika ward auf einige
Jahrhunderte der grofse Sklavenmarkt für Amerika und die Händler
waren Europäer.
Bitterer Hohn des Geschickes 1 Der edle Menschenfreund, der
H u t t e r , Wanderungen in Kamerun. „
E rste s Handelszeitalter
im 15. und
b is Mitte des
16. Jahrhunderts.
Zweites
Handelszeitalter
v o n Mitte
des 16. bis
Mitte des
19. Jahrhunderts.