Tauschwaren.
Gangbare
Tauschwaren
in
Nord-Kamerun
1891/93.
ich, nach 20 monatigem, ununterbrochenem Aufenthalt in der Wildnis,
au f der am Mungo gelegenen Station Mundame angekommen, Porzellante
lle r, -tassen, Tischtuch u. s. w. als luxuriösen Komfort mit geziemender
Bewunderung und Ehrfurcht anstaunte.
Aber diese einfache Feldküche reicht vollständig aus und hält
aus — und das ist die Hauptsache; und ist weit praktischer als die
ganz und gar ungeeigneten, kostspieligen, kunstvollen Zusammensetzspiele,
genannt Reise-Kochapparate, Menagen u. dergl. Zeug mehr. —
8. T a u s c hw a re n .
Ihre Wichtigkeit ergiebt sich ohne weiteres, wenn ich daran erinnere,
dafs sie die Stelle des Geldes vertreten.
Bei der Beschaffung derselben ist es selbstredend von aufser-
ordentlicher Bedeutung, jene zu wählen, welche in den voraussichtlichen
Marschländern beliebt und begehrt sind. Auch wenn die Expedition
in noch ganz unerforschte Gebiete fü h rt, gestattet der heutige
Stand der Erschliefsung Afrikas immerhin Rückschlüsse in dieser Beziehung
von bereits durchwanderten. Aufserdem haben einerseits gewisse
Tauschgegenstände ein aufserordentlich ausgedehntes Absatzgebiet,
andererseits kann man von einigen europäischen Erzeugnissen
fast mit Sicherheit annehmen, dafs sie überall in ganz Afrika genommen,
ja verlangt werden. Worin man unter Umständen sich verrechnen
kann und damit allerdings unnützen Ballast mitschleppt oder
viel zu teuer lebt, ist die richtige Wahl der das Kleingeld vertretenden
kleineren Tauschgegenstände.
Zur Zeit meines Aufenthaltes und meiner Reisen im nördlichen
Hinterland von Kamerun gingen folgende Tauschwaren.
Im W a ld la n d . Bei allen Stämmen an der Marschstrafse: Perlen
verschiedenster Art und Gröfse — Messingstäbe von etwa 1 m Länge
und 1 cm Durchmesser —‘ ganz besonders Tabak und zwar langblätteriger
Kentuckytabak 8®^. Salz —- Feuersteine —■ kleine runde
Spiegel — Rasiermesser. — Dann an wertvolleren Waren: Gewehre —-
Pulver — Zeug; namentlich helle, rot- und weifsgemusterte Stoffe.
Aufserdem waren sehr begehrt bei den Bakundu und Batom:
Schnupftabaksdosen, wie ich sie bereits im Abschnitt I I , S. 56 beschrieben
habe; bei den Banyang: kleine, weifse Hemdknöpfchen
und zwar derart, dafs man für acht Stück ein schönes Huhn, für zwei
ein Ei bekam.
Im G r a s la n d . In den südlichen Grenzgebieten.: kleine, weifse
Metallglöckchen S weifse Polstemägel (beide Gegenstände zur Verzierung
der Gewehrkolben und breiten Messerscheiden, die letzteren
auch zum Schmuck der Weiber in Ohr und Unterlippe) -£■ die gleichen
Messingstäbe wie im Waldland, aber bereits zu Ringen zusammengebogen
— Perlen; und zwar grofse schwarzweifse, sowie grofse buntbemalte
Porzellanperlen, dunkelgrüne, vielkantig geschliffene Glasperlen,
sog. goldene grofse Metallperlen und ganz kleine mattrote —
kleine runde Spiegel üä Rasiermesser — Scheren — starke Nadeln
— Feuersteine — Salz. — An wertvolleren Waren: Gewehre — Pulver
— Zeug; namentlich dunkelblaues und rotes.
Im eigentlichen Adamaua: bei den Heidenstämmen fast die gleichen
vorstehend aufgeführten Tauschwaren; in den mohammedanischen Orten
beginnt das Reich der Kaurimuschel. Dieses „Bargeld“ kann gegen
Stoffe, namentlich gegen Seide, eingetauscht werden; ein insbesondere
für den vom Süden kommenden Reisenden wichtiger Wink, denn die
Muscheln haben ein grofses Gewicht und beanspruchen viel Platz bei
verhältnismäfsig geringem Werte.
Die Verpackung der Tauschwaren findet am besten in Blechkoffern
s ta tt, die von gleicher, n u r leichterer Art wie der Marschkoffer
und kleiner sind. Das ist wegen des Gewichtes notwendig.
Einmal wiegt ein mit schwereren Tauschwaren, wie Zeug, Salz u. s. w.
gefüllter Koffer meist mehr als der gepackte Marschkoffer u nd dann
wird man sich wohl zum Tragen seiner persönlichen Ausrüstung
die kräftigsten Burschen heraussuchen; zur Fortschaffung der übrigen Gewicht
Lasten mufs man mit dem Durchschnittsträger rechnen. Und da habe
ich die Erfahrung gemacht, dafs die Last nicht schwerer als h ö c h s te n s
20 kg sein darf. Dies berücksichtigend, ergeben sich als Ausmafse fü r
die zur Fortschaffung der Tauschwaren bestimmten Koffer: Länge
50 cm, Breite und Höhe 20 cm.
9. M u n itio n . Munition
Hat hier insoweit genannt zu werden, als auch der einzelne
Reisende fü r seine Person aufser der Taschen- und der geringen Vorratsmunition
im Rucksack und Marschkoffer noch, weiteren Munitionsersatz
gesichert haben mufs.
Bestimmte Zahlenangabe ist aus den S. 79 angegebenen Gründen
nicht angängig; doch dürfte ein Vorrat von etwa 300 Patronen fü r den
Karabiner, 100 fü r das Schrotgewehr, 25 für den Revolver im allgemeinen
für’s erste genügen. Das ergiebt nebst den nachstehend aufgeführten
Gewehrvorratsteilen u. s. w. rund 20 kg: also e in e Kofferlast.
Der M u n itio n s k o f f e r ist gleich jenen für die Tauschwaren.
Man wähle fü r die Schrotpatronen ja Metallhülsen! Ich spreche
aus Erfahrung, habe ich doch mit den anfänglich mitgenommenen