o d e rO h r deuten — riechen, sehen, hören. — Mit der Handfläche
öfters auf den geöffneten Mund schlagen =■ Zeichen der Verwunderung.
— Die Hände an die Brust legen und dann unter Strecken
der Arme nach beiden Seiten ausbreiten, dazu noch ein gedehntes
„hä“ mit „i“ Nachlaut = Zeichen der Ungewifsheit, auch der unwilligen
Verwunderung. (Wie wir sagen: „ich weifs nicht“ ; „ja, wie soll denn
i c h das wissen!“ u. dergl.).. — Den Kopf in die Höhe werfen, dazu
ein nasales, gedehntes „n“ ausstofsend = ja. — Zur Bezeichnung der
Verneinung h a t der Neger die gleiche Gebärde wie wir: Kopfschiitteln.
Will er etwas heftig verneinen, so klopft er unter gleichzeitigem
Kopfschütteln mit den Fingern über die Achsel auf die Schulterb
lä tte r, als wollte er mit beiden Händen etwas über die Schulter
werfen. (Vielleicht auch der Grundgedanke?) — Die beiden Fäuste
au f die Brust legen Weib. (Andeutung des Busens.) — Will der
Neger mitteilen, dafs er mit jemand gut Freund is t, so nennt er
seinen und des Betreffenden Namen und hakt die Zeigefinger seiner
beiden Hände ineinander; häufig fügt er dazu noch das scharf angesprochene
und gedehnt ausklingende Wort „bang“. (Vergl. auch Abschnitt
VI, S. 417.) — Will er dagegen seinem Unwillen, mit Verachtung
gepaart über eine Person oder Sache lebhaften Ausdruck
geben, so hebt er ein Sternchen vom Boden auf, speit darauf und wirft
es über die Schulter. (Auch bei uns is t beim gewöhnlichen Manne
das Ausspucken ein Zeichen der Verachtung.)
Z a h le n z e ic h e n s p r a c h e . Eine ganz besonders wichtige Bolle
spielt die Zeichensprache bei dem Zählen; hier sind die Finger
geradezu optische Zahlenzeichen. Doch nicht, weil die Wortsprache
hierfür keine Ausdrücke h ätte; im Gegenteil, das Zahlensystem ist
— wenigstens bei den B a l i — bis 100 auch sprachlich vollkommen
ausgebildet; bei einem so materiell angelegten Menschenschlag, wie
die Neger, auch gar nicht anders zu erwarten. Wie wichtig dem
Neger die Z a h l ist, das beweist die Sitte: wenn im Zwiegespräch Zahlen
genannt werden, so wiederholt diese der Hörer stets mit Wort und
Gebärde, um in dieser Hinsicht ja keinen Irrtum einschleichen zu
lassen, eine Wiederholung des übrigen Textes fällt ihm nicht ein;
höchstens dafs er hier und da das Zeichen der Bejahung (also in
diesem Fall des Verständnisses) einschaltet.
Die Art dieses Zeichenzählens bei den B a n y a n g und B a l i hatte
ich Gelegenheit eingehender zu beobachten. Ob bezw. welche Verschiedenheiten
(oder Gleichheiten) in dieser Beziehung auch zwischen
den übrigen Stämmen bestehen, vermag ich nicht anzugeben.
« ±j » u i n t
1 = Kleinen Finger ausstrecken,
die übrigen einschlagen.
= Zeigefinger ausstrecken,
übrigen einschlagen.
die
2 = Kleinen und Bingfinger ausstrecken, die übrigen Finger einschlagen.
3 — Kleinen, Bing- und Mittelfinger ausstrecken, die übrigen einschlagen.
4 = Zeige- und Mittelfinger beider
Hände ausstrecken und übers
Kreuz legen, die übrigen Finger
einschlagen.
5 = Vier Finger einer Hand ausstrecken,
Daumen einschlagen,
dazu kleinen Finger der anderen
Hand.
6 = 3 -|~ 3.
7 'psi Wie bei den Bali.
8 = Wie bei den Bali.
9 = 5 (Bauyang) -f- 4 (Bali).
10 = Beide ausgestreckte Hände,
Handteller sich berührend, übers
Kreuz legen, Daumen
seitig übergreifend.
= Vier Finger einer Hand ausstrecken,
Daumen einschlagen.
= Geballte F au st, Daumen Uber
dem Zeigefinger.
3.
3.
4.
20 2 X 10
u. s. w.
= • 5 4.
= Mit gestreckten Fingern einmal
in die Hände klatschen., so dafs
die Fingerspitzen sich berühren.
I 2 X 10
Zwischenzahlen (13, 25, 86 u. s. w.) werden durch Zusammensetzung
und rasche Nacheinandergabe der Zeichen für Zehnheiten und
Einheiten gegeben, also gleich unseren optischen Signalen.
Etwas vermifst man in diesen Zahlen-„Zeichen“ : die Konsequenz
der Bezeichnung, siehe z. B. Zahl 7 oder 9 bei den Banyang, Zahl l
und 2 bei den Bali. Ferner mache ich darauf aufmerksam, dafs der
Daumen bei den B a n y a n g n u r bei Bezeichnung der Zahl 10, bei
den B a l i zu der der Zahlen 5 u n d 10 mitgezählt wird.
Durch diese Angaben, die keineswegs den Anspruch auf erschöpfende
Aufzählung machen, dürfte meine eingangs aufgestellte Behauptung
begründet sein : dafs es dem dieser Z e i c h e n spräche
Kundigen möglich is t, geradezu förmliche Gespräche zu führen ohne
Kenntnis der jeweiligen Stammessprache.