oder in eingehauenen Einschnitten (Abb. 51) zu ruhen kommen, verstreben
andere die Dachteile untereinander und mit dem Dachboden
durch ähnliche, nur dünnere Pfosten oder Bambus. ' Auf die. Seitenwände
oder vielmehr auf die denselben aufsen aufgebundenen wagerechten
Bambus werden je tz t zwischen den Pfosten dünnere, schräg
zum Boden, untereinander gleichlaufend, verschnürt: sie haben den
Zweck, dem nunmehr folgenden Lehmbewurf festen
Halt zu geben. Dieser ist mittlerweile in der Nähe
in einer Grube zubereitet und durch Stampfen mit
den Füfsen sowie fleifsiges Wasserzutragen, welch
letzteres Geschäft die einzige Beteiligung der Weiber
am Hausbau ist, geknetet worden. In grofsen Klumpen
wird er nun von aufsen an die Wände geschleudert
und schön g la tt verstrichen. Schliefslich folgt das
sorgfältigst ausgeführte Eindecken mit getrocknetem
Gras (siehe Abb. 8, S. 188), das wie die zu Pfosten
bestimmten Baumstämme und die Bambus, oft schon
Abb. 51.
Gabelung von
Pfosten.
8 und 14 Tage vor Beginn des Hausbaues, herbeigeschleppt worden
ist. Der dichte, fast y , m starke Grasbelag wird unten sauber abgeschnitten,
dafs e r sich mit dem. Dachhoden vergleicht, und das
Haus ist fertig. Die Thüröffnung wird mit gespaltenen Bambusstücken,
dicht nebeneinander gelegt, geschmackvoll verkleidet; die Schwelle
etwas verbreitert und innen eine gleich sauber und n e tt gearbeitete
Schiebethür angebracht.
Nach etwa acht Tagen kann ein Haus bezogen werden: ein bis
drei Tage sind nötig zum Bau, die übrigen zum Trocknen des Lehmbewurfes.
Die Ausmafse sind folgende: eine Quadratseite des Grundrisses
meist etwa 4 m; gleich hoch sind die ebenfalls quadratischen
Wände; das Dach ist ungefähr l 1^ mal so hoch als das Haus breit
ist. Letzteres Mafs gilt auch fü r den Fall, dafs der Grundrifs ein
Rechteck ist. Bei derartiger Anlage sind die Längswände je nach
Zweck des Hauses zwei-, sogar dreimal so lang als die Giebelseiten,
welche meist ih r Mafs von 4 m beibehalten.
Die gröfse Höhe und damit Steilheit des Daches ist bedingt durch
die gewaltigen tropischen Regengüsse: das Wasser mufs rasch ablaufen,
soll es nicht durch den Grasbelag ins Innere dringen; was übrigens
trotzdem nicht gerade selten ist. Die Thüröffnungen — und damit
komme ich zu dem für den Europäer unbequemsten Teil eines Graslandhauses
— sind aufserordentlich klein: die Schwelle ist etwa 30 cm
über dem gewachsenen Boden, die Breite beträgt wenig mehr als 40,
die Höhe an 80 cm. Ihre Benutzung will förmlich geübt sein; meine
erstmalige, in Bame s son, wo sie vielleicht noch um ein paar Centimeter
enger sind als anderswo, schildere ich in meinem Tagebuch: „Zuerst
Rumpf vorwärts beugen, dann linkes Bein hoch heben mit dem Knie
bis zum Kinn, hierauf Bein vorwärts strecken, Kopf zwischen die
Schultern einziehen. Nun folgt Versenken des gestreckten Beins in
die schwarze Tiefe des Hausinnern, Katzenbuckel verstärken, Rumpf
nachschieben, Schienbein des ändern Fufses an der hohen Schwelle
anschlagen, ein kräftiger Fluch, Nachziehen des ändern Beins: und man
ist in der Finsternis verschwunden.“ Fenster und dergl. kennt auch
der Neger des Graslandes nicht; solche würden hier oben auch dem
ganzen Grundgedanken des Hausbaues: möglichste Wärmehaltung,
widersprechen. Deshalb eben sind die Thüren so eng und findet sich
selten n u r, in den gröfsern Häusern, eine zweite.
Als Knauf pflegt der Grasländer oben auf die Spitze des Daches
bisweilen einen grofsen Steintopf oder eine Kalebasse zu setzen;
ersteres ist in Bame s s o n allgemein üblich. In Ba l i findet man.dies
seltener; hier sah ich auch da und dort einen Schädel draufgebunden.
Manche besonders elegant bauende Hofbesitzer krönen die Spitze ihrer
Wohnhäuser mit einer vollständigen, n u r weit kleineren Dachpyramide,
die etwas in die Höhe gerückt ist (auf Abb. 48, S. 363 befindet sich
ein solches Haus).
Die grofsen Palmwein- und Versammlungshäuser, in denen die
S. 346 erwähnten politischen und auch private Zusammenkünfte sta ttfinden,
haben gröfsere Ausmafse bei meist quadratischer Grundfläche;
die Höhe der Wände bleibt stets gleich. Sie sind dann nach einer,
auch zwei Seiten teilweise oder ganz offen; ferner kommt bei ihnen
häufig der Lehmbewurf in Wegfall, und sind dafür die Bambuswände
noch sorgfältiger und gefälliger gedichtet.
Abweichungen zweier Art von dieser allgemein üblichen Bauweise
sind mir zu Gesicht gekommen. Die eine ist gänzlich vereinzelt, und
habe ich sie nur bei einem Haus in Bamu n g u , bei zweien in Bal i
gesehen. Es waren Häuser mit aufgesetztem Stockwerk. Wie aus
vorstehender Schilderung hervorgeht, befindet sich das Hausinnere,
stets nur aus e inem Raum bestehend, zu ebener Erde. In den
genannten drei Fällen lag der Wohnraum um die sonstige Höhe der
Hauswände emporgerückt; also ein richtiger erster Stock. Mittels
Leitern ward der Zugang bewerkstelligt.
War diese Abweichung in keine Beziehung zu Volksverschiedenheiten
zu bringen, so bin ich bei der zweiten eher dazu geneigt. Ich
Versamm-
lungs- U.S.W.
Hallen.
Einstöckige
Häuser.