Anlage der
Batom-
station
3. v n . 1891.
schleunigt Gewehre, Munition und Tauschwaren, soweit als nur angängig,
ins Innere zu schaffen.
Um den Eindruck auf die Stämme um Bali zu erhöhen, sollten
diese neuen Kampfmittel auf einmal oder wenigstens in einigen, wenigen
grofsen Massentransporten ins Grasland geworfen werden. Dafür war
aber von Barombistation die Entfernung bis Baliburg viel zu weit, die
Zahl der Träger viel zu gering. Von den 370 Mann, an deren Spitze
Zintgraff am 9. Dezember vorigen Jahres im Grasland eingezogen
war, waren 170 bei Bandeng gefallen, einige waren in Baliburg zurückgeblieben
, weitere 20 in die auf dem Rückmarsch flüchtig errichtete
Mi-Yimbistation gelegt, so dafs auf Barombistation mit Einschlufs einiger
Bali und Banyangleute rund , 150 Mann als Träger uns zur Verfügung
standen. Die Zahl der fortzuschaffenden Lasten betrug: 200 Gewehrlasten
(je 10 Gewehre), 160 Patronenlasten (je 500 Patronen) und an
70 Lasten mit Tauschwaren, also im Ganzen rund 450 Lasten. Dazu
kam, dafs die Banyang, zu denen natürlich auch die Kunde von dem
Mifsgeschick der Expedition gelangt war , sahen sie doch den Führer
mit den Resten derselben den Rückzug an tre ten , eine feindselige
Haltung anzunehmen drohten. So beschlossen wir, etappenweise
vorzugehen.
Im Banyanggebiet war bereits die Mi-Yimbistation als letzte Etappe
im Waldland vor dem E in tritt in die Grasgebiete angelegt Nun
soUten zwischen Mi-Yimbi- und Barombistation, vor dem Banyangland
zwei Zwischenstationen errichtet werden; und wählten wir das
bisher der Expédition stets freundschaftlich gesinnte Dorf der Nguti-
ieute unmittelbar an der Banyanggrenze und, näher gegen Barombi
Dikumi in der Batomlandschaft.
Am 28. Juni 1891 begann der Vormarsch, den ich mit sämtlichen
vorhandenen Trägem antrat. In Dikumi angelangt, wurde sofort der
gröfste Teil derselben wieder nach Barombi zurückgesandt Einstweilen
legte ich in Dikumi eine Station an, die Batomstation. In ununterbrochen
gehenden Trägerzügen ward alles hierher geschafft. In gleicher
Weise fand das Vordringen nach Nguti statt, wobei wiederum ich den
Reigen eröffn ete.
Schwere Besorgnis erfüllte mich, als ich, in Nguti mit dem Vortrab
angekommen, keinerlei Kunde über den auf Mi-Yimbistation befindlichen
Expeditionsmeister erlangen konnte, vielmehr von kriegerischen
Zusammenrottungen im Banyanglande hörte. Da mufste vor
allem Aufklärung gegen Mi-Yimbi zu geschaffen werden. Mit 100
Trägern, denen ich nur halbe Lasten auf lud, um jederzeit gefechts-
Geschichte der Forgchungsthätigkeit im Nordgebiet von Kamerun u. s. w. 19
bereit zu sein, unternahm ich bald nach meinem Eintreffen in Nguti
einen Vorstoß ins Bänyanggebiet. Geschlossen ging es bis Ntok-Difang
am ersten Tage. In den zahlreichen Ortschaften der Banyang waren
zum Teil die Bewohner geflohen, in einigen nur mehr die Männer
zurückgeblieben, die--mich mit finsteren Blicken empfingen. Offene
Feindseligkeit wagten sie nirgends. Von dem Weißen au f Mi-Yimbi
keine Kunde. Am nächsten Tage bei meinem Weitermarsch nach
Nfo-Täbe kam mir Unterwegs das-Gerücht zu Ohren, d aß dortselbst
ein Europäer sich: befinde. .Und-wirklich, eine Stunde vor dem Orte
kam mir der wackere Caulwell,, so . hieß der auf Mi - Yimbi von
.Dr. Zintgraff zurückgelassene Expeditionsmeister — auch ihn deckt
schon lange die afrikanische Erde j§ mit 15 seiner Leute entgegen.
Nun war die Verbindung zwischen Barombi- und Mi-Yimbistation hergestellt
und damit ein .bedeutender Schritt zur Neugewinnung der
Baliburg gethan. Die Nachschaffung der Lasten bis fast an die Grenze
des Hochlandes, bis auf vier Tagemärsche von Baliburg, war gesichert.
Anfang August wären so ziemlich alle bis Mi-Yimbi gebracht.
Da tr a t dem Weitermarsch ein lähmendes Hindernis entgegen. Meuterei
Die Träger weigerten sich , ' aufs neue zum Hochland hinaufzusteigen, m is»i.
wo 170 ihrer Kameraden gefallen waren. Sie fürchteten neue Gefechte
und neue Niederlagen. Nur etwa 25 Mann wollten uns folgen. Gemäß
den Expeditionsärtikeln zerrissen wir ihre Lohnbücher; nun brachen
sie in öffene Meuterei aus. Zwei Tage und drei Nachte schossen wir
uns mit unseren ehemaligen eigenen Trägern herum; dann verlief sich
das Gesindel in den Busch und zog plündernd durch das ganze Waldland
truppweise der Küste zu. Wir* aber saßen vorerst ohne Träger
SB g l hie 25 Mann, die zu uns hielten, konnte man ja bei einer Zahl
von 450 fortzuschaffenden Lasten nicht rechnen. Das war der 10. August.
Doch die Bali halfen uns. Das Gerücht unseres neuen Vordringens
war auch zu ihnen gelangt.
Am 20. August hatten Dr. Zintgraff und ich beschlossen, der
unfreiwiUigen Unthätigkeit um jeden Preis ein Ende zu machen und
mit 15 ManU —■ mit 10 sollte Caulwell auf Mi-Yimbi Zurückbleiben —
den Vormarsch nach Bali anzutreten: wir m u f s te n k la r sehen, wie da
droben die Dinge seit dem Rückzug Zintgraffs Anfang Februar sich
gestaltet hatten. Wir hatten mit unserer kleinen Schar eben den
Mi-Yimbiflufs überschritten; da tauchte vor uns ein langer Zug
hochgewachsener dunkler Gestalten auf, an ihrer Spitze der getreue
Expeditionsmeister Carstensen, der un ter den schwierigsten Verhältnissen
auf seinem Posten dort oben ausgeharrt hatte. Über 300
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