Absehnitt X.
Civilisation und Wildnis.
Was ich draufsen erlebt und erfahren, geschaut und beobachtet,
habe ich versucht in den voraufgegangenen Abschnitten zu gehen.
Als ich all das so niederschrieb, h a t in meinem Innern eine Saite
stärker und stärker angeschlagen, die eigentlich nie ganz verstummt
ist, seit ich wieder in die Heimat zurückgekehrt hin.
Nun ich am Ende stehe, mufs auch sie ausschwingen. Ih r letzter
Ton schliefse mein Buch: es ist der Zauber der Wildnis.
Sie, die neue, die andere Welt, die jenseits der Grenze der Civili-
sation sich aufthut, schlägt jeden in ihren Bann, der reinen Herzens
die Schwelle überschreitet. Diese Schwelle war für mich das Boot,
das mich hinübertrug vom ankernden Schiffe in die Mangrovensümpfe’
des Mungoflusses, hinein in die Urwaldhallen des Waldlandes. Erst
nach zwanzig Monaten ununterbrochenen Aufenthaltes in der Wildnis
kehrte ich wieder in die Oivilisation zurück. Die zwei Zeilen, die ich
diesen Schlufsworten vorausschicke, verraten schon, in welcher Welt
ich lieber geweilt. Mag’s drum sein. Ich gesteh’ es offen: jahrelang
lebe ich nun bereits wieder in den geordneten Verhältnissen eines
Kulturstaates, geniefse den Komfort der Oivilisation mit allem, was
darum und daran hängt -'M das freie Lehen der Wildnis habe ich
nimmermehr vergessen.
Oivilisation und Wildnis — zwei verschiedene Welten!
Im letzten Grund der Dinge freilich sind auch sie einander gleich.
Die gleichen Naturgesetze walten hier wie dort über Werden und
Vergehen, die gleichen Triebfedern bestimmen dort wie hier das Thun
und Lassen der Menschen.