Komfortable
Lebensweise.
Unabh
ängigkeit
v on europäischen
Lebensmitteln.
reiche Haut in allen Regenbogenfarben spielen liefsen. Und das höchste
an Komfort auf meiner Station besorgte ein vierfüfsiger Bewohner
der Savanne. Nicht selten roch es auf den Wegen und sogar in
einigen Häusern nach Bisam. Eine Zibetkatze (Viverra civetta) stattete
offenbar der Baliburg bisweilen Besuche ab; zu Gesicht hahe ich dieses
lebendige Parfümfläschchen nie bekommen. —
So viel über Ausrüstung bei stationärem Aufenthalt in der Wildnis,
und ihre Erweiterung. — —
Die Lebensweise draufsen überhaupt habe ich bereits in den
beiden voraufgegangenen Abschnitten eingehender besprochen; auch
im gegenwärtigen schon an einigen Stellen berührt. Es erübrigt mir
also hier nur mehr, nachzuweisen, wie man auch in dieser Hinsicht
das Leben auf der S ta t io n komfortabler gestalten kann und soll.
Dabei habe ich zunächst einmal die Magenfrage im Auge. Auf
dem Marsch ist Essen und Trinken in erster Linie Mittel zum Zweck;
die Marschstrapazen und -aufregungen selbst sind die beste Würze.
Auf der Station ist das anders: hier wird das Essen Selbstzweck!
„Pfui,- wie gemein!“ klingt’s mir im Geist in die Ohren. — Ich
habe absichtlich so gesagt; verwahre mich aber feierlich gegen allzu
materielle Verdächtigung. • Man denke nur an die allenfalls annähernd
damit zu vergleichenden Verhältnisse zu Hause: an Manöver-
und Garnisonsleben. Sitzt man von früh bis Abend im Sättel,
dann, meine ich, schmeckt auch im einfachsten Dorfwirtshäus das
einfachste Essen ganz vortrefflich, und giebt’s am anderen Tage
im nächsten Quartier ganz dasselbe Gericht, so schmeckt es auch
da wieder. Anders im weniger abwechslungreichen, weniger anstrengenden
Garnisonsdasein: da ist und ifst man um ein gut Teil
wählerischer. So auch im Busch. Die Tag fü r Tag nach anstrengenden
Märschen erscheinende Buschsuppe mundet, jedesmal, aufs neue. sehn-
lichst erwartet; auf der Station will der Magen Abwechslung. Es ist
h ie r wie dort nicht blofs Geschleckigkeit der Grund, sondern die
Forderung der Gesundheit, die sich in diesem Verlangen, geltend
macht. Draufsen natürlich um ein gut Teil mehr: da m u f s der in
den Tropen sowieso schon ganz anders in Anspruch genommene
Körper des Weifsen Abwechslung in der Nahrung bekommen. Diese
gebieterische Naturforderung zu erfüllen: ist Aufgabe und Pflicht sach-
gemäfser Lebensweise. Diese Naturforderung zu erfüllen o h n e europäische
Konservenbüchse, aus dem Lande selbst: ist Aufgabe und Kunst
des buscherfahrenen Stationsleiters.
An Stoff hierzu aus Pflanzen- und Tierreich fehlt es draufsen
wohl selten und n u r zeitweise; dann wird eben der Speisezettel einfacher.
Wie sehr ich in Bezug auf Mannigfaltigkeit desselben verwöhnt
war, entnehme ich einer Notiz in meinen Tagebüchern, laut der einmal
ich üher „verdammt einförmiges Essen“ höchlichst ungehalten
war: „acht Tage Schwein, fünf Tage Ziege, sechs Tage Schwein heilst
es nun bereits seit ein paar Wochen.“ In meinen Marschaufzeichnungen
kommt wesentlich höhere Anspruchslosigkeit zum Ausdruck
und bei Beginn des Stationslebens auf Baliburg beschreibe ich noch
ganz begeistert, was man doch auf der Station aus solch eineip Rüsseltier
sich fü r schöne Sachen machen kann: „ . . . . Heute wieder ein
p aar Stunden an der vielseitigen Verwendung eines geschossenen
Schweines gearbeitet: Leber heute ahend im eigenen F e tt gebraten,
zwei Keulen für morgen und übermorgen als frische Braten aufbewahrt,
Fett ausgebraten, Kopf und Füfse eingesulzt, zwei Keulen und den Ziemer
als Sauerbraten eingelegt, das übrige wird dieser Tage als Kotelettes
und kalter Schweinsbraten oder in der Buschsuppe verzehrt. . . .“
In meinem oben (S. 170 u. f.) teilweise aufgenommenen Stationsberichte
habe ich von unserer Verpflegung auf Balihurg die europäischen
Gemüse bereits aufgeführt. Hier die Aufzählung der Landes-
prödukte seihst, nehst der Preisangabe der einzelnen (in deutsche
Geldwerte umgesetzt).
Aus dem Tierreich:
Rindvieh; mufste von umwohnenden Stämmen gekauft werden, da
die Bali solches nicht haben, 7 bis 10 Mk.
Ziegen; eine grofse Ziege 2,50 bis 3 Mk.
Schafe; glatthaarig, die Hammel mit langer, voller Mähne an Brust
und Hals, gleichfalls 2,50 bis 3 Mk.
Schweine; ein fettes Schwein gleicher Preis wie von Schaf und
Ziege. Die besten Schweine züchtete Bamefson.
Hühner und Kapaunen; ein grofses Huhn 25 Pfg-
Das waren die Haustiere, die auch den Bestand unseres Vieh-
und Geflügelparkes bildeten.
An Wildpret gab es: Antilopen, namentlich die zierlichen Zwergantilopen
schmeckten wie zarter Rehbraten; Elefanten: war auch das
Fleisch zum Essen zu zäh, so lieferte es doch eine sehr gute, kräftige
Fleischbrühe, und mit Elefantenfett haben wir bei Mangel an Schweinefett
stets ganz gerne unsere Braten hergestellt; bisweilen brachten
die Bali ein kleines dachsähnliches Tier, das sie „ssihisi“ nannten, es
hatte zartes Fleisch. Dann an Federwild: Frankolinen und verschiedene
Taubenarten.
Einheimische
Produkte
aus
Tier- und
Pflanzenreich.