T h ä tig k e it.
Stete
Marschbereitschaft.
Instand-
haltung
und Au ffrischung.
dem fast ganz unabhängig von Proviantnachschub machte, unseren im
grofsen und ganzen recht befriedigenden Gesundheitszustand zu verdanken
hatten.
Der Lebensweise, und nicht minder der steten, geistigen und
körperlichen Thätigkeit.
Dieser weiteren wichtigen hygienischen Forderung fü r das Leben
in den Tropen nachzukommen, ist auf einer Station viel schwerer
als auf dem Marsche. Dort besorgt das zum gröfsten Teil der
Marsch seihst; anders auf der Station. Namentlich in den langen,
langen Regenzeitwochen ist die Gefahr geistigen und körperlichen
Verliegens sehr grofs. Kein gröfserer Feind aber in den Tropen als
Langweile und körperliche Unthätigkeit, Jede Beschäftigung ist eine
Arznei. Dadurch, dafs wir Tischler, Schreiner, Zimmermann, Gärtner
und oft auch Koch waren, haben wir aufser den hierdurch erreichten
besonderen Annehmlichkeiten nicht zum letzten fü r unsere Gesundheit
gesorgt. An Sonntagen oder wenn wir sonst dienstfrei waren, haben
Zintgraff und ich durch „Speerwerfen“ fü r körperliche Übung gesorgt.
Damit dieser Sport mehr Reiz hatte, mufste jeder, der das Ziel fehlte,
einen Schein auf eine Flasche Sekt ausstellen. Getrunken haben wir
freilich die verfallenen Flaschen nie. Spaziergänge ins Dorf hinüber,
in die Farmen, Jagdstreifen u. s. w.; all das waren Zwecke nicht nur,
sondern auch Mittel zum Zweck: Erhaltung der Gesundheit.
Und diese n u r in letzter Linie verstattet ja , dem auch auf der
Station nicht minder wie auf dem Marsch geltenden allerobersten
Hauptgrundsatz afrikanischen Lebens gerecht werden zu können: s t e t e
M a r s c h b e r e i ts c h a f t dem G e is t u n d K ö r p e r na ch .
Stete Marschbereitschaft auf der Station mufs gewährleistet sein
auch bezüglich der A u s rü s tu n g .
Das, was ich im vorhergehenden Abschnitt als A u s rü s tu n g im
engeren und weiteren Sinne, fü r die eigene Person und fü r eine
Expedition aufgeführt hahe, mufs s t e t s b e r e i t liegen fü r eine allen-
fallsige plötzliche „Mobilmachung“. Im Geschützschuppen auf Baliburg
waren die Munitionslasten in einem Raume, in weiteren solche mit
Tauschwaren und Proviant, Ausrüstung der Soldaten und Träger
wenigstens fü r event. rasch nötige Märsche von 8 bis 14 Tagen bereitgestellt.
In meinem Schlafzimmer war meine gesamte Marschausrüstung
jederzeit zum Anziehen und Aufnehmen fertig.
Aufe engste damit zusammenhängend ist natürlich Instandhaltung
und Auffrischung dieser „Kriegshestände“. Feldbett und In h a lt des
Marschkoffers wird an schönen Tagen gelüftet, gesonnt, Proviant und
Munition und Tauschwaren werden umgetauseht und erneuert. Um
das zu ermöglichen, mufs von Zeit zu Zeit Nachschub stattfinden. tÜjp j jMii
Schon aus diesen Gründen, Auffrischung und Ergänzung der Bestände,
ohne die eine Station auf die Dauer nicht bestehen kann (man
denke nur an das Geld: die Tauschwaren), wozu dann noch die gewichtigen
politischen, kolonialen, wissenschaftlichen u. s. w. treten, ist
es o b e r s te P f l i c h t e in e s je d e n S ta t io n s c h e f s , m u f s e r g e r a d e zu
d a fü r v e r a n tw o r t l ic h g em a c h t w e rd e n , m it a ll e n M itte ln
V e rb in d u n g m it d e r K ü s te , zum mindesten mit der etwaigen Nach- Verbindung
# ■ m it der
barstation, a u f r e c h t zu e r h a l te n . Umgekehrt ist es nicht minder Küste.
Pflicht der Regierung bezw. der aussendenden Stelle, ihrerseits in
jeder Weise von der Küste ins Innere Verbindung zu halten.
War so, dank der vorgeschilderten Lebensweise, der Gesundheits- oesuna-
zustand auf der Baliburg im allgemeinen ein recht guter zu nennen, «tana auf
. . Baliburg.
so fehlte es natürlich doch zu rechter Zeit auch nicht an Mahnungen
daran, dafs wir in den Tropen lebten.
Fieberanfälle waren meist auf Rechnung eigenen Verschuldens zu
setzen: europäische Genüsse in Gestalt von Konserven und dergl., Überanstrengungen
bei militärischen Unternehmungen, zu scharfe Jagdstreifen,
Unvorsichtigkeit gegen unmittelbare Einwirkung der Sonnenstrahlen
konnten fast ausnahmslos als Krankheitserreger nachgewiesen werden.
Nur bei dem Übergang von einer Jahreszeit zur ändern, namentlich
von der Trocken- zur Regenzeit, tra ten leichtere Fiebererscheinungen
auch ohne die genannten Ursachen auf. Diese „Saisonkrankheit“, wie
wir sie nannten, hatte insbesondere nebst den ändern wohlbekannten
Fieberzuständen plötzliche Anschwellung der Hand- und Fufsgelenke in
ihrem Gefolge. Mit dem Fieber selbst empfahl sich auch diese Beigabe.
Schlimme Gäste, qualvoll und hartnäckig, waren Hautkrankheiten,
namentlich in der Regenzeit; sowie Verletzungen, verursacht durch
das kleine Ungezieferheer. Ein Klagebrief darob in die Heimat eröffne
das nächste Kapitel und damit den Reigen von Tagebuchnotizen
und Briefen, auf Baliburg geschrieben.
Aus Tagebüchern und Briefen auf Baliburg.
Leiden und Freuden des einsamen Stationschefs da draufsen,
grofse und kleine Erlebnisse, Stimmungen und Gefühle wollen die
wenigen, aufs Geratewohl aus der reichen Zahl meiner Aufzeichnungen
herausgegriffenen Blätter, im Verein mit den bereits da und .dort verstreut
eingeschalteten, wiederzugeben versuchen.