E th n o graphische
Dreiteilung.
Buschwald mit vereinzelten Hochwaldbäumen und Palmen (Kokos-,
Oel-, Wein- Fächerpalmen) durchsetzt. Die Wasserrinne des Mungo
wird ein ausgeprägtes, vielfach gewundenes Flufsbett, in dem der Strom
zu Thal gebt. Dieses Küstengebiet bildet d ie e r s te S tu fe .
2. D a s W a ld la n d : von Mundame bis zum Babeflufs südlich von
Banti, also bis zum Fufs des Steilabfalles der westafrikaniscben Hochebene;
rund 200 km. An sich teilweises Hügelland, mufs es mit Rück-
sicbt auf die nach ihm folgenden hochgelegenen Gebiete als Niederland
bezeichnet werden. Der fast ununterbrochene Urwaldgürtel, der
es bedeckt, liefs uns ihm den Namen geben. Das ist die zw e ite S tu fe .
Nach Ersteigung der mit ausgedehnten Oelpalmenwäldern bedeckten
Steilhänge folgt
3. D a s G r a s la n d : von Bamesson, also vom Südrand des nun
folgenden Hochlandes bis zum Benue; rund 400 km. Der Südrand,
rund 1500 m über dem Kamerunflufs gelegen, wird durch eine etwa
80 km nördlich in Richtung Nordwest - Südost streichende Bergkette
mit breitem Rücken um ungefähr 300 bis 400 m überhöht. Von hier
ab beginnt die Abdachung gegen das Benuegebiet. Die Bedeckung
is t im südlichen Teil fast ausnahmslos, im nördlichen Teil überwiegend
1,0 bis 2,5 m hohes schilfartiges Gras; daher die Bezeichnung
dieser d r i t t e n S tu f e : Grasland.
Ich sagte, dafs ich auch in Bezug auf die B e v ö lk e ru n g eine unverkennbare
D r e it e i lu n g gefunden.
Bevor ich diese ausführe, habe ich die Anschauungen, die mich
bei dieser Einteilung leiteten, darzulegen. Auf der r e in e n Rassen-
nnd Sprachentheorie fufst diese meine Dreiteilung nicht. Ich mufs
mich überhaupt zu der ketzerischen Ansicht bekennen, dafs in meinen
Augen diese Kriterien, a ll e in angewendet, Theorie mit der mephistophelischen
Nebenbedeutung sind.
Im Nordhinterland von Kamerun sind mir Vertreter der sogenannten
Banturasse sowie der Sudannegerrasse (in Gestalt der Haussa)
zu Gesicht gekommen. I c h habe — aufser der Sprache — keine,
weder äufserliehe noch innerliche in die Augen fallenden Verschiedenheiten
zu entdecken vermocht, die ich als praktisch zu verwertende,
scharf ausgeprägte Unterscheidungsmerkmale ansprechen könnte. Wohl
aber habe ich in n e rh a lb der vom rein anthropologischen (bezw.
linguistischen) Standpunkte aus als zur gleichen Rasse gerechneten
Stämme tiefgehende geistige und körperliche Verschiedenheiten festgestellt.
Gerade hier im Hinterlande der Ecke des Meerbusens von Guinea
haust ein Gewirr von Völkerschaften, ähnlich und doch wieder verschieden,
dafs man meiner Ansicht nach mit allzu theoretischen
Rassenmerkmalen, mit kleinen Unterschieden im Längenbreitenindex,
mit etwas verschiedenem Prognathismus, mit Sprachwurzelunterschieden
a l l e in nicht viel zur praktischen Klärung beiträgt.
So glaube ich denn mit Fug und Recht — im Rahmen der
Wissenschaft bleibend — meine Dreiteilung aufbauen zu dürfen: auf
geographischen u n d kulturellen u n d ethnographischen. u n d sprachlichen
Verschiedenheiten z u sam m en .
Gerade der erstgenannte Punkt wird meines Erachtens vielfach
zu wenig gewürdigt. Die Natur eines Landes drückt seinen Bewohnern
ein ganz bestimmtes Gepräge auf: auf trockenen, rauhen, freien
Hochebenen finden wir im allgemeinen magere, elastische Gestalten,
dabei kräftig und sehnig, auch enthaltsamer und widerstandsfähiger;
in feuchtwarmen Niederungen schlaffe, fleischige, weichliche Körperformen,
sinnlichen Genüssen mehr hingegeben. Auch geistig geweckter,
schon durch den steten Kampf mit der rauheren Natur, werden erstere
sein. J a ich gehe noch weiter: auch auf Sprechweise, Denkart und
Sprachidiom bleiben bedeutende geographische, namentlich orographische
Verschiedenheiten nicht ohne Einffufs. Und da sollten sich nach
Generationen bei ursprünglich gleichen Stämmen nicht tiefgreifende
Verschiedenheiten in Körper und Geist entwickeln? Das habe ich zu
Hause in meinen bayerischen Bergen beobachtet, das habe ich draufsen
im Wald- und Grasland als zutreffend e rk an n t —
Wie erwähnt, deckt sich die Dreiteilung der Bevölkerung nicht
mit der des Geländes.
Die erste und zweite geographische Stufe, Küstengebiet und Waldlan
d , bilden zusammen d ie e r s te V ö lk e rz o n e . Die dritte geographische
Stufe, die Hochebene bis zum Benue, zerfällt ethnographisch
in das südliche, etwa 100 km breite Gebiet zahlreicher, meist voneinander
unabhängiger, aber starker Völkerschaften der eigentlichen
Graslandstämme: zw e ite V ö lk e rz o n e ; und in das nördliche, etwa
300 km breite, nach Westen und noch mehr nach Osten sich ausdehnende
Adamaua (oder „Adamava“, wie die Eingeborenen das Wort
aussprechen): d r i t t e V ö lk e rz o n e .