An bietung
von
Weibern.
Y o lkliebes
‘Un tersch
e id u n g s m
e rkm a l ?
Kleidung
der Männer.
heran, so dafs ich mich schon auf einen Kufs gefafst machte. Doch
sollten sich nur unsere Bäuche berühren, wobei er den seinigen an
mir rieh. Dann schob er mich wieder zurück; zog, was er konnte,
zuerst am rechten, dann am linken Arm: eine Art Massage. Je tz t
mufste ich mich setzen und der gleiche Vorgang wiederholte sich an
meinen Beinen. Damit war diese eigenartige Begrüfsung zu Ende . . .“
(Tagebuch.) Ob nicht der Handlung der (unbewufste) Grundgedanke
unterlag, dem Gastfreund nach dem langen ermüdenden Tagesmarsch
eine körperliche Erfrischung, eben das Kneten und Reiben der Glieder,
zu bieten, wie im Altertum und Mittelalter vor allem dem Ankommenden
ein Bad gerüstet wurde? — Hier erinnere ich auch an die weitergehende
Form der Begrüfsung: die Gastfreundschaft hei befreundeten
oder freundliche Aufnahme gewährenden Stämmen, wie ich sie in Abschnitt
HI, S. 135, beschrieben habe. Namentlich hier oben im Grasland
ist die dort angedeutete Sitte allgemein üblich, dafs der Häuptling
aus seinem Haushalt junge Weiber (die er als seine „Töchter“
bezeichnet, was übrigens nicht immer wörtlich zu nehmen, auch nicht
so gemeint ist) zur geschlechtlichen Benutzung schickt.
Bei Schilderung der Bewaffnung und Ausrüstung bin ich bereits
etwas in das Gebiet der Bekleidung und auch der Haartracht hinübergestreift;
so will ich über diese nunmehr mich verbreiten.
3. B e k le id u n g . In ih r glaube ich, wie in der Bewaffnung, Unterscheidungsmerkmale
zwischen Ureinwohnern und Eingewanderten erkannt
zu haben. In der Tracht der Männer wenigstens fast sicher,
weniger in der der Weiber. Da spielt, wie bei unseren Damen zu
Hause auch, der gleichmachende Modegeschmack eine nicht unwesentliche
Rolle, und Schillers ungalantes Wort gilt auch hier: „Und die
Arge lieht das Neue“ ; so unbewufst ethnographische Forschung schwer
schädigend! Doch sind auch die schwarzen Herren der Schöpfung
nicht frei von dieser Schwäche, und dieses Moment nebst dem auch
hier zu Lande sehr zwingenden pekuniären reifsen bedenkliche Lücken
in eine ethnographische Beohachtungsreihe. Eigentlich sind es nur die
Vornehmen, Wohlhabenden, und un ter diesen wieder die konservative,
ältere Generation, die in ihren treu bewahrten Eigenarten stammscheidende
Merkmale erkennen lassen; wie in der Bewaffnung, so in
der Kleider- und Haartracht, im Schmuck u. s. w.
Strenggenommen kann überhaupt n u r heim männlichen Geschlecht
von einer Bekleidung gesprochen werden, die mehr als einfache der
Weiber ist schon fast nur Schmuck zu nennen.
Der e c h te B a li — als Typ der Adamauaeinwanderer —- ist meist
mit einem bis zu den Knieen reichenden weiten Gewand (Abb. 89)
mit weit herabfallenden Aermeln bekleidet; ganz ähnlich den Toben,
wie sie Nachtigal in Bornu fand, nur länger. Ich wählte deshalb für
dieses Kleidungsstück im Grasland diesen Namen. Auf dem Rücken
ist gewöhnlich eine Stickerei in rot, und der Halssaum mit zierlichen
Kreuzstichen in einer oder auch mehreren Reihen eingefafst. Am
häufigsten, sind sie von der (S. 408) geschilderten Farbe und Zeichnung;
vereinzelt sah ich auch ganz ro t gefärbte Toben, aber nur von
Häuptlingen getragen. Das Bestreben auch der ärmeren Angehörigen
Abb. 89.
Tobe, Kleidung der Männer in den Balüändern (einheimisches Gewebe aus einheimischer
Baumwolle; — Rückansicht}. Etwa y i5 bis y s0 n. Gr.
der eingewanderten Stämme, eine solche Tobe zu besitzen, is t unverkennbar.
Bei festlichen Gelegenheiten tr itt hierzu noch die Schleppe,
die ich oben als Kriegsschurz beschrieben habe.
Auch Sandalen als Fufsbekleidung sind nicht selten.
Bei den U rb ew o h n e rn : den Batankoan, Banzoa u. s. w. sah ich
diese Tracht weit seltener; hier waren überwiegend breite, geraffte,
weit zwischen den Beinen bis unter das Knie herabfallende Tücher
(auf den ersten flüchtigen BliGk an die Pluderhosen der Landsknechte
erinnernd).
Der Bedürftige da und dort zieht wie im Waldland sein Fetzchen
Zeug zwischen den Beinen durch.