gestofsen. Beide treten zurück, und werden durch ein anderes Paar
abgelöst.
Der Kurs. Bei diesem Streifen des erotischen Gebietes sei erwähnt, dafs die
Neger des Graslandes den Kufs, sei es zur Liebkosung oder Begrüfsung,
nicht kennen. Auch von Seite der Mutter den Kindern gegenüber sah
ich diese Liebesbezeigung hier oben und im Waldland nie. —
Der sangfrohe Hochländer pflegt ferner gemeinschaftliche Arbeiten:
Roden, Ackern, Grasschneiden und dergl. gern mit Gesang zu begleiten;
zwischen hinein stofsen alle wie auf Kommando ein scharfes, anfeuerndes
„barr—r—r “ aus, und mit verdoppeltem Eifer wird weiter geschanzt.
Bei den vorgeschilderten Tänzen h a t sich das weibliche Geschlecht
allein diesem Vergnügen hingegeben. Thatsächlich tanzen stets, auch
bei den grofsen Festen, beide Geschlechter getrennt.
ttamu Doch Heben auch die Männer kleinere, im augenblicklichen Antrieb
Männer. schnell ins Werk gesetzte Tanzspiele; bei der Kriegsfreudigkeit der Balistämme
nehmen sie das Gepräge von Waffenspielen an. So sah ich nicht
selten, namentHch von jungen Leuten ausgeführt, folgenden Waffentanz:
sie bildeten einen grofsen, lockeren Kreis, und mit gleichförmig eintöniger
Stimme, ganz eigen wirkend, stiefsen sie, halb klagend, halb drohend,
ununterbrochen ein langgezogenes „u—u—u—u—u “ aus; plötzhch löste
sich einer aus der Reihe, sprang in die Mitte, und unter Schwingen
und Drehen des Speeres oder Gewehres ahmte er bald die Bewegungen
eines Angreifenden, bald die eines Fliehenden, bald die eines Gefangenen
nach, der um Gnade fleht. Die anderen zielen und schleudern die
Speere und feuern —■ alles durch Gebärden angedeutet H - au f ihn, der
sich dreht und windet und duckt. Plötzhch scheint ihn der Mut der
Verzweiflung zu beseelen; er springt in mächtigem Satze auf, schwingt
und schüttelt drohend die Waffe jw in dem AugenbHck, in dem er mit
den Fingern schnalzend auf seine Bedränger sich stürzen will, ertönt
von allen ein kurzes, scharfes „hu“ und alle stehen unbewegHch wie
aus Stein. Dann springt ein anderer vor und das Gleiche wiederholt
sich. Am Schlufs stiebt alles in langen, weiten Sätzen davon.
Das ist überhaupt ihre Gepflogenheit: h a t ein Bali etwas überb
racht, und er wird entlassen oder fortgeschickt, so entfernt er sich
stets in Sprüngen. -L
Der Grasländer h a t einen recht gesegneten Appetit und noch mehr
Nahmnga- Durst. Die Lebensmittel aus Tier- und Pflanzenreich, die ihm zur
m itt e l,
Verfügung stehen, habe ich bereits im Abschnitt IV, S. 191. und 192,
aufgezählt Auch an die auf S. 317 beschriebene Frucht erinnere ich.
Das unentbehrliche und sehr begehrte Salz bezieht die Bevölkerung
durch den Handel teils aus dem Waldland, teils von Norden und
Westen. Im ersteren Fall, zum Teil auch im zweiten, ist es das Natronsalz,
Steinsalz sah ich nicht selten; es wird von den Haussa heruntergebracht,
die es ihrerseits wohl aus den engHschen Benuefaktoreien
beziehen. Honig wird aus den in Erdlöchern und im Gestein angelegten
Stöcken der wilden Bienen gewonnen. Weitere Lebensmittel
sind: Heuschrecken und Pilze, Schnecken und Fische.
Erstere sind die Wanderheuschrecken, die alljährHch auftauchen
(Näheres darüber, wie auch über die Schnecken siehe Abschnitt VII,
S. 463 u. f). „Grasbüschel, Gewehre, Taschen, Stöcke, der letzte Fetzen
Zeug flog in die Luft oder ward zu Boden geworfen, diese leckere
Speise zu fangen. In Säcken, Körben und Taschen schleppte Grofs
und Klein unaufhörUch nach Hause . . . . “, schreibe ich in meinem
Tagebuch vom 1. II. 92. Sie werden in Palmöl gesotten, gebraten,
zerstampft und mit Maismehl zu „Fleischknödeln“ verarbeitet; in der
ersten Freude sogar roh verschlungen. Grofse Massen werden gedörrt,
und so fü r magere Zeiten auf dem Dachboden auf bewahrt. Uebrigens
mundeten sie auch uns nicht einmal so übel.
Die Pilze wachsen in ziemlichen Mengen in verfallenen oder verlassenen
Hütten an den Innenwänden zwischen den Bambus, ähnlich
unseren Baumschwämmen. Auch mit ihrem Geschmack konnten wir
uns ganz gut anfreunden.
Von den beiden anderen leckeren Dingen, den Schnecken und den
Fischen, vermochten wir das mit dem besten Willen nicht zu sagen;
wenigstens in der Form nicht, wie sie auf den Wochenmärkten feilgeboten
wurden und gleich den Pilzen reifsenden Absatz fanden.
Zwischen zwei dünnen, flachen, an den Enden zusammengebundenen
Bambusstückchen sind an 20 kurze, dicke, gelbe Schnecken ohne
Gehäuse, ganz ähnlich recht grofsen Engerlingen, dicht aneinander
gereiht und mit den roten Köpfen, aus denen grofse Augen hervorquellen,
eingeprefst; die Tiere sind noch am Leben und krümmen sich
mit ihren geringelten dicken Leibern krampfhaft.
In gleich anziehender Verpackung wird eine Art kleiner Weifsfische
(siehe auch Abschnitt VII, S. 477) zu Markt gebracht, jedoch
seltener als die Schnecken. Sie sind nur ein bifschen angeräuchert,
und infolgedessen mehr als ein bifschen anrüchig.
Damit bin ich in das Reich der Delikatessen geraten, und bespreche
nun gleich die Genufsmittel, über die der Graslandbewohner
verfügt. Es sind deren nicht viele.