Zweites
Handelszeitalter.
—
Sklavenhandel
durch. Europäer.
Moralische
Fo lg en des
Sklavenhandels
am
Neger.
afrikanischen Handel zurück — eine Blütezeit desselben. Die Ware
sind Schwarze, die Händler sind die Weifsen gewesen!
Auch Deutsche haben sich daran beteiligt. Gerade ein Name, der
in der Taterländischen Geschichte, wenn von dem tapferen Widerstand
preufsischer Festungen gegen die Napoleonischen Heere berichtet wird,
guten Klang hat, taucht auch in der zweifelhaften Gesellschaft weifser
Sklavenhändler a u f : Joachim Nettelbeck aus Kolherg. Seine v o n , ihm
selbst geschriebene Lebensgeschichte, Aufzeichnungen und Schiffsjournale
anderer Händler gewähren tiefen Einblick in das ganze
Gebaren ihres Handwerks. —
Die gesittete Welt h a t darüber zu Gericht gesessen und ih r vernichtendes
Urteil gefällt. Ich will n u r eine Folgeerscheinung dieser
Thaten herausgreifen , die in die Gegenwart hereinragt und vielfach
zu wenig gewürdigt wird.
Das tief eingewurzelte Mifstrauen des Negers dem Weifsen gegenüber,
seine Verschlagenheit, seine Diebischkeit und Unwahrheit — alles
Eigenschaften, die wir am ausgeprägtesten am Küstenneger finden,
also jenem, der seit Generationen mit dem Weifsen in Berührung gekommen
ist — werden noch auf lange hinaus den unbefangenen
Verkehr mit ihm erschweren. Durch jahrhundertelange Erfahrung
gewitzigt, wird der Neger in jedem Weifsen den ihn übervorteilenden,
habsüchtigen, gierigen Händler suchen und ihm die gleiche List und
Falschheit und Verschlagenheit, die zu finden er gewohnt war, entgegensetzen.
Über diese von u n s am Neger gezüchteten Eigenschaften
entrüsten wir uns. Und stellten sie offener Gewalt Gewalt entgegen,
so trug ihnen der Versuch, für Weih und Kind, Haus und Hof nach
ihrem besten Wissen und Können mit ihren Mitteln zu kämpfen, den
Ruf von „Wilden“ ein.
So ist jenes landläufige Zerrbild vom Neger ü b e r h a u p t geschaffen
worden, da man n u r die Stimmen der Ankläger in Europa
zu hören bekam, der Weifsen. Und nachdem einmal diese ih r einseitiges
Urteil sich gebildet h a tten , blieb es auch für alle Zeiten
bestehen, so dafs selbst heutigen Tages die wenigsten sich darüber
k la r sind, warum der Neger dem Weifsen gegenüber nicht anders
sein kann, als er ist.
Dort in jenem von Weifsen mit den verwerflichsten Mitteln ja h rhundertelang
betriebenen Sklavenhandel müssen wir die letzte Ursache
suchen.
Ih re r Habsucht ein Mäntelchen umzuhängen und das allgemeine
Gewissen zu beschwichtigen, ging man zur Beschönigung des Sklavenhandels
so weit, den „Mohren“, die schon als ungläubige Heiden keine
eigentlichen Menschen waren, eine Stelle zwischen Mensch und Vieh
anzuweisen.
War dieser Vorwand auch stichhaltig — es schadet manchmal nicht,
an die eigene Brust zu klopfen, um sich im Vollgefühl unserer Kultur
nicht gar zu sehr zu uberheben — war er auch stichhaltig bei dem
vor noch nicht viel mehr als 100 Jahren recht schwunghaft betriebenen
weifsen Menschenhandel manches deutschen Fürsten mit seinen geliebten
Landeskindern?
„Auf, auf, ih r Brüder, und seid stark;
Der Al)schiedstag ist da. —
Schwer liegt er auf der Seele, schwer;
Wir sollen über Land und Meer
Ins heilse Afrika“
sang Schubart in seinem „Kaplied“.
Und wie die Sklavenkarawanen der Neger wurden diese unglücklichen,
weifsen Sklaven eskortiert, man liefs sie hungern und schofs
jeden Ausreifser nieder. jrr-'y.
Nicht nur moralische Zerstörung, auch politische Umwälzungen politische
hatte der Sklavenhandel an der Westküste Afrikas zur Folge. Manches fÄ-wm-88
x t '• i i , handels in.] JNegerreicn h a t er zertrümmert. Nur ein Beispiel. Nach L. F. Römer, Westafrika,
einem um das J a h r 1740 an der Goldküste befindlichen dänischen
Beamten, bestand hier bis 1630 ein grofses Reich un ter dem König
von Benin, der dasselbe durch Gesandte regieren liefs. Es fiel der
Sklavenausfuhr zum Opfer. Denn die kriegerischen Binnenstämme
Aschante und Dahome drangen gegen die Küste vor, um sich an der
See Platz zu schaffen und dann unmittelbar Sklaven an die Weifsen
verkaufen zu können.
Der Betrieb des Handels, der Einkauf der Sklaven ging folgender- Betrieb des
mafsen vor sich: Die mit Tauschwaren aller Art versehenen Segel- äSde“ "
schiffe kreuzten an der Küste oder gingen auf hoher See vor Anker,
indessen die Schaluppen, deren jedes Schiff mehrere an Bord hatte,
mit je 8 bis 10 bewaffneten Matrosen bemannt, die Verbindung zur
Küste einleiteten, zum Teil auch selbständig kleinere Küstenfahrten
ausführten. Sorgfältig vermieden die Hochseefahrer, in die Mündungen
der Flüsse einzulaufen, sowohl wegen Unkenntnis des gefährlichen
Fahrwassers als aus Mifstrauen gegen die Eingeborenen und Furcht
vor dem tödlichen Klima.
Das letztere forderte zahlreiche Opfer und auf mehr als einem
Schiff wurde die gesamte Besatzung vom Fieber hinweggerafft. Häufig