Behaarung.
Nabelbrü
c h e.
B rü s te .
Mifs- und
ITeberbildungen.
Die — nun wir wollen sie Wasserscheu nennen, die bei uns in recht
breiten Schichten der Bevölkerung herrscht, kennt der Neger Nord-
Kameruns nicht; wo n u r immer ein Bächlein rieselt, ein Tümpel sich
findet, da badet und plätschert alles, Grofs und Klein, fleifsig und
mehrmals des Tages.
Behaarung an anderen Stellen als auf dem Kopf und an der
Scham, ist bei den Waldlandnegern selten; auch in den Achselhöhlen
ist sie bei beiden Geschlechtern spärlich. Bartwuchs fand ich bei den
B a n y a n g und M ab um , aber gleichfalls nur spärlichen Anflug von
Backen- und (öfters) Kinnbart; nur -einmal, in der M a b um la n d -
schaft sah ich einen Mann mit langem Kinnbart, '-den er in zwei
Zöpfchen geflochten hatte.
Nabelbrüche sind bei beiden Geschlechtern häufig. Mir fehlen
dafür natürlich vergleichende Beobachtungen; doch haben mir Aerzte
versichert, dafs einmal auch in Europa diese Mifsbildungen bei
Kindern sehr häufig Vorkommen und ih r späteres Verschwinden "nur
sachgemäfser frühzeitiger Behandlung zu danken ist, dann aber auch,
dafs eben nur — unsere verhüllende Kleidung uns diese Erscheinung am
Neger, der ihrer entbehrt, auffallen läfst.
Die gleichen Sachverständigen haben meine Ansicht betreffs eines
änderen Körperteiles bestärkt: der Brüste der Negerinnen (ü b e r h a u p t) ,
die bei meist starker Entwickelung sehr bald Neigung zum Sinken
zeigen. Auch hier haben wir es nicht mit einer nur der schwarzen
Rasse eigenen Erscheinung zu th u n , sondern wieder n u r [die-Hülle
zeitigt eine ungerechtfertigt sich überhebende, immerhin angenehme
Selbsttäuschung der Weifsen. Allerdings habe ich bei den Negerinnen
des Waldlandes ganz auffallende Mifsbildungen in dieser Beziehung
gesehen; ich erinnere an die in Abschnitt HI, S. 125 beschriebenen;
und Brüste, bis über den Nabel herunterhängend, sah ich nicht selten.
Mifsbildungen des ganzen Körpers, wie Höcker, Verwachsungen und
dergleichen habe ich keine gesehen; wohl aber nicht selten Ueber-
bildungen un ter den Formen der Elefantiasis und Hypertrophie.
Erstere beobachtete ich nur am männlichen Geschlecht, und zwar am
Hodensack. Das auffallendste Beispiel hierfür bot der Häuptling von
Nguti. Der bis zur Gröfse eines reifen Kürbisses angeschwollene
Körperteil hing bis zu den Knieen herab und gestattete ihm n u r mühsam
einige Schritte mit weitgespreizten Beinen zu gehen. In Ebulu
fand ich vor einer Hütte einen alten Mann liegen, bei dem dieser Teil
fast die gleiche Gröfse erreicht hatte und vollkommen in Eiterung
übergegangen war. Hypertrophische Bildungen kamen mir an den
unteren Extremitäten beider Geschlechter mehreremale zu Gesicht in
Form von Wuchs vollständig entwickelter sechster Zehen, ,und zwar
hatte sich diese sechste stets zwischen der grofsen und der nächstfolgenden
entwickelt.
Krebsartige Erscheinungen sah ich gleichfalls einigemale im Krebs ^
B an y an g lan d . Beim weiblichen Geschlecht waren der Herd der Krankheit
die Brüste, in mehr oder weniger vorgeschrittenem Grade; beim
männlichen die Nase. Der durch vernachlässigte Sandflohwunden h ervorgerufenen
Gewebezerstörungen habe ich bereits im Abschnitte IH,
S. 112 u. f. Erwähnung gethan.
Anderweitige Krankheitsbilder sind mir bei meinen ja nur flüch-
tigen Durchmärschen durch das Waldland nicht zu Gesicht gekommen. helten-
Dafs .Fieber und geschlechtliche Erkrankungen existieren, schliefse ich
aus den oben angeführten pflanzlichen Mitteln. (Bei dieser Gelegenheit
erinnere ich an die von mir beobachtete und in Abschnitt III,
S. 118 geschilderte Verabreichung einer Eingiefsung in den After bei
einem Kinde). Von epidemisch auftretenden Krankheiten habe ich zu
den Zeiten meiner Aufenthalte im Waldland nichts erfahren.
d) E t h i s c h e A n g a b e n .
In geistiger Beziehung nehmen unzweifelhaft die Ba n y a n g die
höchste Stufe unter den Waldlandstämmen ein; ihnen kommen zunächst
die überhaupt sehr viel Ähnlichkeit mit ihnen zeigenden Mabum,
und unter diesen wieder die Ngutileute.--------
Mein Urteil über die Waldlandbevölkerung im Ga n z e n in einem Ge^ mt-
Vergleich zusammenfassend: stelle ich sie in körperlicher und geistiger
Beziehung auf die Stufe niedrigerer Schichten des kaukasischen
Menschenschlages. Spricht man von geistiger und körperlicher V o l l -
entwickelung der weifsen Rasse, werden auch diese als fast ausgeschaltet
betrachtet, —- und doch müssen wir zugeben, dafs sie einen recht beträchtlichen
Z iffe rnw e rt in der Gesamtstärke einer europäischen
Nation bilden.
e) S t a t i s t i s c h e An g a b e n . '
Ueber die Bevölkerungsstärken lassen sich auf Durchmärschen
höchstens annähernde E in z e la n g a b e n machen. Nur soviel hiabe ich,
wie schon gesagt, auf meiner Strecke festgestellt, dafs: die weiter im
Innern wohnenden Banyang wesentlich volkreicher sind als die zuerst
berührten Stämme. Ich habe möglichst in jedem Orte, den ich passierte,
die Hüttenzahl festzustellen gesucht, und glaube nicht sehr viel 'feh l