P e r s ö n lic h e A u s rü s tu n g : 1. M a rs c h a n z u g .
a) B e k l e i d u n g : Unterzeug, Anzug (im engeren Sinne), Kopfbedeckung,
Fufsbekleidung.
Das U n te r z e u g besteht aus Hemd und Socken.
Möglichst ungehinderte Verdunstung von der Körperoberfläche ist
eine ganz wesentliche Bedingung für den Aufenthalt in den Tropen;
deshalb ist die erste und hauptsächlichste Anforderung an die unmittelbar
dem Körper aufliegende Bedeckung: Durchlässigkeit des
Gewebes. Nur Baumwolle erfüllt dieselbe. Am unzweckmäfsigsten
ist Wolle. Nicht n u r, dafs diese, an sich nicht porös, bei reichlicher
Schweifsabsonderung sich sehr bald derart verstopft, dafs die Luft
fast gänzlich abgeschlossen wird, dafs sie nach jeder Wäsche nicht
unbedeutend eingeht, nimmt sie durch beide Vorgänge in Bälde ein
brettartiges, hartes Gefüge an, reizt die in den Tropen doppelt empfindliche
Haut und erzeugt die in Afrika unter dem Namen „roter Hund“
bekannte Hautkrankheit. Als Farbe fü r das Unterzeug ist aus verschiedenen
Gründen am zweckentsprechendsten eine sogenannte Schmutzfarbe,
grau oder braun.
Der Schnitt des Hemdes ist der der Jägerhemden; doppelbrustig,
mit Trikotärmeln, oben eine gesäumte Öffnung, so grofs, dafs man
leicht den Kopf durchstecken kann und Nacken und Schlüsselbeingruben
frei bleiben. So ist auch ein weiterer, nicht unwichtiger Umstand
erreicht: das Hemd ist vollständig knöpf los.
Die Socken müssen bis mindestens zur halben Wade reichen.
Der A n z u g (im engeren Sinne), bestehend aus Rock und Hose,
ist gefertigt aus Kakey, einem indischen, fast unverwüstlichen, gelblichen
Gewebe.
Die Hose, oben weit,' verengt sich gegen die Unterschenkel, so
dafs sie ohne weitere Umständlichkeiten als Stiefelhose getragen werden
kann. Die Taschen sind tief und mit Klappen (zum Schutze gegen
Hineinregnen) und Knöpfen geschlossen. Hosenträger sind unzweckmäßig;
am besten ist eine breite, lederne, festangeriähte Hosenschnalle.
Der Rock h a t die Form der Litewka. E r mufs mindestens vier
grofse, aufgenähte Taschen (zwei Brust-, zwei Seitentaschen) besitzen,
welche, wie die der Hose, mit Klappen und Knöpfen versehen sind.
Der Umlegkragen ist breit und beim Hochschlagen durch zwei Spangen
vorn fest schliefsbar.
Als Knöpfe an der Hose sind zu wählen die sogenannten Jägerknöpfe
zum Durchstecken; am Rock platte Hirschhornknöpfe, die möglichst
fest auf untergelegtem Wildleder angenäht sind.
Westafrikanische Reisetechnik: a) Ausrüstung.
Alle Nähte am Anzug müssen doppelt und unternäht sein.
Bezüglich K o p fb e d e c k u n g und F u f s b e k le id u n g bin ich mit
Zintgraff so ganz und gar gleicher Erfahrung und Anschauung und
h at er sich über beides so treffend ausgesprochen, dafs es schade wäre,
nicht seine Worte zu hören.
„Ob Tropenhelm oder Schlapphut? — man wird es gleich herausfinden,
wenn man beim Einkauf seiner K o p fb e d e c k u n g im Laden
sich einen Tropenhelm aufsetzt und damit zur Zimmerdecke hinaufsieht.
Der Tropenhelm ist meines Erachtens nach ein so unzweck-
mafsiges Möbel, dafs ich nicht begreife, dafs er noch Verteidiger
findet. An der Küste bei Paraden oder auf Photographieen mag
er, wie so vieles andere, ganz am Platze sein.“ (E r ist übrigens
endlich aus der Bekleidungsvorschrift auch unserer äquatorialen Schutztruppen
ausgeschieden.) „Aber im Busch, da ist nur der breitrandige,
leichte, graue Schlapphut, wie ihn unsere Künstler daheim tragen]
die einzig richtige Kopfbedeckung, und je breiter, desto besser. Ein
während des Marsches mit frischem Gras oder Blättern ausgepolsterter
Schlapphut schützt das Gehirn ebenso vor den Einwirkungen der
Sonne wie frische Kohlblätter die Butter. Das vermag der Tropenhelm
trotz aller Luftlöchlein niemals in demselben Mafse. Einen
fest über den Kopf gezogenen Schlapphut schlägt auch kein heimtückischer
Zweig herunter. Endlich dient ein breitrandiger Filzhut
von ungefährem Durchmesser der Schultern seines Trägers unter
Umständen auch als Regenschirm. Dafs ein um die Ohren geklappter
Schlapphut (eine Behandlung, die sich der Tropenhelm
nicht gefallen läfst, den vielmehr jeder Stofs oder Druck sehr zu
seinem Schaden entstellt oder gar brüchig macht) beim Schlafen
in der Mittagshitze zugleich die lästigen Fliegen u. s. w. abhält, soll
nur nebenbei bemerkt werden. Auch gewährt ein Tropenhelm nicht
entfernt den Nackenschutz wie der Filz des Schlapphutes, der sich bei
seiner Weichheit der Form des Nackens anschmiegt Und während
der Tropenhelm die Augen allzu sehr beschattet, näht man beim
Schlapphut mit ein p a a r Stichen den halben Vorderrand nach oben
zuruck, wodurch die ganze Kopfbedeckung einem Südwester ähnlich
wird.“
Und zur F u f s b e k le id u n g läfst sich Zintgraff aus: „Wer sich
von vornherein an bequem sitzende, hoch über das Knie reichende,
lange, weichschäftige Stiefel gewöhnt, ist allen, Gamaschen und anderes’
chuhwerk tragenden Reisenden überlegen. Der langgestiefelte Reisende
gleitet ohne viel Umstände des Morgens in seine bequemen, palmöl-
H u t t e r , Wanderungen in Kamerun.
Der Tropenhelm.