Diese, die Pflanzungen und Felder der Eingeborenen, sind bei den
B a k u n d u und B a tom in mehr oder weniger grofser Entfernung von
den Hauptdörfern der Freien gelegen. In ihnen finden sich zumeist
die Sklavendörfer, da ja die hauptsächlichste Arbeit der Leibeigenen
eben in der Bewirtschaftung der Pflanzungen besteht. Sie liegen, wie
die Dörfer, in gerodeten Urwaldlichtungen; auch hei grofser Nähe am
Dorf stets durch Streifen Waldes von ihm geschieden. Im allgemeinen
sind sie an den Ortsverbindungswegen, d. h. diese führen durch sie
hindurch, so dafs man also zuerst mehrere solcher Farmlichtungen, in
ihnen die Sklaven dörfer, passiert, bevor man in das Hauptdorf gelangt.
Dem Auge des Europäers machen sie einen gänzlich verwahrlosten
Eindruck. Denn wir verbinden unwillkürlich mit dem Wort: Pflanzungen,
Felder u. dergl. die Anschauung, dafs die Menschenhand da
gewissermafsen Ordnung geschaffen h a t in dem wirren Pflanzenwuchse,
wie ihn die Natur hervorbringt. Hier ist’s gerade umgekehrt: die
Menschenhand scheint nur verwüstet zu haben. Die Bäume, vielfach
infolge der Pfeilerbildung am Wurzelende ganz bedeutend breiter als
etwas weiter oben, werden deshalb von den Eingeborenen in einer
Höhe von etwa 3 bis 5 m über dem- Boden geschlagen. In den Farmen
fällt es ihnen dann gar nicht ein die gefällten Stämme, Wurzelstöcke
u. s. w. zu entfernen, wie auf den für die Dorfanlage bestimmten
Rodungen. Alles bleibt liegen und stehen. Von den gestürzten Urwaldriesen
werden Aeste und Zweige nur zum Teil abgehauen und weg-
geschafFt: und die Farm ist zum Anhau fertig. Wo dann der Boden
frei ist, wird angepflanzt.
Wie nicht anders zu erwarten, zeigen die Farmen der B a n y a n g
eine weit sorgfältigere Anlage. Die Mab um bilden auch in dieser
Hinsicht den Uebergang. Die Wurzelstöcke stehen zwar noch hie und
d a , und auch der eine oder andere Stamm liegt hingestreckt, aber
von Aesten und Zweigen gereinigt, und das durch die Gewalt des
Sturzes zu einer wirren Masse zusammengeschmetterte Geäst und zersplitterte
Holz ist beiseite geschafft. Auch bei ihnen liegen die
Farmen an den Ortswegen. Bei der Bevölkerungsdichtigkeit aber und
der infolgedessen notwendigen ganz aufserordentlichen Ausdehnung der
Pflanzungen beginnen dieselben unmittelbar im Anschlufs an die
Dörfer und erstrecken sich nach allen Seiten. Ganz Banyangland ist
e in e große Farm. Die Felder selbst sind wohlgepflegt; und zwar
werden sie — wie übrigens auch bei den ändern Stämmen — nicht gefurcht,
sondern gehäufelt. Verwendung des Mistes der Haustiere als
Dünger habe ich bei keinem Waldlandstamme beobachtet.
Die in diesen Farmen gezogenen Pflanzen, die einheimischen
Kulturgewächse, finden sich gleichmäßig bei allen Waldlandstämmen.
Mag sein, dafs der eine oder andere Stamm diese oder jene Farmpflanze
überwiegend baut; ein vollständiges Nichtvorkommen einer derselben
in einem Gebiet habe ich nicht beobachtet. Die Ananas habe
ich nur bei Nguti, da aber in ziemlicher Menge, gefunden -— und mir
auch aus lauter Freude gründlich mit ih r den Magen verdorben! Von
der Musa paradisiaca bekam ich g rö f s e r e Mengen erst ebenfalls von
Nguti an zu Gesicht. Beide Fruchtarten sind übrigens keine eigentlichen
Farmprodukte; überhaupt mehr für den Weißen als für den
Neger von Interesse.
An Kulturgewächsen, die der letztere zum Lebensunterhalt und
damit auch mehr, weniger zum Markthandel b au t, habe ich gesehen:
Knollenfrüchte: Koko (Arum esculentum), Maniok (Manihot utilissima),
Yams (Dioscorea sativa), süfse Kartoffel. — Hülsenfrüchte: Erdnüsse
(Arachis hypogaea), Bohnen, Mais. — Baumpflanzen; Oelpalme, Weinpalme
(Raphia) und Banane (Musa sapientum). — Ferner werden gepflanzt
zur Herstellung von Schüsseln und Schalen: die Flaschenkürbisse
(Lagenaria). Von den B a k u n d u und B a n y a n g , wohl auch
von den beiden anderen Stämmen, wird in geringen Mengen Tabak
gebaut, der übrigens auch wild wächst. Pfeffer (Arten von Capsicumpfeffer)
und die Kolanuß — welch letztere wir als typisches Genufsmittel
der Grasländer kennen lernen werden — sind von den Waldlandstämmen
als solche gleichfalls geschätzt. Trotzdem werden Pfefferstrauch
und Kolabaum nur wenig angehaut. Allerdings genügen von
den aromatischen und scharfen Früchten des ersteren leicht geringe
Mengen, und die Sterculia acuminata soll wild wachsen. Die Oelpalme
findet sich, wie auch die Raphia, nicht so fast in den Farmen, als
weit mehr in unmittelbarer Nähe der Ortschaften. Letztere h a t ihre
hauptsächlichste Bedeutung für den Waldlandneger n u r als Baumaterial,
wozu sich die ungemein langen, leichten Blattrippen vortrefflich
eignen; ihre Rolle als Palmweinspenderin steht im Waldland
in zweiter Linie.
Der gröfsere Teil dieser afrikanischen Kulturgewächse ist jetzt
bereits ziemlich allgemein bekannt. Ich greife nur ein paar zu
näherer Beschreibung heraus, die für den Neger oder auch für den
Weißen (für letzteren als Handelsprodukt) von besonderer Bedeutung
sind.
Da stehen an erster Stelle: die Banane und die Oelpalme.
Nicht zum letzten das Vorkommen der Oelpalme, die EigenKulturgewächse.