Kriegshörner
;
Kriegsrut
Kriegstracht.
bei grofsen Aktionen mitgeführt und entfaltet wird; die „Kegimentsmusik“,
bestehend aus den beiden grofsen Heerhörnern (S. 410); dazu treten nooh
ähnlich geformte und gehandhahte Holzhörner, sowie verschiedenartige
Instrumente, die wir weiter unten bei den friedlichen Festen kennen
lernen werden: es wird also ein ähnlicher Apparat in Bewegung gesetzt
wie bei uns auch. Ich führe diesen Vergleich fort, indem ich den Kriegsru
f der Graslandstämme unserem „Hurrah“ beim Sturm entgegen stelle.
Mit musikalischer Unterstützung habe ich diesen hei allen Stämmen
hier oben gleichbefundenen Kriegsruf in Noten zu gehen versucht:
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Bei einigen Stämmen, insbesondere den B a l i , kann ferner
sehr wohl von einer gewissen Gefechtstracht gesprochen werden, in
Abb. 87.
Abb. 88.
Abb. 87 und 88. Helme im Grasland. Etwa l/ ö n. Gr.
(Abb. 87: aus Ziegenfell, Haare nach a u f s e n ; oben darauf angebracht die obere
Hälfte des Kopfes eines Nashornvogels. Abb. 88: aus Affenfell, Haare nach i n nen-
auf Bambus gesteift, aufsen mit Palmöl glänzend braun eingerieben und mit einer
Menge kleiner Höckereben versehen.)
Kopfbedeckung und Bekleidung. Natürlich darf eine solche nicht als
streng durchgeführt gedacht werden; neben den hiermit Angethanen,
hauptsächlich Vornehmen, laufen Hunderte ins Gefecht in fast ada-
mitischer Nacktheit Die malerischste Art der Kopfbedeckung findet
sjch auf S. 356 (Abh. 47) dargestellt. Zwei weitere Formen, bei den
B a ta n k o a n namentlich beobachtet, sind in Abb. 87 u. 88 wiedergegeben.
Alle aber, d. h. wieder hauptsächlich die Bali u, s. w. (also e in g e w
a n d e r te Stämme) tragen den langen Haarschopf, die „Skalplocke“. Die
Bekleidung besteht entweder im Kriegshemd oder (und) Kriegsschurz.
Ersteres ist eine Tobe (Abb. 89, S. 419) ohne Aermeli siehe Abb. 38,
S. 326 (Mittelfigur) und Abb. 39, S. 327. Erstere Abbildung veranschaulicht
auch zugleich die weitere Kriegsgepflogenheit, alles, was ein Mann
an Schmuck besitzt, für’s Gefecht, das ernste Waffenspiel, anzulegen.
Dazu tr itt die Mitnahme von Amuletten und Täschchen, letztere namentlich
am Oberarm, erstere in den Schopf eingeflochten oder um den
Hals. (Das europäische Gegenstück sind die von glaubensfesten Soldaten
häufig auf der Brust getragenen geweihten Medaillen.) Der
Kriegsschurz, allein oder unter dem Kriegshemd getragen, ist eine 3
und 4 m lange, am Boden nachschleifende Schleppe aus Zeug, um die
Hüften festgebunden.
Die Graslandstämme sind ein kampffreudiges Volk; geschmückt
wie zu einem Feste geht es in’s Gefecht. Ganz besonders gilt das vom
B a li; höchst selten sieht man ihn, auch im Frieden, ohne Waffe; zum
mindesten träg t er das Wehrgehäng mit den kleinen Messern, die ihm
zugleich auch die Stelle unserer Taschenmesser vertreten. Nicht zum
"Waffe] letzten gelangt diese Lust an der Wehr in dem Waffengrufs zum Aus- grufs.
druck: Entgegenschütteln der Waffe mit ausgestrecktem Arm. Allmählich
ist diese Grufsform auch heibehalten worden, wenn die Waffe
fehlte, und besteht dann im Entgegenschütteln der gehallten Faust.
Gleichen Grufs boten mir die begegnenden Haussa.
2. G ru fs fo rm e n . Bei dieser Gelegenheit seien die üblichen Be-
grüfsungsarten überhaupt genannt. Den Wortgrufs habe ich bereits
berichtet (S. 385 u. f.), desgleichen die ehrerbietigste Grufsform durch
Niederkauern und dreimaliges in die Hände Klatschen (S. 344). Der
Grufs durch Handschlag ist selten; im Grasland sah ich ihn nur von
den Häuptlingen bethätigt. Eine vertraulichere A rt, zugleich eine
äufsere Freundschaftsbezeugung — im W a ld - u n d G r a s l a n d — ist
das Ineinanderhaken der Zeige- oder Mittelfinger der rechten Hände.
Nicht selten hakt auch jeder fü r sich diese Finger seiner eigenen beiden
Hände ineinander und die Betreffenden grüfsen sich so im Vorbeigehen
, ohne sich zu berühren. (Bisweilen wird bei diesen beiden
letzteren Grufsformen auch das Wort „bang“ ausgesprochen. Seine
Bedeutung ist mir unbekannt. Siehe auch Abschnitt VIH, S. 486.)
Die tollste Form begegnete mir in Bamesson durch den Häuptling,
wobei der Weifse, als Gast, der leidende Teil war. „Wir“ (Zintgraff
und ich) „safsen bereits ein paar Stunden in der uns eingeräumten
Hütte beim Feuer behaglich rauchend, als der Häuptling mit zwei
Vornehmen in festlichem Gewände eintrat. Die nun folgende Be-
grüfsungsprozedur bekam jeder von uns zu kosten. Der Häuptling
streckte seine beiden Hände, Daumen nach aufwärts, gerade vor, nahm
meine entgegengereichten zwischen diese und zog mich ganz an sich
H u t t e r , Wanderungen in Kamerun. g y