Die Negerban
ane.
schaft der Banane als Hauptnahrungsmittel, träg t hei zur Schaffung
des dem Waldland zukommenden Eigengepräges. Dem Waldlandneger
ist die Oelpalme unentbehrlich, im eigentlichen Grasland oben fehlt
sie; das charakteristische Nahrungsmittel für den Hochländer ist der
Mais und die Hirse, für den Waldlandbewohner die Banane. Auch
in Hinsicht au f den Unterschied des Getränkes spielt die Oelpalme
mit herein. Der Graslandsohn zapft sich seinen Palmwein aus
der Weinpalme, der Wäldler schlürft ihn aus dem Naturfafs der Oelpalme.
Eine eingehendere Beschreibung der Musa ist wohl überflüssig.
„Auch die herrliche, aromatisch schmeckende Fru ch t, die Banane,
kennen wir sehr wohl", höre ich den Leser sagen. Verzeihung!
D ie Banane, die eben die Hauptnahrung des Negers im Nord-
Kameruner Urwald bildet, kennen Sie nicht; abgesehen davon, dafs
auch alles das, was Sie als Banane nach einem guten Mittagtisch verzehren
, meist nur eine schwache Ahnung von dem würzigen, duftigen
Wohlgeschmack der frisch vom Baume gepflückten und ein p a a r Tage
in der Tropensonne ausgereiften Frucht giebt. Die Negerhanane, wie
ich sie nennen will, unterscheidet sich von der edlen eben durch den
Geschmack, dann durch die Gestaltung und Gruppierung der Früchte;
sonst durch nichts. Die Früchte sind bei der ersteren länger, dünner
und verjüngen sich stark an beiden Enden; der Querschnitt: ein Fünfeck,
is t schärfer ausgeprägt. Die 50 bis 100 Früchte der Negerbanane
sitzen kranzförmig in Etagen an dem mächtigen Traubenstiel, so dafs
zwischen den einzelnen Etagen immer wieder der grüne Schaft sichtb
ar ist, während bei der edlen Banane der ganze Traubenbüschel einen
gröfsen, sich nach der Spitze zu veijüngenden Klumpen bildet. Koh
is t die Frucht der Negerbanane nicht geniefshar. In Palmöl gekocht
oder am offenen Feuer geröstet, sowie zu Mehl gerieben ist sie das
Hauptnahrungsmittel der Waldlandneger. Die Banane besitzt überraschende
Lebenskraft und aufserordentlich schnelles Wachstum. Vom
Wurzelstock aus schießen neben dem Hauptschaft vier und sechs und
acht neue Schößlinge seitlich heraus und strecken sich bald in die
sturmzerfetzten Blätter der Mutterpflanze hinein; aus dem abgehauenen
Stumpf selber bricht ein neuer Trieb heraus. Aufserordentlich wasser-
und saftreich ferner ist dieser Baum; schneidet man den weichen
Stamm an , so quillt ein ganzes Bächlein hervor.
Bei den B a k u n d u , B a tom und S ü d -M ab um finden sich die
Bananenpflanzungen teils längs des Dorfrandes gegen den abschließenden
Urwald zu, teils verstreut in den Farmen; bei den Nord-Mabum
und den B a n y a n g bilden sie einen wesentlichen Teil der Farmen;
Bananenhain reiht sich an Bananenhain, und das Bauschen der mächtigen
Blätter ähnelt täuschend einem niedergehenden starken Regenschauer.
Die Oelpalme ist dem Waldländer gleichfalls vom Standpunkt
der Nahrung aus, aber auch aus hundert anderen Gründen unentbehrlich.
Ich habe ihr in diesem Abschnitte schon manche Seite eingeräumt;
muß mich aber trotzdem eben wegen ihrer vielseitigen Verwendung,
und weil namentlich über sie oder vielmehr ihre Früchte als Handelsgegenstände
vielfach unklare Vorstellungen herrschen, hier nochmals
mit ihr beschäftigen.
Sie liefert das Oel und die Palmkerne, Handelsprodukt und
Nahrungsmittel; aus den abgeschnittenen Blütenständen den erfrischenden
Palmmost und Palmwein. Schon nach wenigen Stunden
nämlich geht die Flüssigkeit in Gärung über,, bekommt dann einen
scharfen Geschmack und wirkt berauschend. Vertilgt wird der Palmsaft
in beiden Stadien. Die Blattrippen finden Verwendung heim
Hausbau; die Fiederblätter einerseits hei Herstellung der Palmblattmatten
und der Tragegestelle für Lasten (sog. „kingar“), andererseits
werden sie ferner verwertet als Flechtmaterial für Körbe, und zusammengebunden
geben sie die oben bei. den Einrichtungsgegenständen genannten
Besen. „So ist die Oelpalme als Wahrzeichen menschlicher
Wohnsitze zu betrachten. Wie die Ruinen in Kulturländern kennzeichnet
sie noch verlassene S tä tte n , an welchen einst das rasch
wechselnde Geschlecht gehaust h a t“ (Pechuel-Lösche).
Anknüpfend an die S. 255 u. f. gegebene Beschreibung der Frucht
der Oelpalme füge ich hier die der Verwertung derselben ein.
Die Gewinnung des Palmöles geht in der Weise vor sich, dafs die raimöi.
von den Fruchtständen abgepflückten Palmnüsse, wie sie sind, in
Wasser erhitzt und dann in großen Trögen (äusgehöhlten Baumstücken)
mit Stampfen und Stößeln oder auch den bloßen Füfsen
ausgestampft werden. Bei reichlichem Zugießen von Wasser schwimmt
dann das aus dem Fruchtfleisch durch das Stampfen herausgepreßte
Oel oben, wird abgeschöpft, und zur Reinigung von anhaftenden Fasern
durchgesiebt. Die Siebe der Eingeborenen bestehen aus feinmaschigem
Gitterwerk von Pflanzenfasern. Das so gereinigte Oel wird in Flaschenkürbisse
abgefüllt, die dann mit Bananenblattstöpseln verschlossen
werden: es ist zum Gebrauch und Verkauf fertig. Sehr rasch dickt
es e in ; wird aber bei nur geringer Erwärmung leicht wieder flüssig.