Einheimische
Getränke.
Noch reichhaltiger waren die Bodenerzeugnisse:
Bananen; zwei grofse Trauben 25 bis 40 Pfg.
Koko
Jams
Süfse Kartoffel
Negerhirse
Mais
Erdnüsse
Bohnen
Kürbisse
Palmöl; eine Kalebasse von 2 bis 3 Liter Inhalt 25 bis 40 Pfg.
Pfeffer
Kolanüsse; ein Sack 25 bis 50 Pfg.
Honig; eine Kalebasse 0,50 bis 1 Mk.
„mpa“; eine walnufsartige, ölige, wie Mandeln schmeckende Frucht.
Tabak; ein Korb 25 bis 30 Pfg.
in grofsen Körben oder Säcken von etwa 3 bis
4 Liter Inhalt: schwankte der Preis fü r einen Korb
oder Sack zwischen 25 und 50 Pfg. und wurde
gewöhnlich in Perlen verlangt.
„essuga“ (kleine aus Pfeffer, mpa, Erdnüssen, Maismehl und noch
einigen Gewürzen gefertigte, sehr wohlschmeckende kleine Knödel)
seien als einheimische „Delikatesse“ hier auch noch genannt. (Wie und
wo die. letzteren, ebenso wie eine gewöhnliche Speise der Neger: die
grofsen aus Mais, Koko, gerösteten Bananen und Palmöl zusammengekneteten
Klöfse, ihre rundlichen Formen erhalten, will ich doch, als
von gastronomisch-kultureller Wichtigkeit, gleich hier schon einschalten:
die Ballen werden von den Weihern auf dem Bauch auf und ab gerieben,
bis sie die Kugelgestalt haben.)
Schliefslich der Getränke nicht zu vergessen: Palmwein, von
der Raphiapalme, und Durrhabier, aus der Negerhirse zubereitet.
Beinahe den ganzen Bedarf an all diesen Bodenerzeugnissen konnte
ich aus den Pflanzungen der Station decken; aufserdem kamen zum
Verkauf dieser Dinge, hauptsächlich vormittags, Männer und Weiber
aus dem Dorfe auf die Station, priesen ihre Schätze an, handelten und
feilschten: das ganze Getriebe eines heimischen Wochenmarktes spielte
sich da oft ab. —
Ich meine, wenn man dieses stattliche Lebensmittelverzeichnis
liest, sich dazu die europäischen Gemüse in Erinnerung ruft: dann
mufs man schon sagen, dafs in den Hochländern Nord-Kameruns gerade
kein Hungertod zu befürchten ist. Aus dieser Menge von Rohstoffen
kann man bei n u r einigermafsen vorhandenen Kochanlagen Speisezettel
zusammen stellen, auf denen sich in einer Woche kaum e in Gericht
wiederholt. Und erst die Zusammensetzungen!
Aus Jams, Eiern, Maismehl und Elefantenfett, darauf Bananenschnitten,
haben wir uns ausgezeichnete Pfannenkuchen gebacken; aus
Bananen und Honig, Kürbissen und Honig vorzügliches Kompott bereitet.
Gehacktes Fleisch (wenn’s nicht mehr ganz frisch war, reichlich mit
Pfeffer getränkt) in ausgehöhlten Kürbissen gedämpft, schmeckt prächtig;
und geradezu stolz war ich auf meinen selbsterfundenen Kartoffeldampfhafen,
aus dem tadellos aufgesprungene Kartoffeln geboren würden und,
mit Schweine- oder Elefantenfett gegessen, mir die heimatlichsten Gerichte
vorführten. Ich besafs eine dunkle Erinnerung an die Konstruktion
der in der elterlichen Küche hierzu benutzten Gefäfse: unten ward durch
kochendes Wasser Dampf entwickelt und oben dadurch die Kartoffeln
gar. Endlich kam mir ein Gedanke und ward sofort in die Wirklichkeit
umgesetzt: eine der Platten des Symphoniums wurde in den Kochtopf
durch Zuschneiden u. s. w. eingepafst, durch die Durchbohrungen
für die Stiftchen konnte der Dampf des in der unteren Hälfte des
lopfes befindlichen Wassers durchdringen und die auf der Platte
liegenden Kartoffeln dämpfen.
Ganz leidlichen Essig bereitete ich mir aus Bananen: süfse, reife
Bananen wurden fest in einen grofsen Steintopf gestopft, dieser zugebunden
und acht Tage stehen gelassen. Der Saft der in Fäulnis
und Gärung übergegangenen Früchte dann in leere Cognakflaschen
abgezogen, darin einige Tage der Sonne ausgesetzt, wieder abgezogen
— und der Essig war fertig.
Auch an die Herstellung von Brot aus Maismehl habe ich mich
gewagt; in Ermangelung eines regelrechten Treibmittels versuchte
ich es mit saurem Palmwein. Weiter empfehlen kann ich dieses Rezept
nicht, wenngleich wir auch diese — nun nennen wir es immerhin —
Brote mit 'Appetit verspeisten; bei lebhafter Einbildungskraft konnte
man, wenigstens in der Form, eine Ähnlichkeit mit den Erzeugnissen
heimischen Bäckergewerbes finden.
Man wird mir nun schon aufs Wort glauben, dafs ich allmählich
aut europäische Genüsse, d. h. auf europäische Konserven u. s. w.
gerne und ganz verzichten lernte. Aufser Salz, Thee, Kakao, etwa
noch Milch und Zucker, gab’s auf Baliburg nichts derartiges mehr. Ja,
ich gewöhnte mich sogar derart an diese einheimische Küche, dafs ich Gewöhnung
in meinen Tagebuchaufzeichnungen regelmäfsig heim Vermerk des ^ J BOhe
Eintreffens einer Karawane am nächsten Tag Einträge von leichtem
Fieber, Magenverstimmung, Übelkeiten und dergl. finde. Dann hatte
sich sicher beim Nachschub ein oder das andere europäische Genufs-
mittel befunden, wovon zu kosten man sich verleiten liefs, schon weil
H u t t e r , WÄnderungen in Kamerun. n