angenehmen, sonnengeschützten Aufenthaltes in freier Luft und zur
Kühlerhaltung der Wohnräume stets eine breite Veranda, am besten
ums ganze Haus herumführend, anzulegen. Die namentlich im Grasland
kleinen, engen, äufserst unbequemen Thüren der Negerhütten
sind in ihrer Bauweise wohl zu übernehmen, aber mit den uns gewohnten
Ausmafsen. Fensteröffnungen —- mit Schiebeladen nach Art
der Graslandshüttenthüren (siehe Abschnitt VI.) — anzubringen ist eine
weitere notwendige Verbesserung; die Negerhütten haben bekanntlich
keine Fenster. Desgleichen besteht eine Negerhütte stets nur aus e in em
bewohnbaren Raum; also wird man, um eine gewisse Anzahl solcher in
e in em Hause zu schaffen, einfach die Seitenlangen yergröfsern und
Zwischenwände einfügen. Im Grasland haben wir aufserdem in dieser
Beziehung einen neuen Baustil erfunden: 2 oder 4 kleine, einräumige
(also Neger-)Hütten mit e in em grofsen Dach überdeckt.
Schatz Dringend notwendig ist es schliefslich, möglichste Feuersicherheit gegen Feuer. j o
gegen Flugfeuer, wenigstens für die Aufbewahrungsräume von Munition
und Waren zu schaffen. Meine diesbezüglichen Versuche: Belegen des
ebenen Dachbodens mit ausgegrabenen Grasbüschelstöcken, faschinenartig
zusammengebundenem Riedgras u. dergl. litten an dem grofsen
Mißstand, dafs dieser Belag immer feucht erhalten werden mußte,
sollte er seinen Zweck erfüllen. In einem Aufsatze Wifsmanns las ich
(leider erst nach meiner Rückkehr in die Heimat) die so einfache,
also doppelt beschämende Lösung dieses Kunststückes: „ . . . Man kann
eine feuersichere Decke leicht hersteilen, wenn man auf die Krone der
Wände un ter das Dach so dicht als möglich starke Querhölzer legt
und so mit einer Lehmschicht bedeckt, dafs diese letztere mit den
Wänden des Hauses zusammenschliefst, damit das in Feuer aufgehende
Grasdach auf diesem Boden unschädlich verbrennen kann.“
Nachteile Hm gerecht zu sein, dürfen auch die Nachteile der einheimischen der einhei- .
mischen Bauweise nicht ungenannt bleiben. Bauweise.
Nächst der Feuergefährlichkeit macht sich, namentlich bei längerem!
mehrjährigem Aufenthalt recht unangenehm fühlbar die zerstörende
Thätigkeit der Termiten und Bohrkäfer der verschiedensten Art, und
insbesondere die geringe Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse,
so d aß unaufhörlich Ausbesserungen und Neubauten statthaben
müssen.
Wir batten auf Baliburg recht deutlich zu erfahren, dafs gerade
in den Tropen die Elemente „das Gebild der Menschenhand“ hassen.
Abgesehen davon, d a ß zweimal der Blitz in die Station einschlug,
haben Tornadostürme uns zwei Häuser über den Haufen geworfen,
ein andermal mir ein solcher mein eben fertig gebautes Haus schlimm
zerzaust und schließlich das Feuer uns einen gleichfalls gerade fertig
gewordenen Bau zerstört.
Ich habe mein Mißgeschick in einem gewissen Galgenhumor im
Tagehuch vermeldet.
„Baliburg, 22. IX. 91 abds... . »Kaum gedacht, kaum gedacht« u. s. w.__
halte heute noch im Vollgefühl eines neugebackenen Hausbesitzers auf
der Veranda meine Mittagsruhe, als aus Osten ein Tornado angezogen
kam. Eben von der Ablesung der Instrumente wieder im Haus, braust
der erste Stofs gleich so gewaltig an, dafs mein erst eine Woche altes
Haus in seinen Grundfesten knackt und die Wände aus ihrer rechteckigen
Form in eine Raute verschoben sind. Zugleich fliegen die
Grasbüschel des Daches wie flatternde Mähnen und d e r, leider
nicht blaue, sondern blauschwarze Himmel schaut herein. Und schon
schüttet er seine Wassermassen herunter, herein in meine Gemächer.
Der Tisch und alles ist im Nu überschwemmt. Zeichnung mit mühsam
konstruierten Wetterkurven lag gerade auf, natürlich beim Teufel; s ta tt
der Striche hereingeregnete Grashalme. Einstweilen, bis ich das kaum
Gebaute wieder neu zu bauen und einzudecken Lust habe, hab’ ich über
meinem »Schreibtisch« meinen wasserdichten Poncho mit Buschrob an
den vier Zipfeln an der Decke aufgemacht; das Ding h a t aber in der
Mitte einen Schlitz zum Kopfdurchstecken und hab’ ich nun ein
Stück Wachsleinwand, von einer Zeuglast stammend, darauf genäht:
sitze also un ter einem Thronhimmel. Nun ist Tisch und Bett, über
dem eine alte Hängematte hängt, wasserdicht. Wenn diese zwei vollgeregnet
sind, läuft das Wasser wenigstens seitlich ab. Im übrigen
kann s vor der Hand ’rein und ’ru n ter regnen nach Herzenslust . . . .“
Die Feuersbrunst entbehrte nicht eines gewissen dramatischen
Hintergrundes; sei mir diese Abschweifung noch gestattet.
„Baliburg, 24. I. 92. Einige Tage bereits lag schon so etwas wie
Pulvergeruch in der Luft; Plänkeleien zwischen den Bali und Bandeng.
Bald schlichen sich kleine Trupps der erstem ins feindliche Gebiet
und brachten ein paar abgeschnittene Köpfe, bald knatterte es in den
nördlichen Farmen der Bali als Gegenbesuch. Auf Alarmierung gefaßt,
waren wir seit mehreren Tagen schon nicht mehr aus den Kleidern
gekommen. Heute nacht hatte ich die Wache und gedachte von
6»o a. m. ab >mal gründlich auszuschlafen, zudem ein kleines Fieberchen
sich durch Knacken und Ziehen der Gelenke anmeldete . . . Da werde
ich, es war zwei Stunden später, durch einen kolossalen Spektakel
draußen, Geschrei und Prasseln wie von Feuer aufgeweckt, mein Junge
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