anbringen kann. Ein mächtiges Tier scheint es zu sein, der eine
Stofszahn rag t gut einen Meter am Eüssel vorbei. Nun heifst’s geduldig
warten, ob und bis er sich schufsgerecht stellt. Die Jungen
kauern hinter dem Baum, ich schiebe mein Gewehr vorwärts durch
eine kleine Lücke. Ein, auch zwei Minuten vergehen, das Tier holt
sich einen Ast nach dem ändern und streift die Blätter und Zweige
ab, sie in’s Maul verschwinden lassend. Endlich dreht er sich etwas
und wendet dahei den Kopf zurück, der Rüssel pendelt hin und her.
Das is t der richtige Moment und die richtige Stellung. Ich ziele —
auf die kurze Entfernung ist ein gutsitzender Schufs zwischen den
Augen, da wo der Rüssel ansetzt, kein Kunststück —, und der Schufs
kracht. Das Tier schwankt und fährt mit dem Rüssel in die Höhe;
ein zweiter Schufs sitzt zwischen dem ersten und dem Auge. Nun
aber kam ihm die schlechte Munition, die wir für die damals neuein-
geführten Gewehre M/88 geschickt erhalten hatten, in für mich unangenehmster
Weise zu Hülfe. Beim Yorstofsen des zurückgeführten
Schlosses klemmte die neue Patrone oder fielen das Geschofs und damit
Pulverblättchen heraus oder was weifs ich — kurz ich hatte die
schönste Ladehemmung! Wütend warf ich unwillkürlich die nutzlose
Waffe dem Elefanten entgegen und sprang hinter den Baum. Das
Tier, momentan durch die zwei gutsitzenden Schüsse betäubt, brach
nun mit einem brüllenden Ton blindlings vor. Doch schon knatterten
die Schüsse meiner Leute, und auch die beiden von mir (der erste
sicher) safsen gut. Der Elefant taumelte und schwankte und brach
zusammen. Aber to t war er noch lange nicht; und ein grofsartiges
Bild unbändigen Schmerzes und Wutausbruchs des schwer getroffenen
Urwaldriesen bot sich mir. Brüllende Töne stiefs er aus, der Rüssel
peitschte den Boden, dabei bekam er zufällig das Gewehr zu fassen,
im Nu war es zusammengebogen und flog in weitem Bogen in den
Busch. Der eine Zahn reifst Erde und Wurzeln auf; ein paar Schüsse
mufsten in den Rüssel und das Maul getroffen haben, auch mochten
innerliche Verwundungen Blut aus L u ft- und Speiseröhre in den
Rachen ergiefsen: mächtige Blutklumpen holte er mit dem Rüssel
daraus hervor und spie und spritzte sie in die Luft: eine blutige Fontäne!
Ich nehme das zweite kleinkalibrige Gewehr und h a rt an das
Tier heran tretend, eben aufser Reichweite des Rüssels, versuche ich
mit dem knochenzerschmettemden Stahlmantelgeschofs seinen Leiden
ein Ende zu machen. Allmählich wurden die Bewegungen matter,
und nach einem letzten krampfhaften Ruck lag der mächtige Körper
tot. Nun stürzte auch schon alles auf das Tier, und im Nu is t das
untere Ende des Schwanzes mit seinen langen borstigen Haaren abgehauen
: die Jagdtrophäe für den glücklichen Schützen wird mir überbracht.“
(Tagebuch.)
Es ist dieser Wedel dem westafrikanischen Elefantenjäger, was
dem deutschen Waidmann das Geweih des Bockes, die Spielhahnfeder
ist. Noch schaut diese Trophäe auf mich von der Wand herunter, als
wüfste sie, dafs ich von dem tragischen Ende ihres Besitzers schreibe.
Den Kopfschufs halte ic h für den besten Schufs auf den Elefanten;
und die Anfangsgeschwindigkeit des Stahlmantelgeschosses gewährleistet
ein Durchschlagen der Kopfknochen auch trotz der schiefen Stirn
des afrikanischen Elefantenschädels. Und zwar sitzt der Schufs am
besten entweder zwischen den beiden Augen da, wo der Rüssel ansetzt,
oder im Auge oder zwischen Auge und Ohr. Bei einem gutsitzenden
Kopfschufs ist die Verwundung meist eine so schwere, dafs das Tier
nicht mehr abgeht und so beim ersten Zusammentreffen mit noch ein
paar weiteren Schüssen zur Strecke gebracht werden kann. Nach dem
Kopfschufs kommt der Blattschufs, und zwar links. Dieser wirft den
Elefanten nie, er geht stets daraufhin ab, wenn er' nicht — wie gesagt
der weit seltenere F ä l l i g den Schützen annimmt. Bei der Verfolgung
heifst es geschwind sein; denn das Tier schafft mit seiner galoppartigen
Bewegung gewaltig Raum.
Bei einer solchen Verfolgung bekam ich einmal ein Bild zu sehen,
das ebenso sehr das Zusammengehörigkeitsgefühl der Tiere wie ihre
Klugheit bewies. Es war im Grasland: der in einer Raphianiederung
angeschossene Elefant ging flüchtig in’s weite Feld der eben abge-
brannten Grasflächen. Da sah ich, wie sich ihm drei weitere Tiere
zugesellten, ihn umringten, mit den Rüsseln betasteten und ihn dann
in die Mitte nehmend weiterführten. Angesichts dieser unerwarteten
„Verstärkung“ gab ich die weitere Verfolgung auf.
Ueber die nach meiner Ansicht beste Waffe: Gewehr M/88 (bezw.
M/98) habe ich mich bereits bei Beschreibung der Ausrüstung in Abschnitt
III (S. 83) verbreitet. Sie h a t nur den einzigen Nachteil, dafs
bei Blattschufs geringes Schweifsen statthat. Dem könnte ein Geschofs
mit s/4 Stahlmantel abhelfen, das im Körper des Wildes sich staucht
und dann grofse Ausschufswunden reifst. Ob es dann allerdings für
den Kopfschufs sich noch so gut eignet, möchte ich bezweifeln.
Der zweite Teil einer erfolgreichen Elefantenjagd ist auch ein
Schauspiel, das man gesehen haben mufs, will man sich davon einen
Begriff machen. Dem Neger ist Elefantenfleisch ein Leckerbissen. Es
hat auch thatsächlich gar keinen schlechten Geschmack, etwa wie