Offensivgeist, nur wieder im Angriff, nie in der Verteidigung bestehen.
Die Station stand und fiel mit dem Stamm.
Ferner sei bemerkt, dafs die Wache auf der Station nachts stets
patrouillierende Posten gehen zu lassen hatte, sowie bei nur einiger-
mafsen unsicheren Zeiten Patrouillen ins Vorgelände Vortrieb. Mehr
wie einmal waren wir auf einen Angriff zu jeder Stunde gefafst,
kamen tag e - und nächtelang nicht aus dem Marschanzug, durfte
die Stationsbesatzung nur mit Ablösung ruhen.
Um aber doch fü r alle, auch die unwahrscheinlichsten Fälle Vorkehrungen
getroffen zu haben; namentlich aber um im Fall eines unglücklichen
Gefechtes einen Stützpunkt zu besitzen, in dem ein letzter
Widerstand, ein letztes Frontmachen versucht werden konnte, und somit
auch dem geworfenen Stamme einen letzten Rückhalt und die Möglichkeit
zu gehen, sich zu sammeln, ward der an die eigentliche Station
im Süden sich anschliefsende Hügel (siehe Abh. 5, S. 170) zu einer
Art Feldschanze ausgebaut. Kegelförmig sich auf bauend, mit einer
flachen Kuppe von etwa 10 m Durchmesser, mit glacisartigen Böschungen
nach allen Seiten war er hierzu wie geschaffen. Schützengräben fü r
stehende Schützen wurden in zwei Linien übereinander ausgehoben
und gestatteten Etagenfeuer. Als Annäherungshindemisse legte ich
zwischen ihnen, sowie am Fufse der untersten Linie Wolfsgruben mit
eingerammten, zugespitzten Pfählen auf der Sohle an. Die Kuppe selbst
umzog eine Schanzkorbbrustwehr mit davor befindlichem, 2 m breitem
und tiefem Graben, letzterer gleichfalls mit Spitzhölzem auf der Sohle
als Annäherungshindernisse versehen. Die Bermen waren mit Lehm
beworfen, in dem Glassplitter, Dornen u. s. w. steckten. Im obersten
Schützenringgraben, sowie im Reduit auf der Kuppe war in Blechkoffern
ein eiserner Bestand von mindestens 1000 Patronen, zur sofortigen
Verteilung in Päckchen gebunden, eingegraben, die wöchentlich
einmal, nachts, gegen frische umgetauscht wurden. In gleicher Weise
war ein Proviantvorrat (Konserven) untergebracht. Im Innenraum des
Reduits waren zwei eingedeckte Untertreträume eingebaut.
F ü r die zweite Hälfte der Trockenzeit 1892/93 h a tte ich standfesteren
Ausbau dieser Befestigungsanlagen sowie die Einrichtung eines
festen Blockhauses au f der Kuppe in Aussicht genommen, dessen P la ttform
zugleich als ständiger Aufstellungsplatz unserer Geschütze dienen
sollte: die befohlene Auflösung der Station liefs diesen Plan nicht
mehr zur Ausführung gelangen.
Geschütze. Hie artilleristische Armierung der Baliburg bestand aus zwei
Geschützen. Am 23. Dezember 1891 tr a f als sehnlichst erbetenes und
erwartetes erstes ein Maximgeschütz ein. Am Rohr fehlte das Korn,
der Verschlufs funktionierte nur mangelhaft, das Vordergestell der
Lafette war ein zerbrochener Holzbock 1 In besserer Verfassung befand
sich ein Ende April 1892 heraufgeschafftes 3,7 cm Schnellfeuergeschütz.
Dabei zeigte sich nur der kleine (?) Mifsstand, dafs wohl vorschrifts-
mäfsig mit Zinkschliefsschrauhen versehene Granatpatronen mitgeschickt
worden waren, die Zünder aber an der Küste lagerten.
Leben, Lebensweise und Ausrüstung.
Das Leben auf einer Station geht in ruhigen Zeiten seinen regel-
mäfsigen, gleichförmigen Gang.
Mit der Sonne wird aufgestanden, eine Viertelstunde später bläst & Tag mi
der Hornist, zu welcher Thätigkeit ich ein paar meiner Soldaten ganz
leidlich abgerichtet habe, das Signal zum Wecken. Nicht lange dauert
es, und aus den Küchen der Europäer nicht minder wie aus denen der
Stationsbesatzung steigen leichte Rauchwölkchen empor. Das Frühstück
bestand aus Thee oder Kakao; als oder wenn beides zu Ende
war, aus geschrotenem Mais und Honig zu einer kleisterähnlichen Masse
zusammengekocht (übrigens ganz wohlschmeckend); für die Neger meist
aus gerösteten Bananen und Palmöl. Um 700 ertönt als zweites Signal
das zum Appell. Die militärische und Arbeiterbesatzung tr it t an den
betreffenden Appellplätzen an. Unterdessen werden die meteorologischen
Morgenablesungen (7»» a. m.) ins Wetterhuch eingetragen, die Instrumente
neu gestellt. Nach dem Appell begann Exerzieren oder Scheiben-
schiefsen mit den Soldaten; die Arbeiter gehen truppweise unter
schwarzen Aufsehern zu den verschiedenartigen Arbeiten auf der
Station oder in den Pflanzungen ab. Kranke, die des Schwindels nicht
sofort überführt werden können oder thatsächlich solche sind, dürfen
ins Kasemement zurückhumpeln und werden nach Beendigung des
vormittägigen Dienstes untersucht. Je tz t ist dazu keine Zeit; als
Stationsleiter ist man ja zugleich Arzt und Apotheker. Die Köche
verschwinden in ihre Küchen und beginnen ihre Thätigkeit, bei der
nicht Zuschauer zu sein im Interesse des Appetits nur vorteilhaft ist.
Um 93o, spätestens 10»«, rückt die Truppe ein, die Arbeiter erst
um 12 °o mittags. Die Soldaten haben zwischen 10°o und ll°o ihre
Waffen u. s. w. in stand zu setzen; um lloo findet Gewehr-, Munitionsund
Ausrüstungsappell sta tt; ein Dienst, der fü r die Arheiterbesatzung
wegfällt. Der Weilse schaltet in der Zeit zwischen 10°o und lloo das
zweite Frühstück ein. Von 12oo bis 2 « ru h t jede Thätigkeit. Die
Schwarzen verzehren ihr Mittagsmahl oder schleichen sich hinüber ins