liehe Ausbeute mit nach Hause zu bringen, glaube ich nicht nochmals
wiederholen zu müssen; bringt er und kann er ja doch auch nicht
gediegene, gründliche, wissenschaftliche Sonderkenntnisse mit hinausnehmen.
Dafs er aber nichtsdestoweniger geradezu die Verpflichtung
h a t v nach Kräften in seiner Weise an der Erschliefsung des
dunkeln Kontinents beizutragen, habe ich gleichfalls schon betont.
Bis zu einem gewissen Grade kann und mufs er durch vorbereitende
Studien Lücken in seinem allgemeinen Wissen ausfüllen, sowie sich
einiige Vorkenntnisse erwerben, wenigstens so weit, dafs er imstande
is t, fü r die Wissenschaft Brauchbares zu bringen. Endlich wird
sich hei jedem infolge seines bisherigen Berufes in der Heimat oder
einer Vorliebe fü r diesen oder jenen Zweig der vielgestaltigen
Wissenschaft eine Grundlage finden, auf der weiterbauend, er ganz
hübsche Erfolge zu erzielen vermag. Wir Deutsche besitzen überdies
ein Werk, das in einer Reihe von fachwissenschaftlichen Aufsätzen
die Wahl bietet, welchem Zweige er sich vorwiegend widmen will, und
das ihm zugleich die praktischen Anhaltspunkte zur brauchbaren
Bethätigung der gewählten Einzelwissenschaft an die Hand giebt: die
„Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen“ von
Dr. Neumayer.
Hierzu bemerke ich, dafs ich insbesondere zu zwei Abschnitten,
die gerade für wenig erforschte Gebiete aufserordentlich wichtig sind
und eine gröfsere innere Verwandtschaft haben, als man vielleicht auf
den ersten Blick anzunehmen geneigt ist: „Topographische und geographische
Aufnahmen“ und „Meteorologie“ als recht wünschenswerte
Ergänzungen betrachte: „Handbuch der Navigation“, herausgegeben vom
hydrographischen Amt der Kaiserlichen Marine; Jelinek: „Anleitung
zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen u. s. w.“ und einen
Aufsatz von Dr. Baumann: „Topographische Aufnahme auf Reisen“
(veröffentlicht' in den „Mitteilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten
aus den deutschen Schutzgebieten“, VIL Band, 1. Heft). Diese
Schriften enthalten zahlreiche praktische Winke: einfachste Art der
Bestimmung der Mifsweisung, Herstellung einer Sonnenuhr u. dergl.;
der Aufsatz von Dr. Baumann giebt, nach meinem Dafürhalten, noch
praktischere Winke dem Reisenden als der bezeichnete Abschnitt in
dem Sammelwerk Dr. Neumayers. I c h wenigstens habe es im eigensten
Interesse lebhaft bedauert, dafs der Aufsatz erst 1894, also nach
meiner Rückkehr zu meiner Kenntnis gelangte.
Zoologische Vorkenntnisse sich in anregendster Weise zu verschaffen,
besitzen wir in Brehms „Tierleben“ das beste Buch, das'
auch bei Zusammenstellung der Ausrüstung nicht zu Hause gelassen
werden soll.
Sprachliche Vorbereitung ist nicht nur wünschenswert, sondern
einfach notwendig. Abgesehen von Englisch fg das setze ich als selbstverständlich
voraus — ist, wenn auch nur oberflächliche Kenntnis der
im Innern des äquatorialen Westafrika weit verbreiteten Umgangssprache,
der Haussasprache, nötig. Ein recht gutes Lehrbuch hierfür .
ist „Vocabulary and the Grammatical elements of the Haussa Language“
hy the Rev. James Frederick Schön, London.
Die so wichtige Aufgabe für einen Reisenden in geographisch
noch fast unerschlossenen Ländern: astronomische Ortsbestimmungen
vorzunehmen, lern t sich nur durch praktische Anweisung auf einer
Sternwarte, Seemannsschule und ähnlichen Anstalten. Dafs theoretische
Vorbereitung in dieser Hinsicht kläglich im Stich läfst, mufste ich
leider an mir selbst erfahren.
Durch photographische Aufnahmen kann jeder verschiedenen
Zweigen der Wissenschaft ganz wesentliche Dienste erweisen das läfst
sich, auch bei beschränkter Vorbereitungszeit, noch leicht lernen.
Auch buchstäblich dem Arzt ins Handwerk pfuschen, mufs der Ärztliche
Reisende in der Wildnis. Expeditionen in Westafrika, wenigstens ml" f-
deutsche, haben sehr selten noch das Glück gehabt, unter der
Zahl ihrer weifsen Mitglieder einen Arzt besessen zu haben; auf
Stationen wird der Mangel an einem solchen die Regel sein; Krankheiten
und Verwundungen sind aber häufige Gäste: also sind schon
für die eigene Person einige ärztliche Vorkenntnisse unbedingt nötig.
Dann aber erhöhen glückliche, ärztliche Hülfeleistungen ganz ungemein
die Achtung und das Vertrauen zum Weifsen.
Eine allgemeine afrikanische ’ Vorbildung schliefslich kann und Allgemeine
mufs sich der Hinausgehende verschaffen durch Lektüre g e d ie g e n e r "Vorbildung,
wissenschaftlicher Reisewerke. Unter den Schriften unserer Landsleute
nimmt das Werk Dr. Gustav Nachtigals: „Sahära und Sudan, Ergebnisse
sechsjähriger Reisen in Afrika“ meines Erachtens den ersten Platz in
jeder Beziehung ein; wie mir überhaupt Nachtigal das Vorbild des
echten afrikanischen F o r s c h e r s ist.
Diese Winke betreffs wissenschaftlicher Vorbereitung des Nichtfachmanns
machen keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Unfehlbarkeit;
sie sollen eben nur Winke sein.