auch treulich für die Sicherheit seiner Untergebenen. E r zieht voran,
nimmt beim Ruhen den höchsten Sitz auf einem, guten Ausblick
gewährenden Baume ein, und nach allen Seiten h ä lt er scharfe Umschau.
E r lockt, ruft, warnt durch verschiedene Töne. Am auffallendsten
ist ein, wie es scheint, als Ausdruck vollkommenster Zufriedenheit
von ihm hervorgebrachter, weitschallender L au t, der etwa die Mitte
h ä lt zwischen Schnalzen und Bellen; er wird meist abends vernommem
wenn die gesättigte und ermüdete Gesellschaft es sich bereits für die
Nacht bequem gemacht hat. Denn erst abends kommt Ruhe in die
bewegliche Sippschaft; und ich habe oft und gern die lustigen Springer
beobachtet, wie sie, ehe sie zum Schlaf ganz nah zusammenrücken,
auf den äufsersten Zweigen eines Waldriesen, von den Strahlen der
untergehenden Sonne beleuchtet, sich mit einer auf Gegenseitigkeit
beruhenden Reinigung des Pelzes beschäftigten oder von ihrem erhabenen
Sitze mit beneidenswerter Beschaulichkeit auf die Welt unter
sich herabblickten.
Ih r Geschrei un ter Tages ähnelt nicht selten derart dem kleiner
Kinder, dafs es mich manchmal irre machte, indem ich hoffte, nun in
Bälde die Farmen des erwünschten Marschzieles betreten zu können.
Angeheimelt förmlich h a t es mich — und damit dann allmählich
genug der Affen —, wenn ich am Lagerfeuer oder in der Dorfstrafse
der Unterhaltung meiner Träger zuhörte, und einer dem ändern ein
„you be one monkey“ an den Kopf warf: da hatten also Nord und
Süd verwandte Schmeichelnamen!
Ein junger Affe ist ein ganz guter Braten. Wenn die Entfernung
es erlaubte, habe ich stets mit grobem Schrot geschossen, denn der
Affe braucht schon einen tüchtigen Schufs auf seinen Pelz. Ich
möchte da ein Moment berühren, das ich öfter und sogar auch von
Brehm gegen die Affenjagd und -verspeisung angeführt las. Der tote
Affe, insbesondere wenn die Decke abgestreift ist, soll einem toten
Kinde täuschend ähnlich sehen, so dafs einem der Appetit vergehe;
auch soll er nach einem nicht gleich tödlichen Schufs so menschlich
rührende Bewegungen machen, dafs man sich fast als Mörder eines
geistbeseelten Geschöpfes vorkomme. Ich habe weder das eine noch
das andere finden können. Mit grofser Phantasie kann ich mir
schliefslich auch aus einem abgezogenen Hasen ein kleines Kind
zusammenkonstruieren; und was das letztere anlangt, so habe ich mich
viel eher zu Hause als roher Mörder gefühlt, wenn ein todwundes Reh
sein brechendes Auge noch einmal zum Jäger aufschlägt, der, um ihm
den Genickfang zu geben, zu ihm sich herabbeugt, als wenn ein angeschossener
Affe verzerrten Gesichtes zu seinem Ueberwinder hinaufblinzelt.
So arge und freche Nesträuber unsere Affen sind, so unverschämt
sie freihängende oder Baumnester plündern, so ängstlich verfahren sie
beim Ausnehmen der Nester von Höhlen- (Baum- oder Felsen-)brütem,
wie sie auch Steine u. s. w., un ter denen die von ihnen gern gespeisten
Spinnen und andere Kerbtiere liegen, nur äufserst vorsichtig aufheben.
Grund in- beiden Fällen: die aufserordentliche grofse Furcht vor
Schlangen, die an beiden genannten Plätzen gern sich aufhalten. Die
kleinste Schlange bringt das gröfste Entsetzen in eine Affenbande.
Sie müssen offenbar sehr schlimme Erfahrungen mit diesen Tieren
gemacht haben. Schlimmere als die Eingeborenen; diese fürchten die
„gefürchteten“ Reptile nicht sonderlich. Denn auch letztere weichen
dem Menschen aus; nur gereizt oder überrascht greifen sie an.
Im Waldland habe ich Schlangen zu Gesicht bekommen; ob giftig Schlangen,
oder nicht, weifs ich nicht. Sie waren brau n -g rau und grünlich-grau,
und konnten infolge dieser Färbung leicht übersehen werden. Namentlich
wenn sie an den Aesten sich herunterhängen liefsen oder am Boden
zusammengerollt lagen, hielt man sie anfänglich für Lianen. Es sind
wohlPythonenarten(?); die längste, die ich sah, war etwa 3 bis 4 m lang.
Auf Mi-Yimbistation bekam ich eine weitere Art zu Gesicht; der Aufregung
nach, die ihr Erscheinen hervorrief, scheint sie für giftig gehalten
zu werden. In dem Raum, wo unsere Träger schliefen, entstand
eines Nachts ein grofses Geschrei: „massa, massa, one big shake
wont chop me, he be big too much!“ Wir, d. h. Dr. Zintgraff und
ich, eilten hinunter und sahen beim Schein eines rasch mitgenommenen
Holzbrandes gerade noch den Schwanz eines Reptils durch die leichte
Palmblätterwand aus der Hütte gleiten. Ein Schlag lähmte die Schlange,
und bald war sie unschädlich gemacht. Sie hatte gelben Bauch,
schwarzen Rücken und war etwas über vier Fufs lang. Nun aber war
die Besorgnis unserer Träger ob der Tötung noch gröfser, als die
Angst: „die Schlange sei die Mutter der Ameisen, und wenn man sie
töte, kämen alle Ameisen und bissen die Mörder tot.“ Diese Befürchtung
teilten auch die am nächsten Tag auf der Station erscheinenden
Banyang und gruben das Tier schleunigst unten am Ufer des
vorbeiströmenden Fi ein. Irgend etwas näheres über diesen Aberglauben
konnte ich nicht in Erfahrung bringen, dagegen verdanke
ich der Sache die Kenntnis der in Abschnitt V (S. 299) niedergelegten
Schlangensagen der B a n y a n g , welche den Beweis liefern,
dafs es in ihrem Lande an Schlangen, und zwar giftigen, nicht