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Ein richtiges Thor, oft mit Giebeldach, fü h rt durch die dichte Umzäunung,
in deren Flucht sich schattenspendende Bäume (oft alte
riesige Gummibäume) in engen Intervallen erheben, um so die einzelnen
Wohnungen den Blicken zu entziehen. Das geräumigere Haus
des Hofbesitzers, kleinere Weiberhäuser, Hütten fü r die Haussklaven.
Vorratshäuser, Palmweinhäuser, nach ein oder zwei Seiten offene Versam
m lu n g sh a llen d a s alles birgt der Hof eines wohlhabenden Graslandnegers.
Der freie Hofraum ist glatt geebnet und stets sorgfältig
gestampft und gekehrt. In einer Ecke, manchmal aber auch gleich
neben dem Eingang, befindet sich ein grofser Lehmtopf eingegraben,
der die Stelle einer Latrinenanlage versieht. Bananenhaine und kleine
Farmen oder Baumpflanzungen schliefsen sich nicht selten an den
mattenumzäunten eigentlichen Hof an. Fast Zug fü r Zug gleiche Anlagen
der Wohnstätten in Hofform fand ich in der Schilderung
P. Schynses von den Basindja am Viktoria Nyanza.
In diesen Behausungen spielt sich das ganze innere Leben einer
Graslandfamilie ah; in der schönen Jahreszeit im Hofe, im Freien; in
der Zeit der anhaltenden Regen in den Häusern.
Aus solchen Gehöften setzen sich die Dörfer in den Baliländem Dorfanlage,
zusammen (Abb. 48). Dafs bei dieser Art der Anlage und den bedeutenden
Bevölkerungsstärken solch ein Ort eine ganz beträchtliche
Ausdehnung besitzt, liegt auf der Hand. Ueber mehr als einen Höhenzug
erstreckt sich ein derartiger Stammessitz, dazwischenliegende
Mulden, ja Thäler sowie Einzelhügel sind mit hereingezogen. Die
bereits im Gelände getroffene Palme (Fächerpalme?) ra g t in verstreuten
Gruppen über die Gehöfte. Zwischen den einzelnen Anwesen
führen ganz schmale, schlechte Wege: vom Regen, der in Bächen sich
sammelt und in ihnen herabschiefst, ausgewaschene Rinnen; also bei
trockenem Wetter holprig und bei- nassem glitschig und schlüpfrig.
Höchstens liegen unregelmäfsig grofse Steinbröcken und Felsplatten
als Trittsteine,, die aber nur zu nicht weniger unangenehmer Kletterei
zwingen. Das Häuptlingsgehöft liegt ungefähr in der Mitte des Ortes muptungs-
und bildet mit seiner ausgedehnten Anlage ein Dorf im kleinen, ein
Gewirr von Häusern, Hallen und Höfen. Namentlich das Weiberviertel
(Abb. 49) ist ein ganz erkleckliches Quartier; Garega z. B. besafs an
200 Weiber, oder vielmehr Beischläferinnen; je eine, auch zwei bewohnten
mit ihren, dem Häuptling geschenkten Kindern eine Hütte.
An das Häuptlingsgehöft schliefst in allen Graslandsdörfern der mehr-
erwähnte, mehr oder weniger geräumige freie Volksversammlungs- u n d
Marktplatz an. In B am e s s o n ist derselhe teilweise mit aufrecht Marktplatz.