Volk liche s
Unterscheidungsmerkmal
?
oder der grofsen Zehe angesteckt. Die Form ist ein einfacher dünner
Messing- oder Eisenreif, rund oder mit spiralförmig aufgebogenen Enden
(Abb. 96). Einen weiteren Fufsschmuck der Weiber — zugleich musikalischen
Zwecken dienend — werden wir bei den grofsen Tänzen
kennen lernen. Ausschliefslich fraulicher Zierat ist endlich noch eine
Art Kamm aus Bambusstäbchen (Abb. 97).
Von beiden Geschlechtern werden mit Vorliebe getragen Halsketten
aus Perlen oder Eisen- oder Messingkugeln (siehe Abb. 38,
S. 326, und 42, S. 330), und zwar mehrere zugleich mit verschiedenen
Weiten; auch abgeschossene Patronenhülsen hierzu zu verwenden, wurde
bald „modern“.
Nur männlicher Schmuck sind die S. 411 abgebildeten Armringe
aus Elfenbein mit oder ohne Metallgespinnst (Abh. 83), oft auch mit
Abb. 96. Abb. 97.
Abb. 96. Finger- und Zehenring der Weiber im Grasland. y , n. Gr. __
Abb. 97. Haarkamm (aus Bambus) der Weiber im Grasland. */„ n. Gr.
Rotholz eingerieben. Ferner flechten sich die Männer in den Schopf
Kaurimuscheln und sonstige kleine Zieraten ein; doch tragen letztere
bereits mehr das Gepräge von Amuletten.
5. H a a r t r a c h t . Die geradezu nationale Haartracht der
B a li u. s. w. ist bei den Männern der kahl rasierte Schädel mit einem
am Wirbel stehen gelassenen Schopf, der geflochten und, wie eben geschildert,
geschmückt, dem siegreichen Feinde in der Schlacht eine
bequeme Handhabe bei dem allgemein üblichen Kopfabschneiden bieten
soll. Die Weiber rasieren sich den Kopf meist ganz k ah l, oder es
bleibt in der Mitte ein von der Stirn nach rückwärts in den Nacken
sich ziehender länglicher Haarwulst stehen. (Siehe die verschiedenen
Typen in diesem Abschnitt.) Die B a t a n k o a n dagegen lassen sich,
Männer und Weiber, häufig die Haare halblang wachsen und flechten
sich wohl an 100, 200 Kaurimuscheln in die Wolle, so dafs solch ein
Schädel aussieht wie ein •— wenn der Vergleich g estattet ist — weifsbeschissenes
Schwalbennest. Bei den B a n z o a habe ich dieselbe Haartra
ch t gefunden; allerdings hinwiederum auch — zum Teil — bei dem
östlich sitzenden Zweigstamm der Bali, den B a li-B a g am . Hier hätte
dann die Annahme einer Vorgefundenen Haartracht stattgehabt? Bei
den Bali sah ich daneben allerhand Abarten, namentlich bei den
Weibern. Doch reichen sie nicht annähernd an die Vielgestaltigkeit
der Frisuren der Banyang hinan.
Auch an ändern Körperstellen rasieren sich die Grasländer die
Haare ab. Die Entfernung der Barthaare habe ich erwähnt S. 330,
desgleichen die Sitte der Weiber, sich zu Zeiten, namentlich nach
Geburten (auch nach der Regel), die Schamhaare abzurasieren. Auch
die Augenbrauen, desgleichen die Haare in den Achselhöhlen werden
bei beiden Geschlechtern bisweilen entfernt.
Aufgefallen ist mir, dafs die entfernten Haare nie achtlos weg-
geworfen, sondern stets sorgfältig gesammelt, in ein Blatt gewickelt l i T i i j
und verbrannt werden: zweifelsohne ein abergläubischer Gebrauch (der Papier-
übrigens auch bei uns, wenigstens in Oberbayern, noch ab und zu
s ta tt hat). Bei dieser Gelegenheit erwähne ich auch die abergläubische
Scheu, die die Bali vor jedem — Papier hatten. Ich bemerke
darüber einmal in meinem Tagebuch: „. . . . Im Hof und auf den
Abb. 98. Wegen lagen vom gestrigen Posttag her allenthalben
Papierschnitzel. Beim Aufräumen durch die Weiber
und einen Teil der Soldaten ward alles Uebrige, wie
gewöhnlich, entfernt, diese Schnitzel liefsen sie peinlich
sorgfältig genau auf ihrem Platz liegen; wurde
doch eines verschoben so ward es, nachdem der sonstige
Unrat entfernt, sogleich wieder an seinen alten
Rasiermesser (aus p ] a t z gelegt.“
Eisen) der Grasländer.
V. bis V, n. Gr. Bas Rasieren selbst — denn •4 ‘ a nur auf diese dBearn H«®aa»re.
Weise geschieht die Entfernung der Haare an allen
bezeichneten Körperstellen ■—: is t ein wenig angenehmer und wenig
appetitlicher Vorgang. Meist sind es alte Frauen, die diese Kunst üben.
Sie bedienen sich hierzu kleiner Messer von vorstehend abgebildeten
Formen (Abb. 98), deren sie stets vier bis sechs in einem Täschchen
mitbringen. Zuerst wird der Kopf oder die betreffende Körperstelle mit
Rotholz eingerieben und mit Wasser befeuchtet. Unterdessen zieht die
Alte die Messerchen ab, indem sie dieselben mit den Schnittflächen aneinander
reibt und mit ihnen an den Daumenballen oder am Oberschenkel
schnellend herunterfährt. Is t der Kopf die zu bearbeitende Körperstelle,
so wird folgende Reihenfolge eingehalten: Vorderkopf, Schläfen,
Hinterhaupt, Scheitelgegend. Schon hierbei verursacht es an den
Schläfen ziemliches Unbehagen (ich weifs es aus eigener Erfahrung,
denn auch ich habe mich dieser Tierquälerei allmonatlich unterworfen);
schmerzlich geradezu mag es an den doch weit empfindlicheren anderen
Körperstellen sein. Natürlich werden die Messer — das Eisen is t ja