weich — oft stumpf, dann wird gewechselt und aufs neue geschliffen
und abgezogen, und das geschieht nun so: aus der Achselhöhle oder
zwischen den Beinen wird das Schweifssekret mit dem Daumballen
oder gleich mit dem stumpf gewordenen Messer herausgewischt und
geschaht und mit dieser auf das Naturabzugsleder gebrachten Pomade
neue Schärfung der Messerchen bewerkstelligt!
6. B e a r b e i t u n g d e r Z ä h n e . Ein weiterer Körperteil, der
sich eine U m g e s t a l t u n g gefallen lassen mufs, sind d ie Z ä h n e .
Ihre Formveränderung ist im Grasland eine von der im Waldland
üblichen wesentlich verschiedene. Die Männer haben die beiden
Abh. 99. oberen Mittelzäbne spitz zugeschlagen:
TättowierungI (an der Schläfe)
im Grasland. % n. Gr.
Abb. 100.
— nicht selten auch den je rechts und
links davonstehenden Zahn; beim weiblichen
Geschlecht dagegen werden die
ersteren, aber nur diese beiden, aus-
gebrochen und vielfach die beiden
unteren Mittelzähne zugespitzt.
7. T ä t t o w ie r u n g e n . Solche
sind wie im Waldland häufig, und, wie
dort, ganz nach persönlichem Geschmack
verschieden. Die bevorzugtesten Plätze
hierfür sind: Brust, Bauch, Oberarm,
bisweilen auch das Gesicht, hier sich
jedoch auf die Schläfengegend beschränkend
und dann meist von der
Form, wie sie Abb. 99 zeigt. Eine hier
oben in den Hochlandgebieten ziemlich
reich zu nennende Körpertättowierung
ist die in nebenstehender Abb. 100
wiedergegebene. Man sieht: auch hier
im Grasland n u r ornamentaler Art.
Nach Angabe der Leute wird die
......
Tättowierung eines Graslandnegers,
Zeichnung mit Nadeln eingerissen und die Wunde künstlich, durch
Hineinreiben von Rotholz u. dergL, zum Eitern gebracht. Die zurückbleibenden
Narben sind dann die Tättowierung. (Vergleiche auch
Abh. 42, S: 330.)
Ich wende mich den Yolksgebräuchen und -Sitten zu, bei denen
die vorgeschilderten Gepflogenheiten in Tracht und Schmuck und
Waffen (mehr oder minder) zu öffentlicher, doch friedlicher Geltung
gelangen, im Kreise der Familie, im Kreise der ganzen Stammesgeriossenschaft.
Es sind das die
8. F e i e r l i c h k e i t e n u n d F e s te , p r i v a t e r u n d ö f f e n tlic h e r
A rt. Von ersterer weifs ich nur zwei F’am ilie n f e s te : die Feier der
eingetretenen Reife beim weiblichen Geschlechte und die Trauer- und
Leichenfeierlichkeiten (Näheres über letztere siehe S. 4 4 0 u. f.). E rstgenannte
Feier träg t rein privaten, intimen Charakter: ist zum erstenmal
die Regel eingetreten, so wird das Blut in einer Schale auf- ßeBchiecht»-
gefangen, die ganze Verwandtschaft versammelt sich im Gehöft der «>*>■
glücklichen Eltern und besichtigt die herumgezeigten Beweise. Palmweingelage
und Tanz schliefsen sich daran an. Das junge Mädchen
selbst erscheint hierbei nicht, wie denn überhaupt die Weiber zu
diesen Zeiten sich in ihre Behausungen zurückziehen. Die bei dem
Alter, in dem sie vorgenommen wird, etwa entsprechende Beschnei- Besoimei-
dung der Knaben trä g t, soviel ich erfahren konnte, keinerlei feierliches
Gepräge, desgleichen auch nicht die Geburt eines Kindes und
auch nicht die Namengebung.
Ueber letztere ein paar Worte. .Der Einzelne (männlichen oder am i -
weiblichen Geschlechts) erhält e in e n Namen. In welchem Alter das ge |g
stattfindet, weifs ich n ich t Eine Familienzugehörigkeit kommt dabei
nicht zum Ausdruck. Diesem Namen fügt sich aber dann bei den
meisten im Laufe der Zeit ein zweiter an, der mit einer geistigen oder
körperlichen Eigenschaft, mit einem Ergebnis in seinem Leben in Zusammenhang
steh t; also ein Beiname. (Vergleiche damit auch den
Beginn der Namengebung bei den Deutschen.) Und im Laufe der Jahre
verwischt sich der ursprüngliche Name, und der (die) Betreffende hört
und kennt nur mehr den Beinamen. Auch örtliche Beziehungen kann
ein solcher zum Ausdruck bringen. (Eine Reihe von Eigennamen ist
am Schlufs des Abschnittes VIII aufgeführt; bezüglich Stammesnamen
verweise ich auf Kartenbeilage 2.)
Und wie es bei dem Einzelnen geht, so auch beim ganzen Stamm.
Der Balistamm z. B. hiefs in Adamaua „N’Yong“ (siehe S. 323 u. f.),
das Volk nannte sich „ba-N’Yong“ (Ban’yong); — „ba“ = der Begriff der
Vielheit in der Bantusprache. Nach langer Wanderung an ihren jetzigen
Wohnsitzen angelangt, nannten sie sich „b a-Li“ (Bali); — „li“— müde,
also „das Volk der Wegemüden“. Der alte Name ist aber nicht vergessen;
insbesondere im Titel des Herrschers h a t er sich erhalten (vergl.
S. 351); und so nennt sich der Häuptling der Bali-N’Yong nicht „fo-Li“,
sondern „fo-N’Yong“ (Fon’yong), und un ter diesem Namen is t er in
Adamaua in den früheren Sitzen des Stammes bekannt (siehe S. 324).