fand sie in Bamignie, dem bedeutendsten Ort des im Vasallenver-
HüfXr kältnis zu Bali stehenden Teiles des B a tan k o an stam m e s. Dort ist
diese Bauart fast die Regel. Das eigentliche Haus zeigt ganz die gleiche
Anlage wie vorstehend geschildert. Um dasselbe herum jedoch zieht
sich eine etwa 1 m von der eigentlichen Hauswand abgerückte zweite
Wand aus Matten oder häufiger aus Bambus und Lehm; das Dach
rag t über diese zweite Wand hinaus. Da die Batankoan Ureinwohner
sind, so ist die Vermutung wenigstens gerechtfertigt, hier den Urtypus
der e ig e n t l i c h e n G ra s la n d sh ä u s e r vor uns zu haben. Auch praktische
Grunde sprechen dafür. Ein solches Haus mit doppelten Wänden
hä lt wärmer als eines mit einfacher Wand. Nun ist das Klima hier
m den hochgelegenen Graslandgebieten kühl, nachts sogar k a lt, und
so h a t sich diese Bauart bei den Urbewohnern herausgebildet. Die
Stämme A d a m a u a s bedurften bei dem milderen, wärmeren Klima
ihres Landes diesen doppelten Schutz nicht. Sie behielten vorerst
ihre Bauart bei, nur aus der kreisrunden Form — diese soll in Ada-
maua die gewöhnliche Grundform sein § f| zur viereckigen übergehend.
Und dafs sie nach ihrer Einwanderung nicht die vollständige Urbauart
annahmen: nun, ich meine, wir sehen auch an unseren hartköpfigen
Bauern einen starren Konservatismus gegenüber dem oft besseren
Neuen. Uebrigens habe ich in B a li bereits einige Häuser mit solchen
zweiten Wänden gefunden.
E aS .de“ Bedenkt man die Bevölkerungsdichtigkeit, die eine ganz beträchtwaidungen.
liehe Zahl von Hütten fü r e in Dorf schon bedingt, ferner den Umstand,
dafs die ja doch sehr primitive Bauart verhältnismäfsig oftmalige
Erneuerung (durchschnittlich längstens alle vier bis fünf Jahre) der
Bauten erheischt, endlich, dafs ein nicht unbeträchtlicher Teil der
Raphiabestände behufs Gewinnung des Palmweins doch immerhin
einige Schonung fordert, so fragt man sich und habe ich mich auch
an Ort und Stelle oft gefragt; ja, woher nehmen denn die Leute doch
immer wieder das Baumaterial? Allerdings sind die Weinpalmenwälder
von ganz bedeutenden Längsausdehnungen; dann werden die Bäume
auch in den Farmen zur Umfriedung u. s. w. fleifsig gepflanzt, und
schliefslich d a rf man die Ueppigkeit und Raschheit des Tropenwachs-
tums nicht vergessen. Aber trotz alledem geht es auch thatsächlich
oft knapp her mit Beschaffung dieses so wichtigen Baumaterials.
Eifersüchtig hegen die einzelnen Stämme die in ihrem Machtbereich
liegenden Bestände, die teils-Eigentum von einzelnen, zum gröfseren
Teil „Gemeindewaldung“ sind. Uebergriffe innerhalb der eigenen Haine
sind an der Tagesordnung, und solche in jene anderer Stämme kommen
nicht minder oft vor; ein bereits S. 337 angedeuteter, sehr, sehr häufiger
Anlafs zu Verwickelungen. Bei den Bali, überhaupt den herrschenden
Stämmen, wird dank der ihnen innewohnenden Raublust, die sie auch
dann, wenn’s nicht notwendig wäre, in fremdes Gebiet lockt, das Holen
von Bambus gewöhnlich zu „gewaltsamen Beitreibungen“. Die Wiedervergeltung
bleibt natürlich nicht lange aus. ■—-
Man sieht: der Grasländer verwendet sehr grofse Sorgfalt auf den
Hausbau; ein weiteres Zeichen dafür ist, dafs z. B. die Balisprache fü r
jeden einzelnen Hausteil ein eigenes Wort hat. Einzelne Gehöfte sind
mit einer Peinlichkeit und Nettigkeit gebaut, die der der Banyang
nichts nachgiebt; reinlich sind sie alle, ln der behaglichen Ausgestaltung
des Hausinnern jedoch bleibt dieser Waldlandstamm unübertroffener.
Meister.
Immerhin aber macht ein Graslandhaus einen ganz warmen, wohn- Pas Haus- 1 in n ere .
liehen Eindruck, wenn auf dem festgestampften, ebenen Boden das
offene Feuer in der Mitte des Raumes lustig flackert und wohlthuende .
Wärme verbreitet, während draufsen die nafskalten Regenschauer
niedergehen. Die Bambuswände gleichen einer Vertäfelung, die Decke
glänzt von Rauch gebeizt. Uber dem Feuer hängt nicht selten eine
Trockendarre und auch der Dachboden selbst dient häufig als Trockenvorrichtung
oder Aufbewahrungsraum. Zu diesem Behuf befindet sich
in ihm ein viereckiger Ausschnitt, gerade- grofs genüg, um durch-
■ Abb. 52. schlüpfen zu können, und eine Bambusleiter
fü h rt dazu hinauf, f
Zahl und Art der Hauseinrichtungs- Binneb- tu n g sg eg en
gegenstände ist nicht bedeutend, und »tande.
ähnlich den im Waldland getroffenen.
Unordentlich liegen und hängen die
Dinge herum. Hauptsächlich sind es
Efsgeräte, aus Flaschenkürbissen hergeste
llt, häufig mit hübschen Ornamenten
an der Aufsenseite verzieht. Die Schöpflöffel
(siehe Abb. 15, S. 272), die ge-
Gefäfs aus Thou (zum Aufbe- schnitzten Kochlöffel der Banyang (siehe
wahren VonMais, Hirse u.dergl.) V
in den Baliiändern. V, nat. Gr. Abb. 24, S. 279) finden wir auch hier.
An Stelle der ebenda beschriebenen
hölzernen Aufbewahrungsgefäfse treten hier lediglich thönerne (Abb. 52;
siehe auch Abb. 25, S. 280), sowie zierlich und fest geflochtene Körbe der
verschiedensten Gröfsen und Formen (Abb. 53 u. 54 a. f. S.; siehe auch
Abb. 58, S. 383 u. 67 u. 68, S. 396). Eine grofse Rolle spielen die tadellos
H u t t e r , Wanderungen in Kamerun. 2 4