selbst nicht bewufster afrikanischer Urkraft entgegen. Beliebte Aufenthaltsplätze
sind auch morastige Gründe, und truppweise suchen sie
solche auf, um dort Schlamm- und Wasserbäder zu nehmen und mit
Behagen sich zu wälzen und zu vergnügen. Auch den Bethätigungen
zarter Begungen sind diese Plätze geweiht. Ein solcher Tummelplatz
findet sich z. B. bei Ikiliwindi: eine sumpfige Waldlichtung, von einem
Bach durchflossen. Weit und breit i s t ' der Boden zerstampft und
durchwühlt, und in gewaltigen H au fen . liegt die Losung ringsum.
Ich wiederhole bei dieser Gelegenheit meine. beb Schilderung des
Marsches (Abschnitt HI, S. 123) niedergelegte Beobachtung: dafs nämlich
i c h die Ansichten anderer Reisenden, wonach der Elefant als
Wegebahner bezeichnet wird,, auf Grund meiner Beobachtungen im
Waldland mit dem besten Willen nicht zu teilen vermag. . Ich habe
ihn stets als Wegezerstörer kennen gelernt und den Dickhäuter verwünscht,
der vor mir wandelnd die an sich schon niederträchtigen
Negerpfade noch ungangbarer — soweit dies möglich -i- gemacht hat.
Truppweise, herdenweise leben die Tiere zusammen. Natürlich sind
sie nicht so dicht zu treffen wie ein Rudel Rehe oder Schafe; auf
einige Quadratkilometer verstreut treiben sich Herden von 20 -bis 30
und noch mehr herum. Doch giebt es auch von ihnen ausgestofsene,
alte, unverträgliche, bösartige Gesellen, die allein hausen; diese Einzelgänger,
sowie Elefantenweibchen mit Jungen, sind unberechenbar und
gefährlich: sie attackieren nicht selten, sogar unangegriffen, i Sonst ist
der Elefant im allgemeinen gutmütig. Wo er noch nicht viel durch
Feuerwaffen belästigt is t, kümmert er sich nicht sonderlich um den
Menschen und läfst ihn ruhig sich nähern. Nur bei lautem Lärm verzieht
er sich; denn er sichert sehr scharf, äugt aber schwach. Auch
angeschossen is t es immer der seltenere Fa ll, dafs er den Jäger annimmt,
und selbst da ist es eigentlich mehr nur ein Schmerzensausbruch,
der das Tier einige Schritte vorstürzen läfst. Freilich kann
auch ein n u r kurzer Vorstofs dem Jäger gefährlich werden bei der
grofsen Nähe, aus der man das Tier schiefsen mufs, da man es früher
wegen der Bodenbedeckung nicht deutlich genug zu Gesicht bekommt.
Weiter als au f 20 Schritt habe ich nie geschossen.
Ich schalte die Schilderung einer Elefantenjagd im Waldland hier
ein; und zwar jen e r, die ich infolge der d am it. verbundenen Unbehaglichkeit
am ausführlichsten im-Tagebuch skizzierte (teilweise ist
sie in Zintgraffs „Nord-Kamerun“ aufgenommen). Bei der in Abschnitt
IV, S. 179 u. f. wiedergegebenen war das tragikomische Moment
überwiegend; hier soll der Waidmann erzählen.
„Früh am Tage breche (ich auf. Ein Führer und drei meiner
Leute, leidliche Schützen (zwei mit Mauserkarabinem bewaffnet, dem
besten habe ich mein zweites Gewehr M/88 anvertraut), sind meine
Begleitung. Bettsack mit Decke, etwas Proviant und Tauschwaren
werden mitgenommen— .'man mufs sich auf. ein Biwak stets gefafst
machen. Nach etwa zwei Stunden Marsch entdecken wir verschiedene
Anzeichen vorhandener Elefanten: alté Losung, aus der bereits junge
Pflanzen hervorspriefsen, ausgewaschene Fufsspuren. Wieder eine
Stunde weiter, die Zeichen mehren sich', Elefantenpfade kreuzen den
Weg,' frische Fufseindrücke werden' sichtbar, und da ist auch schon
die erste frische Losung, deren noch.unberührte kanonenkugelförmige
Gestalt und glänzende Farbe keinen Zweifel mehr zulassen, dafs wir
von dem Wild nicht mehr sehr weit ab sind. Der Führer fährt mit
den Zehen hinein, die Temperatur zu prüfen: und ein verständnisinniges
»n« bestätigt die Vermutung. Nun heifst’s (artilleristisch gesprochen)
»Umhängen!« Die Gewehre werden geladen, ein zweiter Patronenrahmen
kommt handgerecht in die Rocktasche, die Neger entkleiden
sich, soweit sie etwas anhaben, und verhüllen nur die Scham mit einem
Fetzen Zeug oder binden auch das Glied am Bauch hoch.
Vorsichtig auf der. Fäh rte , d. h. in der Gasse, die das Tier
gemacht, weiter pirschend, gelangen wir an einen Wassertümpel, der
offenbar noch ganz kürzlich bei einem Morgenbade benutzt wurde und
die hoch seitwärts abstehenden Aeste eines Baumes, woran der Elefant
mit seinem vom Schlammbad lehmigen Rücken gestreift, lassen auf
eine ganz beträchtliche Höhe des Tieres schliefsen. Nun aber horch!
Zur Linken, ganz nahe, das Knacken eines Astes und Rauschen von
Blättern. »Me smoke him« rau n t mir mein Junge hinter mir zu. Der
Neger besitzt eine sehr feine Nase, und der Elefant eine scharfe
Witterung. I c h rieche nichts. Deutlicher wird das Brechen und
Rauschen, zahlreiche Fliegen umsummen uns; behutsam, Schritt für
Schritt geht’s vorwärts; immer noch sehe und rieche ich nichts,
vernehme aber deutlich schwach grunzende Töne, offenbar Zeichen
des Wohlbehagens des Tieres. Dichtes Unterholz und Lianengewirr
hindern den Blick. Ich winde mich gerade ‘um einen mächtigen
Baumriesen herum — und nun gewahre ich, kaum zehn Schritte
vor mir,Jdurch die Laubmassen undeutlich schimmernd, eine grau-
liche, gewaltige Masse. Noch kann ich nicht unterscheiden, ob’s
vorn, hinten oder die Seite ist. Einen halben Schritt mich vorschiebend,
erkenne ich endlich Umrisse und Stellung. E r steht schräg
rückwärts zu mir, so dafs ich vorerst weder B la tt- noch Kopfschufs
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