schwerlichem Anstieg eine der Einzelkuppen erstiegen, auf welcher das
erste kleine Gebirgsdorf Banti liegt. Und nun wird das Gelände mit
jedem Schritte schroffer. Durch und über Wildwasser geht’s, bergab,
bergauf; nicht selten derart steil, dafs der über den Steinschutt im
ausgewaschenen Giefsbachbett, wo Block auf Block meterhoch getürmt
ist, mühsam Hinanklimmende über sich nichts sieht als die nach einem
festen Halt vorsichtig tastende Fufssohle seines Vordermannes. Der
Ausblick ist beschränkt; nur so viel erkennt man, dafs zwischen die
Waldriesen immer häufiger Oelpalmen sich einschieben. Nach fünfstündigem
Hinauf- und Hinunterklettern auf der kurzen Horizontal-
^ entfemung von etwa 10 km ist der eigentliche Fufs des Hochlandabfalles
erreicht; das Auge vermag das nicht festzustellen, man schliefst
es nur aus dem nunmehr steten Bergansteigen. Nach weiterem zweistündigem
Anstieg b e tritt man eine flache Rückfallkuppe von etwa
100 m Ausdehnung. „Wenn gerade eine frische Brise die stets in
diesen Thälern und Schluchten wallenden Nebelmassen auf kurze Zeit
in Fetzen auseinanderreifst, bietet sich hier in weiter Ausschau ein
prächtiges, wildschöiies Bild. Nach drei Seiten geht es hinab in die
Schlunde, aus denen das Bauschen und Brausen unsichtbarer Wasser
herauftönt, im Rücken steigt steil die Wand au fs neue in die Höhe,
nach Süden, Osten und Westen schweift der erstaunte Blick über ein
Palmenmeer; mit Oelpalmen, nicht mehr mit den n u r zu wohlbekannten
Urwaldbäumen sind Hänge, Thäler und Berge ringsum b e d e c k t «
(Tagebuch.) Der Aufstieg mufs noch zwei Stunden fortgesetzt werden;
ist man dann auf einem gratartigen, grasbewachsenen Rücken angelangt,
beginnen endlich die Böschungsverhältnisse sich zu mildern. Einzelne
Hütten, kleine Häusergruppen, von Bananen umgeben, werden da und
dort an den sanfteren Hängen, in Kesseln und Mulden, in welche
Formen die Schluchten und Thäler allmählich übergehen, sichtbar.
Nach fast einstündigem Weitermarsch ist Bamesson erreicht, das auf
einer Höhe von 1470 m gelegen ist. Von hier aus steigt das Gelände
Ostnordost immer noch stetig an, bis mit 1550 m östlich von
Bamesson der höchste Punkt des Südrandes der Hochlande erreicht
ist. Durch Gras und Farmen fü h rt der Weg, den seit Beginn des
steten Anstieges n u r zwei Wasserläufe mehr gekreuzt haben. Zehn
Stunden angestrengten Kletterns, elf Stunden Marsch sind nötig, um
die Strecke von der Nordgrenze des Waldlandes bis zu diesem Punkt
zurückzulegen: eine Entfernung von etwas über 20 km in der Luftlinie
gemessen.
Ich habe dieser Geländeschilderung meinen Ostweg zu Grunde
gelegt; die westliche Strecke zeigt ganz ähnliche Verhältnisse, nur
zieht sich der letzte, stetige Anstieg in Serpentinen bis Bamesson
und ist nicht unwesentlich sanfter geböscht als der beschriebene.
Nun die Hochlandgebiete betreten sind, ergiebt sich fü r das ganze
eigentliche Grasland ein einheitliches, gleichartiges Geländegepräge.
Vom Marschstandpunkt aus begrüfst der Forscher mit Freuden die im
Vergleich zum Waldland ungleich gröfsere Gangbarkeit des ganzen
Gebietes, den festen, harten Boden. Hier giebt es keine hemmenden
Flufsläufe, keine schwierigen Bodenerhebungen mehr. Weiche, wellige
Hügel, dazwischen Thäler und ausgedehnte flache Mulden sind die bezeichnende
Reliefgestaltung des eigentlichen Graslandes. E rst der Auf-
und Abstieg der Wadjoberge ist wieder steiler, und das Hinaufklettern
auf die Höhe nördlich von Bamungu weckt an manchen Stellen die
Erinnerung an die Bamessonhänge. Zahlreiche Wasser durchrieseln
das weite Gebiet. Den Ufern entlang ziehen sich teils kleinere Wald-
partieen, teils langgedehnte, schmale Raphiahaine. In raschem Lauf
eilen die Bäche zu Thal, stürzen sich oft fünf, zehn und noch mehr
Meter in schönen Fällen in’s nächste. Ab und zu tr itt an einer
schroffen Hügelwand rot schimmerndes Gestein zu Tage, gleich rötlichen
Bändern ziehen sich, nach den Grasbränden weithin sichtbar, im jungen
Grün die Wege durch das Land, oder wogendes Schilfmeer wiegt sich
im frischen Winde über den mafslosen Flächen.
b) O r o g r a p h i s c h e G e s t a l t u n g .
Der orographische Aufbau gestaltet sich demnach folgendermafsen:
Das eigentliche hügelige Hochland fä llt in e in em Steilhang ab. Riegela
rtig sind ihm Querthäler und -Rücken bald, bald einzeln sich erhebende
Berge in wirrem Durcheinander vorgelagert; mit um so
schrofferen Formen, je näher sie dem Fufse der Hochlandswand sind.
An der Nordgrenze des Waldlandes, am Babeflufs, zeigen sie allmählich
weichere Gestaltung und nehmen im letzten Teil des Waldlandes mehr
vorbergartigen Charakter an.
In Bezug auf R e lie f mufs dieses letzte Stück W aldland (vom ersten
Wasserlauf nördlich Sabi an) von diesem getrennt und hier mit hereingenommen
werden. Es ergiebt sich dann folgendes Höhendreieck (Abb. 36).
Daraus errechnet sich allerdings nur ein Böschungswinkel von etwa 3».
( Abb. 36.
(+ 1550m) n—^ 1300 m.
20
(+250x1
H u t t e r , Wa:
Südliang
u n d - A u s lä
u fe r des
H o c h la n d e s.