Gar manchmal h a t mich, den Tier- und Jagdfreund, das mächtig dann
gelockt, die Spur zu verfolgen, dem Tone nachzugehen, -7- aber mit
den ernsteren sachlichen Aufgaben hätte sich’s nicht vertragen, und so
zog ich weiter; nur einer Elefantenjagd habe ich hier und da nicht
widerstehen können.
Schliefslich sei noch auf die Kartenbeilage 2 und die dortigen
diesbezüglichen Bemerkungen über das Vorkommen einiger Tierarten
verwiesen, sowie daran erinnert, dafs aus naheliegenden Gründen die
Beschreibung der H a u s t i e r e in die beiden vorhergegangenen Abschnitte
(siehe S. 287 und S. 397) aufgenommen wurde.
Treten wir unsere Streifzüge an auf den uns bekannt gewordenen
Pfaden zu Wasser und zu Fufs von der Küste bis hinauf in die Hochlande.
Ich wäre fast versucht, gleich wie ich eine geographische und
ethnographische Dreiteilung des Nordgebietes von Kamerun — in R ic h tu
n g m e in e r M a rsch stra fse iS ^ jn a ch g ew ie s en habe, auch eine zoologische
aufzustellen; sie würde sich mit der geographischen decken.
Die Tierwelt im Küstengebiet.
Mühsam sucht sich das Boot durch das Gewirr von Krieks, die
dem eigentlichen Flufslauf des Mungo vorlagern, seinen Lauf. Einförmig
is t das Vegetationsbild; spärlich die Tierwelt. Vierfüfsler haben hier
keine Existenzmöglichkeit. Es verirrt sich n u r herein der in den
BtubüL Buschniederungen häufig vorkommende olivengrüne Bülbül (Andropadus
virens), mit seiner Farbe schwer unterscheidbar von den gleichfalls
graugrünen Blättern der Rhizophoren. Endlich biegt das Fahrzeug in
die eigentliche Wasserrinne des Stromes ein. In der undurchdring-
Affen und liehen Uferwildnis schreien Affenherden; und in Scharen, lau t lärmend,
papageien. ziehen hoch oben Graupapageien. Ab und zu h ö rt man einen mächtig
rauschenden langsamen Flügelschlag, man schaut auf, und über einen
NMhom- weg geht ein Nashornvogel (zur Familie der Bucerotidae gehörig) mit
mifstönendem Geschrei. Ein von mir erlegtes Exemplar hatte die
Gröfse unseres Bussards, schwarzes Gefieder mit Stahlglanz, die äufseren
Schwanzfedern weifs. Das Merkwürdige an dem Vogel ist der Hornauswuchs
an seinem Schnabel: da, wo letzterer am Kopf ansetzt, ein
homartiger stumpfer Vorsprung. Dieser Schmuck h a t ihm auch seinen
Namen eingetragen.
Hier und dort ist in die dichte, grüne Ufermauer ein Loch gerissen,
das Unterholz geknickt und eine tiefe Furche in die Lehmsteilwand
mefant. eingegraben. Da ist ein Elefant durchgebrochen, der seinen mächtigen
Körper in den Fluten erfrischt hat. Ich habe nicht selten derartige
Spuren dieses Dickhäuters am Ufer getroffen; ihn selbst habe ich nur
einmal bei seinem Bade erwischt. Es war meine letzte und kürzeste
Elefantenjagd; nach einer halben Stunde war ich im Besitze der
afrikanischen Trophäe einer erfolgreichen Jagd, des borstigen Schwanzendes.
Auf der gleichen F ah rt habe ich von einem Wassertier
wenigstens die Eier erbeutet. Ich hatte mein Lager nachts auf
einer kleinen sandigen Insel aufgeschlagen, und als ich bei Tagesgrauen
von meinem Feldbett mich erhob, sah ich wenige Schritte vor
mir gerade noch Rücken und Schwanz eines Alligators ins Wasser Alligator,
gleiten. Die nachgeschickte Kugel kam zu spät. Seine Anwesenheit
auf der Sandbank in der Nacht konnte nur durch Brutgeschäft erklärt
werden, und nach kurzem Suchen fanden meine Jungen auch ein Nest
Eier, lose mit Sand überschüttet. Sie hatten die Gröfse von Enteneiern,
graugrüne Farbe mit dunklen Tupfen. Ich kochte mir ein paar
zur Bereicherung meines Frühstückstisches; sie schmeckten fast wie
Hühnereier, nur ist der Dotter zäher und zieht lange Fäden.
Flufspferde habe ich im Mungo nicht angetroffen. Murspferd
Die Tierwelt im Waldland.
Die Stromfahrt ist zu Ende; zu Fufs geht es fortan weiter in den
Urwald hinein.
Zu beiden Seiten des Pfades finden sich zahlreiche, aus Erde
zusammengefügte Ameisenbauten, oft von zierlichster Form, freistehend
oder an Baumstämme angeklebt, die einzigen Spuren tierischen
Lebens, welche das Auge anfangs ,zu entdecken vermag. Daneben aber
gellen einem die Ohren von dem andauernden, schrillen Gezirp der
Cikaden, welche bei der herrschenden Dämmerung den ganzen Tag citaden,
über ihre nichts weniger als angenehme Musik ertönen lassen. All- tJiS™
mählich tauchen die Bewohner auf: hier finden wir die abenteuerlich
geformten Gespensterheuschrecken, welche bald einen dürren
Zweig täuschend nachahmen, bald einem Blatt ähnlich sehen; nahe
einem Wasserlauf, namentlich wenn der Wald zugleich etwas lichter
wird, schwärmen prächtig rotgefärbte oder blauschillernde Libellen
sowie Schmetterlinge, schlicht kardinalrote, gelb und schwarz gezeichnete
und weithin leuchtende riesige Exemplare. Die Zahl der
Ameisen ist Legion. Und wehe dem Wanderer, den sie überfallen. Ameisen.
Wie schlimm sie mir auf dem Marsch und der Station mitgespielt,
habe ich bereits erzählt. Nicht minder zahlreich und auch nicht
minder lästig sind die winzig kleinen Fliegen; Sandfliegen nannten Miegen und
wir sie. „Man kann sich der kleinen, fast unsichtbaren Bestien g a r SandflöhB