in den Dickungen oder verschwinden spurlos in dem dichten Pflanzengewirr.
Sucht man nicht als Jäger das sich bergende, verziehende
Wild auf, sei es ein Elefant, eine Schlange, ein Leopard, so kann man
in dem doch ziemlich wildreichen Nordkamerun z. B. monatelang durch
Busch und Gras marschieren, ohne viel mehr als die Fährten der seihst
unsichtbaren Tiere zu Gesicht zu bekommen.
Die einzige, aber grofse und ständige S o rg e des Reisenden in
kätenTfi der Wildnis ist die Überwindung der S c h w ie r ig k e ite n und Hemm-
Gefahren. n j gs6) (Jie Natur und Menschen ihm entgegensetzen; die einzige, aber
schlimmste und fast unerträgliche P la g e ist die seitens der n i e d e r s
te n und k l e in s t e n V e r t r e t e r d e r T ie rw e lt; die einzige, aber allgegenwärtige
und so oft todbringende G e fa h r ist das K lim a und
sein Gefolge: K r a n k h e it und H ü lf lo s ig k e it.
Nicht zum letzten tr itt all das an den Forscher h e ran , der es
unternimmt, in jener Ecke des Golfes von Guinea, in dem Kamerun
liegt, ins Innere einzudringen. Ein Blick auf eine wahrheitsgetreue
Karte Kameruns, die noch bedenklich viele und grofse weifse Flecke
zeigt, ist dafür Beweis.
Hiermit bringe ich das vorstehend Gesagte mit einem bestimmten
Teil des dunkeln Kontinents in Verbindung. Das führt mich zur Angabe
eines weiteren Grundes, warum so vielfach unrichtige Vorstellungen
gerade über Afrika bestehen; und in diesem Punkte ist der
Deser oder Hörer der allein Schuldige. Beobachtungen, welche für ein
Verhältnisse, gewisses Gebiet, für einen bestimmten geographischen Abschnitt des
Landes vollkommen zutreffend sind, werden mit der gröfsten Gemütsruhe
einfach auch auf ganz andere Gegenden Afrikas übertragen oder
ausgedehnt, für welche sie dann natürlich nicht stimmen. Man ver-
gifst allzu oft' die gewaltige Längen- und Breitenausdehnung, welche
dieser Erdteil hat, dafs er sich 35 Grade in die nördliche und ebenso
viel in die südliche Halbkugel erstreckt, dafs er fast 20 Grad nach
Westen, 50 Grad nach Osten (von Greenwich) sich auf der Erde
lagert. Man begeht dann den gleichen Fehler, als wenn man
geographische, ethnographische u. s. w. Verhältnisse, wie sie z. B. für
Spanien gegeben sind, einfach auch für Norwegen als zutreffend bezeichnen
wollte; liegen ja doch diese Länder auch in einem und demselben
Erdteil. jBggH
In einfachen, aber schwerwiegenden Worten h a t Nachtigal die
Anforderungen zusammengefafst, die an den M e n s c h e n im F o r s c h e r
gestellt werden; damit aber auch zugleich Winke gegeben, wie sie
Anforderungen und Torschulung. 71
erfüllt werden können und sollen. Diese persönlich menschlichen
Aufgaben, wenn ich sie so nennen will, gelten für jeden, er mag E n tdeckungsreisender
oder Schutztruppenoffizier, Fachmann oder Laie sein.
Anders ist es natürlich mit den s a c h lic h e n Aufgaben, die sich sachliche
aus dem Zweck der Reise, der Expedition, der Vorbildung des Ein-
zelnen u. s. w., u. s. w. ergeben.
Doch auch auf diesem Gebiete findet sich immerhin eine gewisse
Gemeinsamkeit allgemeiner Anforderungen anJjeden. Gerade in einem
Lande, dessen Erschliefsung in wissenschaftlicher Beziehung noch auf
einer so geringen Höhe steht, wie dies im äquatorialen Afrika und
d a wieder ganz besonders in seinem westlichen Teile der Fall ist, h a t
j e d e r Hinausgehende die Pflicht, das Seinige zur Förderung' der
Kenntnis des dunkeln Erdteiles beizutragen. Lösung s a c h l i c h e r
w is s e n s c h a f t lic h e r So n d e rau fg ab en bleibt ganz und voll dem
Fachmanne Vorbehalten; aber auch der Laie auf streng wissenschaft-
Uchen Gebieten, Offizier oder Missionar, Beamter oder Kaufmann,
ist nicht nur imstande, sondern sogar verpflichtet, an der Erforschung
und Erschliefsung nach Kräften mitzuwirken.
Ich z. B. habe mich gleich in diesem Falle befunden. Als Offizier,
also ohne streng fachwissenschaftliche Vorkenntnisse hinausgegangen,
habe ich wenigstens v e r s u c h t, das Meinige zur Förderung der Kenntnis’
der von mir durchwanderten Gebiete beizutragen. In diesem Sinne
habe ich mich auch entschlossen, dieses Buch zu schreiben, und in
diesem Sinne will es gelesen und beurteilt werden.
Je gröfser und schwieriger die Anforderungen, die überwunden,
je vielgestaltiger und umfangreicher die Aufgaben sind, die gelöst
werden sollen, desto sorgfältigere Vorbereitungen und Vorschulung
verlangt jegliches Unternehmen. Das gilt nicht zum letzten für den
Entschlufs, im Dienste des Vaterlandes, der Wissenschaft hinauszuziehen
in die fernen, ganz oder gröfstenteils unerforschten westafrikanischen ■
Tropenländer zu jahrelanger Thätigkeit.
Körper und Geist fordern eingehendste Prüfung und Schulung.
Die körperliche Vorbereitung besteht in erster Linie in genauester Körpern,*,
ärztlicher Untersuchung; ein vollkommen gesunder, kräftiger Körper t a ^ rei"
ist Grundbedingung. Ganz aufserordentliche Anforderungen stellt das
Leben in der Wildnis an den Magen und an die Nerven. Dann setze
man seinen Körper in jeder Beziehung in normalen Zustand. Vernachlässigungen
an den Zähnen, den Augen rächen sich, da man später