Nachdem die Sperre der volkreichen, kriegerischen Grenzvölker
überwunden war, gestaltete sich der weitere Verlauf depJEieise wesentlich
leichter.
Am 28. Mai, über Takum marschierend, zog Zintgraff in Donga
riegair“ an ein. Dieser Tag ist für die Erforschung Adamauas denkwürdig, denn
hiermit war der Anschlufs an Flegels Reisen gewonnen. „Mit Wehmut
gedachte ich“, schreibt Zintgraff, „des so früh dahingeschiedenen
Forschers, der einst von Norden ausgehend demselben Ziel zugestrebt
hatte, das ich als erster Europäer von Süden kommend nunmehr
glücklich erreicht hatte!“ Damit h a t Zintgraff die ihm gestellte
geographische Aufgabe, A d am a u a vom G o lf von G u in e a a u s zu
e r s c h lie f s e n , gelöst.
Am 6. Ju n i, mittags, stand die Expedition am Ufer des Benue
bei Ibi, einer Handelsstation der Royal-Niger-Company, nachdem sie bis
Okari den Flegelschen Reiseweg benutzt hatte. Von hier ging der
Marsch, in Bantadji des gleichen Forschers einstige Strafse kreuzend,
nach Bakundi am Tarabba und von d a , wieder mit Flegels Weg zusammenfallend,
nach Gaschka (wie Flegel, Gäschaka, wie Zintgraff
den Namen schreibt).
Hatte bisher seine Reise vom E in tritt in das eigentliche Adamaua
an vorwiegend nur geographische Bedeutung H- denn bislang h a t er
sich in der englischen Interessensphäre bewegt -jj§j so beabsichtigte er,
nunmehr in Deutsch - Adamaua angelangt, aufser Fortsetzung der
geographischen Erschließung auch kolonialpolitische und | wirtschaftliche
Ziele zu verfolgen. Das war ja gleichfalls einst einer der Aufträge
gewesen, mit denen Flegel zum drittenmal nach Adamaua
gegangen war. Seine weitere Absicht war demzufolge, jene Gebiete zu
erreichen, in denen die handeltreibenden Haussa die Rohprodukte,
namentlich Elfenbein und Gummi, an der Quelle einkaufen. Es sind
das die im Bogen um die Sultanatsitze Gaschka, Banyo, Tibati und
Ngaundere liegenden Landschaften.
Alle diese genannten Sultanate und Landschaften stehen in einem,
wenn auch lockeren Abhängigkeitsverhältnisse vom Sultan von Jpla.
Dank den mit England getroffenen Übereinkommen liegt Jo la in der
englischen, die mehrerwähnten Gebiete in der deutschen Interessensphäre.
Der Sultan von Gaschka erklärte Zintgraff höflich, aber
bestimmt, dafs er ihn ohne Erlaubnis seines Oberherrn in Jola nicht
nach Banyo reisen lassen dürfe. Kurz entschlossen tr a t Zintgraff
von Gaschka den Marsch nach Jola an, sich diese Erlaubnis selbst zu
holen. Über Doho , Kontscha, Laro, teils auf der Flegelschen Strafse,
teils auf neuen Wegen kam er am 29. Juli dort an. Zwei Tage Aufentha
lt in der e n g li s c h e n Hauptstadt Deu tsch -Ad am au a s genügten, ihn
erkennen zu lassen, dafs er un ter keinen Umständen die Erlaubnis
erhalten würde, nach Banyo zu gehen. Gleich wie Flegel, so scheiterte
auch sein Nachfolger mit der kolonialpolitischen Aufgabe in Adamaua
nicht am Widerstande der Eingeborenen, sondern an dem der Engländer.
Am 15. August ritt Zintgraff unverrichteter Dinge in Gaschka
wieder ein. Auf einem neuen Wege tr a t er die Rückkehr nach der
Station Baliburg an.
Baliburg sollte zum Mittelpunkt für die künftige Verwaltung dieser Aufgaben
. ' der Station Gegenden, des eigentlichen Nordhinterlandes von Kamerun, gemacht Baiiburg,
werden, zugleich Stützpunkt und Ausgangspunkt für alle wirtschaftlichen
und wissenschaftlichen Unternehmungen jeglicher Art gegen
den Benuö zu — und darüber hinaus.
Das Auswärtige Amt tr a t den Vorschlägen des Forschers bei
und warf Mittel aus zur Ausführung einer neuen Expedition un ter mso/ss.
Führung Dr. Zintgraffs.
Am 1. September 1890 schiffte sich Zintgraff, der persönlich Berich
t erstattet h a tte , wieder nach Kamerun ein. An Stelle des am
23. April gleichen Jahres in Lagos am Fieber gestorbenen Leutnants
Zeuner begleitete den Führer Leutnant von Spangenberg. An Trägern
wurden 375 Mann angeworben.
Am 9. Dezember 1890 tr a f die ganze Expedition auf Baliburg ein.
Die Anbahnung der neuen von Zintgraff beabsichtigten Zustände
ging anfangs in jeder Beziehung nach Wunsch, als mit einem Male
ein Ereignis über die junge Unternehmung hereinbrach, das alle errungenen
Vorteile über den Haufen warf, ja den ganzen Bestand
der Station in Frage stellte.
Zur Anknüpfung von Beziehungen sandte Zintgraff zwei seiner
Leute nach Bafut. Da kam am 28. Dezember die Nachricht, der
Bafuthäuptling habe diese beiden Boten getötet und der von Bandeng
sei mit ihm im Einverständnis. Es war dasselbe Bafut, das sich schon
beim erstmaligen Betreten durch Dr. Zintgraff bei seinem Vorstofs.
nach Norden diesem feindlich gesinnt gezeigt hatte. Das forderte
Sühne, schon zur Wahrung des Ansehens des Weifsen. Zuerst versuchte
Zintgraff eine solche auf friedlichem Wege zu erreichen durch
Vereinbarung eines zu zahlenden Wehrgeldes. Diesen Versuch fafsten
Bafut und Bandeng, die sich unterdessen offen als Bundesgenossen
erklärt h a tten , als Zeichen von Furcht auf. Also blieb nichts übrig
als die ultima ratio.: Krieg. Die Bali machten diese-Verwickelung, die