Das Waldland.
Nun zu den einzelnen Gebieten; und zwar gleich zur zweiten geographischen
Stufe: dem W a ld la n d m it s e in e r B e v ö lk e ru n g .
Auf das Küstengebiet einzugehen, liegt aufser dem Rahmen meines
Buches. Es ist auch schon von verschiedenen .Seiten eingehend geschildert,
und so ziemlich allgemein bekannt. Ich möchte fast sagen,
zu bekannt! Ich habe gefunden, dafs der beliebte Fehler, von einem
Stück Afrika auf ein anderes frischweg alles zu übertragen, gerade
betreffs Kamerun recht oft gemacht und so ein g an z . falsches Bild
von dem von der Küste so ziemlich in jeder Hinsicht verschiedenen
weiteren Hinterland geschaffen wird.
I . Das Gelände,
a) A llg em e in e G e s ta ltu n g .
In dem Aufbau des Nordgebietes bildet das Waldland die zweite
Stufe. In einer durchschnittlichen Höhenlage von 300 m erstreckt es
sich rund 200 km tief gegen Norden. Der südliche Beginn desselben
scheidet sich naturgemäfs nicht in der gleich schroffen Weise von dem
Küstenstrich ab, wie es im Norden seine jähe Grenze an den steilen
Wänden des Hochlandes findet.
Immerhin tr it t gleich hinter Mundame (abgesehen von der beginnenden
anderen Bodenbeschaffenheit und dem teilweise anders
gearteten Waldcharakter) die dieser Stufe eigene Reliefgestaltung zu
Tage. Auf der Strecke Mundame*-Mukonye, d. i. auf 7 km Horizontal-
entfemung, beträgt der Höhenunterschied 130 m. Von Mukonye bis
Dieka, also auf einer Länge von etwa 50 km, schwanken die Höhenverhältnisse
zwischen 240 m und 300 m, mit Zwischenerhebungen bis zu 340 m
(Mambanda), 320 m (Barombistation): diese Strecke kann als eben bezeichnet
werden. Oestlich davon, höchstens 2 bis 4 km von derMarsch-
strafse entfernt, und mit ih r annähernd gleichlaufend, mufs ein von Nord
zu Süd ziehendes Thal, wenn auch nur wenig niedriger, gelegen sein,
in dem der Mungo nach Süden fiiefst. Hoch- und Buschwald deckt
den meist festen, sandigen Boden. Es folgt der Abstieg in das 2 bis
3 km breite Niederungsthal des Mungo. Nun beginnt das Hügelland
von Batom in einer nördlichen Ausdehnung von etwa 30 km, bis über
Konfi hinaus: eine Nord-Süd Völker- und Wasserscheide zugleich.
Diese etwas lichtere und stellenweise freieren Ausblick bietende Hügellandschaft
geht, noch einzelne Ausläufer nach Norden aussendend, über
in ein nunmehr sich nordnordöstlich anschliefsendes zweites, fast ebenes
Gebiet von einer ungefähren Länge von 40 km in Richtung der Marsch-
strafse, bis Nguti reichend. Die steil geböschten, schluchtartigen Ufer
zweier breiter Wasserläufe, desMbia undSaro, kennzeichnen den Anfang
eines zweiten Hügellandes, welches mit dem jä h abfallenden westlichen
Ufer des Fi endigt. Seine Ausdehnung in Nordost Richtung
beträgt an 30 km; ich halte dieses im Banyangland gelegene oder vielmehr
einen Teil seiner westlichen Grenze bildende Hügelgebiet für eine
Nordwest-Südost Völkerscheide. Mit dem östlichen Ufer des Fi, an
20m niedriger als das westliche, beginnt wiederum ein langer und
breiter, grofsenteils wohlangebauter Streifen ebenen Landes, das von
zahlreichen Wasserläufen mit morastigen Ufern durchzogen ist und,
in der geringen Höhe von 150 bis 200 m, den Charakter einer Niederung
in einem weiten Thale trägt. Es reicht bis zum ersten Flufs
nordöstlich von Sabi, ist also etwas über 50 km lang.
Jenseits dieses Wassers ändert sich das Landschaftshild wesentlich.
Querthäler durchfurchen das Gelände, in ihnen rauschen Gebirgsbäche
in reifsender Strömung nach Westen zu Thal; Geröll und Stein
bilden den Boden, auf dem Stamm an Stamm die Hochwaldriesen sich
in die Lüfte strecken. Bergauf, bergab, im ganzen aber scharf steigend
führt der Weg an fast 10 km. Mächtiges fernes Rauschen kündet ein
Wildwasser an von noch gröfserer Stärke als die zahlreichen, bisher
durchschrittenen. Scharf geht es hoch in einer Mure und auf einer
Meereshöhe von etwa 600 m braust ein gut 15 m breiter Gebirgsstrom
über Felsengeröll und mächtiges Gestein nach Westsüdwest, stromaufwärts
in 30 bis 40 m hohen Fällen herunterdonnernd: der Babe,
die Nordgrenze des Waldlandes.
Es ergiebt sich aus dieser allgemeinen Geländeschilderung
— natürlich im m e r in d e r R ic h tu n g m e in e r M a r s c h s t r a f s e ^ f c
folgende orographische Gliederung des Waldlandes.
• b) O ro g r a p h is c h e G e s ta ltu n g .
Nach einer etwa 60 km langen Strecke, die§|§- auf durchschnittlich
270 m Meereshöhe gelegen — als ebenes Land angesprochen werden
kann, erhebt sich ein Hügelgebiet mit Höhen bis zu 500 und 600 m
bei einer Horizontalausdehnung von ungefähr 30 km. Dann folgt ein
zweites ebenes Stück Land, an 40 km lang, in fast gleicher Höhenlage
wie das erste; diesem eine zweite Hügellandschaft mit ebenfalls gleichen