Fluten hinunterstürzte. Dann war das Geschrei ob des Verlustes erst
recht grofs.
Hunde waren häufige und sehr begehrte Ware. Die Ba n y a n g sind
gröfse Liebhaber von Hundefleisch und fü r einen fetten Hund ward
der gleiche Preis bezahlt, wie für eine Ziege.
Der Gummi, in der in Abschnitt II, S. 58 beschriebenen Form
zu Markt gebracht, kann hier noch zum innern Betrieb gerechnet
werden, zum Handelsgegenstand selbst allerdings durch europäische
Nachfrage gemacht. Entweder kaufen ihn die westlich gelegenen
Nachbarstämme, um ihn ihrerseits wieder an die nicht sehr entfernt
liegenden englischen Faktoreien am Mbia-(Kalabar-) Unterlauf abzugeben,
oder er sickert nach Mundame und der Kamerunküste durch
die Mabum-, Batom- und Bakunduzwischenhändler. Es ist vielleicht
nicht uninteressant, die Preisunterschiede auf letztgenanntem Handelsweg
kennen zu lernen: im Banyangl and kostete ein Stück Gummi
drei bis vier kleine, weifse Porzellanhemdknöpfchen, im Mabumland
bekam man sechs Stück fü r einen Faden Zeug, in Ba tom drei Stück,
und in Mundame (also in Ba k u n d u ) eines!
i) W e g e a n l a g e n .
Trotz dieses lebhaften Handelsverkehrs sind die Wege und Brücken
im Waldland zum weitaus gröfsten Teil unbeschreiblich'schlecht. Ich
verweise auf meine diesbezüglichen Schilderungen in Abschnitt III.
Der Grund ist hauptsächlich in dem Mangel an Gemeinsinn und
stumpfer Gleichgültigkeit zu suchen (dank welcher negativen Eigenschaften
übrigens z. B. auch die reinen Ortsverbindungs- und Feldwege
in unserer lieben Heimat, die nicht der Aufsicht staatlicher Organe
unterstehen, sich eben nicht selten in einer mehr als zweifelhaften
Verfassung befinden).
Angenehm sich von diesem allgemeinen, landesüblichen Zustande
abhebend, müssen auch hier wieder Ba n y a n g (und Nord-Mabum)
genannt werden, wo die Wege ja allerdings noch weit entfernt sind,
die Bezeichnung „gut“ zu verdienen, aber doch wesentlich besser
gepflegt werden als im übrigen Waldland. Der Unterschied war
immerhin so, dafs ich bei Niederlegung meiner Marschstrecke auf der
Karte im Banyangland die Wegstunde zu 5 km s ta tt wie in den ändern
Gebieten zu 4,5 km annehmen durfte.
k) A n s i e d e l u n g e n .
Die Stätten des Gemeinwesens, Dorf und Einzelbehausung, sind
in ihrer Anlage die auch beim flüchtigsten Durchwandern mehrerer
Volksgebiete am meisten in die Augen fallenden Merkmale von Stammverwandtschaft
bezw. -Verschiedenheit.
Die Ansiedelungen im westafrikanischen Urwald, wozu natürlich
auch die Pflanzungen, die Farmen gerechnet werden müssen, sind so
recht deutlich der Gegenbeweis gegen die gedankenlose Mär von der
Faulheit der Neger; sie widerlegen aufs gründlichste die Redensart,
dafs in den Tropen den Leuten Alles einfach in den Mund wächst.
Die Ansiedler mufsten und müssen schwer arbeiten. Ich erinnere an
meine Schilderung im vorigen Abschnitt von dem Bau und der Anlage
einer Waldlandstation: das h a t Mühe und Arbeit, -angestrengte Arbeit
gekostet, und bietet im Vergleich zu einer ganzen Ortschaft, wenn sie
auch blofs aus einigen 20, 30 Hütten besteht, n u r ein Bild im Kleinen.
Dabei darf man nicht vergessen, dafs wir mit ganz anderen Werkzeugen
arbeiteten als solche dem Eingeborenen zur Verfügung stehen, der
auf seine primitiven kleinen Aexte, ähnlich denen im Grasland (siehe
Abb. 57, S. 372), und schlecht geschmiedeten Messer angewiesen ist.
Aber trotz der mit Rodung und Bau verbundenen mühevollen Anlage Hwüfi ° ° d e r Ortvon
Dörfern findet im Waldland geradezu häufige Verlegung derselben soi“tten-
statt. Die Veranlassung hierzu sind wohl vielfach kriegerische Verwickelungen,
aber durchaus nicht immer und überall. Der Boden h a t
sich nicht so ertragsfähig gezeigt, wie man gehofft, Elefanten treten
als Landplage auf und zertrampeln die Farmen, ein grofses Sterben
h a t stattgefunden: alles das sind Gründe, die die Bevölkerung eines,
ja einer ganzen Reihe von Dörfern bewegen, sich anderswo anzusiedeln.
Auch abergläubische Vorstellungen, meist infolge unaufgeklärt gebliebener
epidemischer Krankheiten, sind eben nicht seltene Beweggründe.
So erscheint, macht man den gleichen Weg nach einem
halben J a h r z. B. wieder, dieselbe Gegend, wo vordem Dorf an Dorf
sich reihte, verödet, und verwüstet. Ein paar Kilometer seitlich haust
aber ganz vergnügt der nämliche Gau weiter. Zur Anlage der Dörfer Lage der
. | # O rtsc h a fte i
und Farmen werden im ganzen Waldland bis Sabi mit Vorliebe die
Kessel, Thäler oder Mulden gewählt. Ich fand n u r einige wenige, so
Kombone, Tinto und Fomum auf bezw. an Hängen angelegt. Gröfserer
Schutz gegen die Tornadostürme, gröfsere Fruchtbarkeit und günstigere
Bewässerungsverhältnisse dürften die Hauptgründe dafür sein. Dann
wird es kein Dorf geben, das nicht fü r Kriegszeiten sich wohlgeborgene verstecke.
Verstecke im Busch mehr, weniger nahe dem Orte, geschaffen hat,
wohin nötigenfalls die wertvollste Habe, Weiber, Vieh und sonstige
Schätze gebracht werden.
Und nun zur Bauweise der einzelne Stämme.