Bis Mundame habe ich den Strom selbst benutzt; von hier aus ging
der Landmarsch verhältnismässig stets nahe des Oberlaufes, ihn in
seiner Dreiteilung mehrfach überschreitend.
Ich bezeichne den das Waldland durchströmenden Teil als Oberlauf
bis zu den nahe bei'Mundame' befindlichen Stromschnellen und
-fallen; von da ab bis zur Mündung in das Kamerun - Sammelbecken
als Unterlauf. Die Stromlänge des letzteren beträgt in gerader Linie
gemessen etwa 50 km, jene des Oberlaufes etwa 80 km.
Die allgemeine Stromrichtung is t Nord-Süd.
Von Mundame bis Ebulu is t der Oberlauf des Flusses en tschieden
auf e in Bett beschränkt. Die ihm auf der Strecke zwischen
Mundame und Ikiliwindi, au f welcher der Flufs wahrscheinlich etwas
nach Osten ausbiegt, zuströmenden Gewässer sind, wenn auch manche
von ganz ansehnlichen Breiten und Tiefen, offenbar n u r Nebenflüsse.
Auch die einstimmige Aussage der Eingeborenen bestätigt dies. Von
Ikiliwindi bis Ebulii fliefsen ihm n u r ein p a a r kleine Bäche zu; und
näh e rt sich Flufslauf und Marschstrafse so sehr, dafs, man fast auf
der ganzen Strecke sein Bauschen vernimmt, an manchen Stellen,
u n te r anderen an der Einmündung des Manga, seinen Wasserspiegel
sieht. Der Manga ist wohl der bedeutendste seiner westlichen Zuflüsse.
(Mir persönlich is t dieses tückische, reifsende Gewässer in recht
gu te r, schlimmer Erinnerung: es ist das Grab meines Marschkoffers.
Requiescat in pace; zusamt seinem Träger.)
Kurz südlich von Ebulu beginnt eine Zweiteilung des Oberlaufes.
1 km nördlich von Ebulu überschritt ich einen 25 m breiten Wasserlau
f mit stark er Strömung, der sich in dem Thal ein gut Stück weit
Nordnordwest mit den Blicken verfolgen liefs. Der mir genannte
Name „Munyo“ liefs mich ih n vorerst als den Mungo ansprechen.
Doch machte mich wieder stutzig die bestimmte Aussage, „dafs derselbe
nahe bei Ebulu in einen noch gröfseren Flufs, »Muanya«, sich
ergiefst; denselben, den wir bisher rechts vom Wege hätten fliefsen
hören“. Es währte nicht lange, so tr a f ich auf einen Nordwest-
Südost gehenden, kleineren Bach, „der auch in den Muanya ginge“.
Nun nahm der Weg zuerst östliche, dann nordnordöstliche Richtung,
und bald nachdem ich Nyambo passiert h ä tte , hörte ich nahe im
Osten wieder: starkes Wasser rauschen. „Muanya close“ (der Muanya
is t in der Nähe) übersetzte mir einer der Leute die Antwort auf
meine Frage an den Führer. Das Rauschen tönte fo rt, ein paar
nach Ost und Ostsüdost fliefsende Bäche wurden durchwatet, und von
Kombone zu Thal steigend tra f ich wieder auf einen an 20 m breiten,
voll daher fliefsenden Strom: „Das wäre d e r Munyo.“ Auch ihn
konnte der Blick eine Strecke weit thalaufwärts gegen Norden verfolgen.
Diese Beobachtungen, in Verbindung mit der Namensbezeichnung
der Eingeborenen lassen mich eine vorläufige Zweiteilung des Mungooberlaufes,
von Ebulu stromaufwärts, als unzweifelhaft annehmen.
Auf die Namengebung der Eingeborenen lege ich im allgemeinen
aus früher dargethanen Gründen für gewöhnlich keinen besonderen
Wert; ist sie günstigstenfalls richtig, . so erfreut sie sich einer
äufserst lokalen Beschränktheit Auch hier glaube ich in den Worten
„Munyo“ und „Muanya“ (letzteres vielleicht Verstümmelung des ersteren
oder umgekehrt) nicht die F lu fsn am e n erfahren zu haben, sondern
in ihnen vielmehr die Sammelbegriffe für eine gröfsere, fliefsende
Wassermasse sehen zu müssen. Aher eben der Umstand, dafs an
verschiedenen Stellen annähernd gleich starker Wasserläufe wir
werden es noch weiter stromaufwärts gleich wieder hören — die
gleichen Bezeichnungen genannt wurden, läfst mich, mit dem, was ich
mit eigenen Augen sah, zusammengehalten, zu dem vorstehend gezogenen
Schlufs kommen.
Weiter. Nach Erkletterung des Steilanstieges von Batom unter
manchem Schweifstropfen und manchem Ausgleiten höre ich wieder
das Rauschen nahe östlich des Weges tie f unten im Thale. Der Soeben
überschrittene Flufs konnte es so schnell nicht wieder sein; der flofs
in' dem Thal westlich des den Weg links begleitenden Höhenzuges.
Bis Dipundu III begleitete mich dieser Ton. Als Name wird mir
zuerst „Dibungu“, dann wieder „Munyo“ genannt. Halbwegs zwischen
Dipundu III und Kokobuma beginnt die Gegend lichter zu werden
und rechts vorwärts glitzerten sich rasch überstürzende Wellen, nach
Süden eilend: also wieder eine Verzweigung des Mungo, oder ein Neben-
flufs desselben. Auf meinen von Kokobuma aus nach Osten und
Westen behufs Wahl:eines Platzes für die anzulegende Zwischenstation
gemachten kurzen Streifen bin ich bei Babri sojvohl wie bei
Dikuini auf' ganz kleine, nach Süden fliefsende Quellbäche gestofsen.
Nach Norden senkte sich das Land, mit Ausnahme der Höhe kurz vor
mir. Auf . ih r tra f ich auch dementsprechend auf keinen Wasserlauf
mehr, der n u r annähernd südliche Richtung gehabt h ä tte .' So h a tte
ich wohl die Gewifsheit, in den beiden eben erwähnten Quellbächen
die des sogenannten Mungo gefunden zu haben.- Der bei Ebulu
fliefsende Mungo h a t zweifelsohne seinen Ursprung gleichfalls in den
südlichen Hängen der Batomhügel.