Baumwollbaum.
D e r Buschwald.
artiges Gepräge. Was aber den im ersten Moment nabeliegenden Vergleich
mit einem deutschen, hoch aufgeschossenen Nadelwald doch
wieder ganz und gar umwirft, ist der eben das Massige der Erscheinung
hervorbringende Pfeilerbau der Biesenstämme, sowie die seltsamen,
im Hochwald deutlich erkennbaren, gespenstischen Gebilde der
Lianenarten (darunter nicht zu vergessen die Landolphia, die Gummi-
liane).
Den Pfeilerbau bringt am kräftigsten zum Ausdruck der Baumwoll-
baum (Eriodendron anfractuosum). 3 bis 6 m über dem Boden treten
allmählich tafelähnliche Strebepfeiler wie Wände hervor, nach unten
weiter und weiter bis zu 3 und 4 m Entfernung vom eigentlichen
Stamm, ausstrahlend. Bald radial verlaufend, bald seltsam gekrümmt
und gewunden, bilden sie drei bis fü n f und mehr geräumige Naturgelasse.
Gar manches Biwak habe ich in ihnen mir behaglich eingerichtet. Er
ist überhaupt ein stolzer Baum von gigantischem .Wuchs. „Gerade aufstrebend“,
schildert ihn Nachtigal, „cylindrisch, mit mächtigen, fast
wagrecht liegenden und in mehreren Etagen angeordneten Asten, die
aber erst in bedeutender Höhe vom Boden beginnen, ■ fü h rt er seinen
Namen von seiner ungefähr 15 cm langen, spindelförmigen Frucht mit
graugelber, holziger und unebener Schale, welche sich hei der Reife
öffnet wie die Früchte der Baumwollstaude — Schote — und einen
kurzfaserigen, wolligen und seideglänzenden, weifs oder gelblich weifsen
In h a lt zeigt, dessen Weichheit der der Eiderdaunen nahezu gleich
kommt. Der Stamm trä g t auf seiner grauen Rinde kurze, breitbasige,
kegelförmige Stacheln, welche nach oben zu verschwinden. Der Inhalt
der Früchte wird in den Haussastaaten zur Polsterung der Kissen und
Sättel u. s. w. verwendet, auch zur Füllung der Wattepanzer.“
Aüfser diesem typischen Hochwaldbaum, einigen mahagoniholzartigen
Stämmen von schönem, schlankem Wuchs, sowie verschiedenen
Gelb- und Rotholzarten (und der oben genannten Landolphia) vermag
ich keinen der so verschiedenartigen Hochwaldstämme mit nur halbwegs
wissenschaftlichem Namen anzusprechen.
Das ist ja auch eine weitere Verschiedenheit unserer, Waldungen
und der Urwälder Nord-Kameruns, dafs diese nicht wie erstere aus
einer oder doch n u r aus einigen, wenigen Holzarten bestehen, sondern
aus einem reichen Gemisch der verschiedensten Baumarten.
Vom B u s c h w a ld ein n u r annähernd erschöpfendes Bild zu
geben, ist schwer. Fangen wir unten am Boden an mit dem dichten,
unentwirrbaren Unterholz. Die Hauptmasse sind immergrüne, förmlich
ineinander verwachsene rankenartige Gewächse bis zu 3, 4 m
Höhe, dann niedere Farne, zwischenhinein Baumfarne bis zu 5 und
6 m hoch. Erdorchideen schiefsen dazwischen empor, und hochstaudige
Scitamineen bilden undurchdringliche Dickichte. Gräser sowie Moose
habe ich im Buschwald fast nie beobachtet, nicht selten dagegen oft
dichte Strecken der mir von den Blumentischen in der Heimat h e r
wohlbekannten Canna indica. Darüber erheben sich die eigentlichen
Bäume dés Buschwaldes. Die verschiedenartigsten Schlinggewächse,
darunter auch wieder zahlreich die Landolphia, klettern zu ihnen hinauf,
hinunter und schaukeln sich in Bögen bald, bald sind sie straff
g e sp an n t. wie eine Saite.
Die Bäume müssèn sich,
kräftig dieses Gewirr durchbrechend
, in die Höhe
arbeiten, und schliefsen
dann 20 und mehr Meter
hoch oben ihre Laubkronen
dicht aneinander: der
Buschwald ist fërtig.
Akazienarten 'mögen
wohl zum grofsen Teil die
Waldbäume des Buschwaldes
sein; auch einzelne
Abb. 10.
Affenbrotbäume sah .ich
über das Niederzeug ihr
vielgestaltiges Astgerüst
aushreiten, doch nur da,
wo andere Laubbäume fast
fehlten ; ih r Reich ist die
offene, : lichtere Gegend, dort werden wir sie häufiger treffen. Bäume
mit walzenartigem Stamme und hochgegabelten Aesten, desgleichen
solche mit Pfeilerbildung habe ich im Buschwald seltener gesehen;
verhältnismäfsig nieder über dem Boden — im Vergleich zum Hochwald
— beginnt bereits die Verästung der oft knorrigen,, unregelmäfsig
geformten Stämme.
Einen eigenartigen Baum (Abb. 10) habe ich im Buschwald am Ufer
des Mi-Yimbiflusses Anfang Ju li 1892 (Mitte der Regenzeit) gefunden.
Ich setze Zeichnung und Beschreibung aus meinem Tagebuch hierher:
„Am Ufer steht ein Baüm mit seltsamgeformter Lauhhildung, wenn
diese Bezeichnung in diesem Fall gestattet ist; Stamm ist g latt; keine
Akazie (im Laiensinne), keine Fächerpalme; Blätter wie s e h r lange