Rauch, Schieisen u. s. w. suchten die Bah sie am Niederlassen zu verhindern,
leider größtenteils vergeblich. Das Tier gleicht an Gröfse
und Gestalt vollkommen unserer grofsen, grünen Heuschrecke, nur die
Farbe ist verschieden: die Wanderheuschrecke ist braun.
Meine Beobachtungen über Tiere mit Nachtleben beschränken sich
SSST auf die Feststellung des Vorkommens von Fledermäusen , die den
unsrigen vollkommen gleichen (mit Laienaugen betrachtet). Doch
behaupten die Bali, es gäbe auch viel gröfsere Flattertiere, die die
Bananentrauben tüchtig plünderten: das wären also fruchtfressende
S S f Fledermäuse, vielleicht fliegende Hunde?
Die Familie der Eidechsen ist im Grasland vertreten durch weit
schlichter gezeichnete Angehörige: s ta tt der farbenprächtigen Agamas
cSäieon. findet man den braunen Gecko. Häufig ist auch das Chamäleon. Ein
P a a r h a t wochenlang in meiner Hütte auf der Station Baliburg sich
einquartiert. Ich kann mir eine Beschreibung dieser netten Tierchen
mit ihren ungeheuer bedächtigen Bewegungen, ihrer Fähigkeit, die
Hautfarbe der jeweiligen Umgebung anzupassen, und ihrer cholerischen
Anlage ersparen, sind sie doch sehr bekannt bei uns. Gerade die
zweitgenannte Eigenschaft hatte ich an meinen Hausgenossen genau
und oft zu beobachten Gelegenheit genug.
Schlangen. Von Schlangen sah ich hier oben zwei Arten. Häufig war eine
verhältnismäfsig kleine, höchstens 1 m lange, graugrünliche, dicke
Schlange, die namentlich zur Zeit der Grasbrände sich zeigte, wo sie
vor dem Feuer weichend, freie Plätze, so auch den der Station, aufsuchte.
Wir ertappten sie nicht selten in den Häusern; einmal fand
ich ein Exemplar sogar in meinem mit trockenen Bananenblättern
aufgefüllten Strohsack. Giftig mufste sie offenbar sein; denn diese
Tiere haben uns zwei Ziegen und unseren ganzen Entenreichtum, den
wir mühsam zur Einführung dieser Wasservögel im Grasland mit
hinaufgeschleppt h a tten , in ein paar Wochen totgebissen. Und zwar
war der Bifs in kürzester Zeit tötlich. Die Ente, soeben noch ganz
munter, watschelte ins Gras; ein Angstgequak, und taumelnd kam sie
wieder heraus, dann noch ein paar Schritte, und unter Lähmungserschein
ungen tr a t der Tod ein. Am Körper sah man keine andere
Verletzung, als zwei kleine blutunterlaufene, nadelstichgrofse Pünktchen.
— Die andere A rt, die ich nur einmal zu Gesicht bekam, war
sicher eine Rhinocerosschlange. Ich hatte sie auf einem Stein an
einem Bach überrascht, wo sie sich sonnte. Sie züngelte nur mit dem
Kopf gegen mich, der ich respektvollst auf Speerlänge Halt gemacht,
und auch als ich sie mit dem Speer anstiefs, blies sie nur ihren Hals
auf und sehofs mit Kopf und weit aufgesperrtem Maule vor und
zurück.
Ich. mache gleich einen tüchtigen Sprung: vom kriechenden
Gewürm zum edelsten und gewaltigsten Bewohner der Savanne wie
des Urwaldes, dem Elefanten; zum häufigsten zugleich, durfte man Elefant.
1892 noch sagen. Im Waldland war (wie berichtet) dieser mächtige
Dickhäuter, stellenweise geradezu eine Landplage, zerstörte ganze
Pflanzungen der Neger und zwang sie, ihre Dörfer und Farmen zu
verlegen. Amulette, Fetische an Bastschnüren .aufgehängt und im
Winde flatternd, schreckten ihn nicht sonderlich ah. E r entwickelt
also einen entschieden minder religiösen Sinn als sein Verwandter am
Weifsen und Blauen Nil, wo ein Scheich Brehm einst versicherte, „es
hülfe, wenn er zur Zeit der Ern te an Stangen Schutzbriefe und Koransprüche
aufhänge. Diese genügen“, sagte e r, „den gerechten Tieren;
denn sie achten das Wort des Propheten und fürchten die Strafe der
Gotteslästerer.“ Da ist der Westafrikaner bereits bedeutend aufgeklärter.
Von den in der Heimat in zoologischen Gärten u. s. w. gesehenen
darf man keinen Rückschlufs auf das Tier in der Freiheit machen,
wenigstens nicht auf den afrikanischen Elefanten. Der indische Elefant
— denn dieser ist es fast ausnahmslos, den wir zu Hause zu sehen
bekommen — sieht gutmütiger aus als sein afrikanischer Vetter, dazu
hat er weit kleinere Ohren und Zähne. Anders der Afrikaner: 10 bis
12 Fufs hoch, niedrige, flache Stirn, seitwärts davon ungeheuere Ohren,
die die Schulterblätter fast verdecken, mächtige Stofszähne, entweder
geschwungen wie ein Sarazenensäbel oder fast gerade neben dem
Rüssel .weit vorragend: so. zeigt er sich in der Wildnis, in der
Freiheit. .Es war mir stets ein überwältigender Anblick, einem solchen
Koloß gegenüber zu stehen, und wenn ich das Gewehr zum Anschlag
hob, kam ich mir mit der winzigen Schlüsselbüchse vor wie ein Zwerg
gegen einen ungeschlachten Riesen. Schon wie er so dasteht, breit
und behaglich im Urwald oder in einem seiner Lieblingsaufenthalte,
einer Raphianiederung im Grasland, mit dem Schweif sich die Fliegen
abwehrend, die grofsen Ohren auf- und zukläppend, hin und wieder
eines der säulenartigen Beine hebend, während sich der tastende
Rüssel bald nach lin k s, bald nach rechts in . die Höhe reckt, Aeste,
Zweige, junge Bäume, die frisches Laüb oder wohlschmeckende Früchte
tragen, scheinbar ohne jede Kraftanstrengung fassend, biegend, brechend
und das Grünzeug mit dem Finger des Rüssels in das unersättliche
Maul verschwinden lassend: tr itt einem die richtige Verkörperung sich
H u t t e r , Wanderungen in Kamerun.