Pflanzenjahreszeiten.
sie Mungo Park vor 100 Jahren im Hinterland des Gambia gesehen,
so wälzen sieh auch heute noch über die Savannen des dunkeln
Erdteils die Flammenmeere dahin. . „Die im Dezember und Januar
aufflammenden Grasbrände“ — so schildere ich in meinem Tagebuche
diese Erscheinung —T „kündigen sich, aus dem Innern näher kommend,
schon Wochen voraus durch bräunlichen Duft an, der über der ganzen
Landschaft la g e rt Bisweilen bringt auch der Nordost ein förmliches
schwarzes Schneegestöber, indem er die verbrannten Grashalme vor
sich h e rtre ib t Tagsüber ist dann die Landschaft in Rauchwolken
gehüllt, abends aber fesseln das Auge prächtig schöne Bilder in
ih re r unendlichen, stets überraschenden Mannigfaltigkeit Dort loht
es auf, als riesenroter Hintergrund die Umrisse von Hütten, Bäumen
und Höhen scharf zeichnend, da brennt ein ganzer Berg, hier zieht
sich eine feurige Schlange durch’s breite Thal und kriecht dann
hinauf zur Höhe, und dort drüben endlich kommt es angewälzt in geschlossener,
riesiger Breite, gleich anrückenden Sturmkolonnen, und
das Prasseln des Feuers, das Freiwerden und plötzliche Verdampfen
der gebundenen Dünste und Flüssigkeit gleicht dem Geknatter der
Gewehre.“
Ueber eines aber war ich trotz dieser Grofsartigkeit anfänglich
eigentlich enttäuscht. Ich hatte von den amerikanischen Präriebränden
gelesen, dafs sie in rasender Eile dahinbrausen, und kaum die flüchtigsten
Tiere sich retten könnten! Hier in den Savannen Nord-Kameruns
geht das nicht so geschwind. Nicht blofs jeder Vierfüfsler, auch der
Mensch kann den Grasbränden, selbst bei grofser Nähe, mit Leichtigkeit
sich entziehen, höchstens dafs man hier und da ’mal ein bifschen
Laufschritt einschalten mufs.
Die Grasbrände werden meist von den Eingeborenen absichtlich gelegt
und unterhalten, um wieder freieren Ueberblick zu gewinnen, zur Rodung
und Düngung neu zu bebauender Flächen zugleich. Auch zu jagdlichen
Zwecken werden sie angezündet, und nebenbei fä llt doch auch manche
der häufigen Schlangen dem feurigen Element zum Opfer. Ich habe
me gesehen oder gehört, dafs das Feuer ihren Dörfern gefährlich geworden
wäre. Einmal liegen die Hütten doch nicht unmittelbar am
Grasrande; meist ist ein kleiner lichter Zwischenraum, oder Bananengruppen
stehen da und dort; und dann bilden die Flammen, in der
Nähe gesehen, stets nur schmale Feuersäume, so dafs sie sich an den
genannten Wehren rasch brechen.
Ein p a a r Wochen lang, nachdem die Grasbrände über eine Landschaft
weggegangen sind, bietet diese ein düsteres, abgestorbenes Bild.
Asche und verbranntes Gras decken den Boden und wirbeln bei dem
leichtesten Windhauch belästigend in die Höhe, halbverbrannte Halme
ragen da urid dort einzeln und büschelweise empor; scheinbar erstorben
liegt das Land; auch kein Tierleben regt sich mehr, nur die
Ameisen und Termiten haben in ihren unterirdischen Wohnungen oder
feuerfesten Hügeln den Brand ruhig über sich hinwegziehen lassen.
Aber nicht lange dauert das; die Tornadoperiode kündigt sich mit
einigen vorausgesandten tüchtigen Gewittern an , und bald, höchstens
drei bis vier Wochen nach den Bränden, gewähren die Hügel, Berge
und Thäler ringsum den lieblichsten Anblick mit ihrem zarten, jungen,
frischen Grün im neuen Pflanzenkleid um die weichen Formen: der
Tropenfrühling der Grasgebiete zieht in’s Land. Basch wächst und
spriefst alles au fs neue empor aus den Aschenfeldern, und wenn ein paar
Monate später die Regenzeit einsetzt, rauschen die Wassermassen nieder
auf die zu alter Höhe erstandenen Grasmeere. Während derselben
scheint ein förmlicher Stillstand im Wachstum der Bedeckung einzutreten;
grün und graugrün unverändert liegen die regenschweren
Flächen. Erst zu Ende der Regenzeit, zu Beginn der Trockenmonate
schmückt sich die Steppe mit den Farben des Tropenherbstes.
Das ist die Savanne Nord-Kameruns in ihrem Pflanzenkleid, welches
dem Lande das ihm eigene Gepräge verleiht.
Doch entbehren auch die eigentlichen Grasgebiete durchaus nicht
höherer Vegetation. In den Mulden und Thälern längs der zahlreichen,
quellfrischen Wasserläufe ziehen sich schmale W a ld stre ifen : dichter
Busch, Buschwald und hohes Schilf auf feuchtgrundigem, streckenweise
sogar sumpfigem Boden, dem Sand und Lehm und nicht zum letzten der
von den Hängen zu Thal geschwemmte Aschendünger aufserordentliche
Fruchtbarkeit verleihen. Diese Waldstreifen bleiben ewig frisch und
grün; die Grasbrände dringen nie in geschlossene Holzbestände, versengen
höchstens die Ränder. In ihnen erinnert uns die Natur, dafs wir eben
doch mitten in den Tropen uns befinden; als wollte sie fü r die sonst
so einfachen Pflanzenformen entschädigen, häu ft sie in diese in die
Thalsohlen eingesprengte Buschvegetation eine solche Ueberfülle von
Lebenskraft, dafs der Faden der Gesetzmäfsigkeit ganz zerreifst. Hier
finden wir die meisten Bekannten aus dem Buschwald der Waldlandstufe
wieder, nur die Lianen und die Oelpalme fehlen, sowie die walzenartigen
Bäume; auch der Rotholzbaum ist nicht vertreten zum Leidwesen
der Eingeborenen. An Stelle der Oelpalme tr itt eine andere
hohe Palme mit kleiner Büschelkrone (Hyphaene?), sowie niedriges
Stechpalmengebüsch. An den Rändern gegen das Gras zu wächst
Wald-
"bestände.