
 
        
         
		„Seifen“-: 
 baum. 
 Baumwollstaude. 
 Arzneipflanzen. 
 Bohnen  schmecken  mit  etwas  terpentinähnlichem  Beigeschmack.  —  
 Die  andere  Pflanze  möchte  ich  den  „Seifenbaum“  nennen.  Ein  etwa  
 2  m  hoher,  breitästiger  Baum  mit  scharf  gezackten  Blättern  und  
 starken  Dornen  trä g t  ähnliche  Früchte  wie  eben  beschrieben,  jedoch  
 etwa  apfelgrofs.  Sie  sind  ungenießbar;  aber  in  Wasser  weich  gekocht, 
   wird  das  Innere  zu  einer  schaumigen,  seifenähnlichen  Masse,  
 und  auch  als  solche  benutzt.  Außerdem  findet  die  rohe  Frucht  Verwendung  
 beim  Spinnen,  indem  sie  die  Stelle  der  bei  unserer  Spindel  
 üblichen  Holzkugel  vertritt.  —  Ob  diese  beiden  Pflanzenarten  nicht  
 auch  im  Waldland  Vorkommen,  weiß  ich  nicht,  halte  es  aber  fü r  
 wahrscheinlich. 
 Eine  weitere,  bemerkenswerte  Pflanze  wächst  gleichfalls  wild  in  
 den  eigentlichen  Grasgebieten,  aber  vereinzelt  und  in  nicht  bedeutenden  
 Mengen:  die  Baumwollstaude.  Die  Eingeborenen  kennen  sie  wohl,  
 und  ihre  einheimischen  Gewebe  geben  davon  Zeugnis.  In  Adamaua  
 soll  sie  regelrecht  als  Farmpflanze  gebaut  werdend 
 Endlich  habe  ich  noch  einer  Arzneipflanze  der  Baliländer  E rwähnung  
 zu  thun.  Auf  ihren  botanischen  Namen  kann  ich  sie  nicht  
 ansprechen;  aber  hier  ist  ihre  Beschreibung:  eine  binsenartige  
 Pflanze,  welche  in  e in em   cylindrischen,  langen,  grünen  Halm  aufschiefst; 
   der  Stengel  ist  innen  mit  kleinen,  weißen  Zellen  durchsetzt.  
 Der  medicinische  Teil  ist  der  Wurzelknollen,  braun  und  h a rt,  und  
 starken  aromatischen;  Geruch  besitzend.  Diese  Knollen  werden  getrocknet, 
   zu  Pulver  zerstoßen  und mit  Wasser  vermischt,  eingenommen.  
 Die  Leute  betrachten  das  Pulver  als  gutes  Mittel  gegen  Fieber  und  
 nennen  es  „ngola“.  —  Eine  weitere  Arznei,  äußerlich  angewendet  
 gegen  Hautausschläge  u.  s. w.,  habe  ich  selbst  mit  gutem  Erfolg  versucht; 
   vermag  aber  nicht  mehr  darüber  zu  berichten  als  die  Aussage  
 der  Leute,  d a ß   sie  aus  dem  Pflanzenreich  gewonnen  wird. 
 II.  Die  Menschen. 
 Grundverschieden  sind  in  jeder  Beziehung  die  Stämme  des Waldlandes  
 und  jene  der  eigentlichen  Graslandgebiete.  Sprachlich  mögen  
 sie  alle  der  Banturasse  angehören;  a ß   Lebewesen  mit  Fleisch  und  
 Blut,  in  d er  thatsächlichen  Wirklichkeit  s in d   die  Hochländer  ein  
 anderer  Menschenschlag.  Und  was  h a t  diese  Verschiedenheit  hervorgebracht? 
   Fa st  nur  der  geographische  Unterschied  mit  seinen  begleitenden  
 Umständen.  Hier,  wie  nicht  leicht wieder  so  klar  und  zwingend, 
   tr it t  dieses  völkerverändernde  Moment  in  seinen  Wirkungen  zu  
 Tage. 
 Berge, und  schwierige  Bodenbedeckungsarten  trennen, Wasser  und  
 günstige Bodenbeschaffenheit  und  -Bewachsung führen zusammen.  Auch  
 diese  Seite  des  geographischen  Momentes  zeigt  sich  hier.  Auf meiner  
 Marschkarte  (Kartenbeilage  2),  solange  sie  das Waldland betrifft,  konnte  
 ich mit  Bestimmtheit  die  völkerscheidenden Grenzen  angeben;  oben,  in  
 den  B aliländern,  ist  das  nicht  so  leicht.  Dort  unten  hausten  die  
 Stämme,  ja   deren  einzelne Ansiedelungen  fü r  sich:  der  Urwald,  durch  
 den  nur mühsam  gebahnte  Pfade  führen,  ß t   einer Völkergeselligkeit  im  
 weiteren  Umkreis,  mag  sie  nun  in  freundlichen  oder  gegenteiligen  Beziehungen  
 sich  äu ß e rn ,  feind.  Anders  oben  im  Grasland  mit  seiner  
 ungleich  leichteren  Gangbarkeit.  Mochten  und  mögen  die  Graslandstämme  
 in  friedlichen  Beziehungen  sich  näher  kommen  oder  in  kriegerischen  
 Verwicklungen  auf  einander  rumpeln;  in  jedem  Fall  schleifen  
 sich  die  den  einzelnen  Stämmen  vordem  eigenen,  ethnischen  Verschiedenheiten  
 mit  der Zeit mehr  oder weniger  ab.  Wie  der  verkehrsscheue  
 Mensch  mitten  in  der  sogenannten  „Gesellschaft“  lebend,  seine  
 Eigenart  bewahrt,  von  dieser  aber  verliert,  sobald  er  sich  in  den  Bannkreis  
 des  gesellschaftlichen  Nivellements  begiebt;  so  geht  es  auch  den  
 Völkern. 
 Deshalb  finden  wir  in  den  eigentlichen  Grasländern,  unterstützt  
 durch  die  Gleichartigkeit  der  g e o g r a p h is c h e n   Verhältnisse  auf  ausgedehnten  
 Gebieten,  eine  große  Gleichartigkeit  der  V o lk  e r Verhältnisse  
 in  kultureller  Beziehung  (dieses  Wort  in  seiner  weitesten  Bedeutung  
 genommen).  Erschwert  das  einerseits  die  Feststellung  von  
 zweifelsohne  vorhandenen  Völkerscheiden  auf  d ie s e r   Grundlage,  so  
 gestattet  es  andererseits  aber  auch,  bei  diesem  oder  jenem  Stamm  
 gemachte  ethnographische  Beobachtungen  mit  Fug  und  Recht  fü r  die  
 übrigen  a ß   zu  Gültigkeit  bestehend,  zu  bezeichnen. 
 a)  V ö lk e r s c h e id e n   u n d   -V e r s c h ie b u n g e n . 
 In  den  B a l i lä n d e r n   müssen  wir  nach  weiteren  Gesichtspunkten  
 uns  umsehen,  nach  denen  wir  die  immerhin  noch  unverkennbar  vorhandenen  
 Völkerverschiedenheiten  erklären  können.  Ein  solcher  ist  
 einmal  der  anthropologische  Unterschied,  soweit  noch  erkennbar  
 (Näheres  siehe  unten  S.  326  u.  f.);  ein  zweiter,  noch  mehr  wie  im  
 Waldland,  die  Sprache.  Auf  letzterem  gründet,  teilweise,  die  von  mir  
 entworfene Völkerkarte des eigentlichen Graslandes (auf Kartenbeilage 2).  
 Auf  Richtigkeit  in  dieser Beziehung  h a t  sie  Anspruch,  auf Vollständigkeit  
 nicht.  Es  würde  zu  weit  führen,  hier  das  aus  dem  Abschnitt  
 (VIII)  über  die  Sprachen  Einschlägige  hereinzunehmen;  ich  verweise 
 Gleichartigk 
 e it  der  
 Völkerverhältnisse. 
 Gesichtspunkte  
 für  
 Völkerscheiden.